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Finnisches Requiem

Finnisches Requiem

Titel: Finnisches Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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ihr euch tatsächlich eingebildet, daß echte Profis dem Versuch eines politischen Mordes unter diesen Umständen zustimmen würden? Verdammte Amateure. Die Sicherheitsvorkehrungen in Kopenhagen sind fast lückenlos. Und euer Exekutionskommando hat schon bewiesen, wie jämmerlich es ist.«
    Attila Horvát versuchte zu lächeln, aber es gelang ihm nur, seine dunklen Zähne zu entblößen. Was zum Henker sollte das? Es konnte doch nicht sein, daß Simmons auch ihn meinte, wenn sie sagte, alle müßten sterben. »Ich will mit Mitrano sprechen. Ich habe die Dinge direkt mit ihm vereinbart.«
    Simmons drehte ihren Kopf langsam von einer Seite zur anderen. »Ich bin Mike Mitranos Mitarbeiterin. Jakob Reimer und diese Angestellten des ›Grand Marina‹ übrigens auch. Sie wurden vor einem Monat aus Atlantic City hierhergeschickt. Die Familie Mitrano ist letztendlich auch der Eigentümer dieses Hotels. Und der Auftraggeber der Morde an den Kommissaren.« Simmons genoß wieder den Gesichtsausdruck der völlig konsternierten Menschen und ihre angstvollen Blicke. Nur der kahlköpfige Finne wirkte ganz ruhig.
    »Dein Ziel und das von Mitrano wird ohne den Mord an dem vierten Kommissar nicht erreicht.« Jugović mußte es wenigstens noch einmal versuchen. Er hatte acht Jahre in der Hölle des Balkan überlebt und wollte seine Tage nicht im Salon eines Kopenhagener Hotels beenden.
    »Doch. Es gab von Anfang an nur drei Objekte. Alles wurde dementsprechend geplant. Auch dieses Treffen und euer Tod. Mike Mitrano will nur sicherstellen, daß Ungarn der Europäischen Union beitritt.«
    »Wie hast du Horvát, Jugović und Saarnivaara dazu gebracht hierherzukommen, damit sie umgebracht werden können?« wollte Ratamo wissen. Simmons überlegte, ob sieihm antworten sollte. Sie warf einen Blick auf ihre Uhr: Zeit hätte sie. Warum sollte sie nicht erzählen, wie ein echter Profi arbeitete. Dieses Publikum würde nie etwas ausplaudern. Simmons brüstete sich damit, in ihrer Rolle als Kontaktperson im NBH Horvát und Jugović sowie anonym Saarnivaara die richtige Mischung von wahren und falschen Informationen zukommen gelassen zu haben. Es war ihr gelungen, die Männer aufeinander zu hetzen, und mit Reimers Unterstützung hatte sie dann dafür gesorgt, daß alle drei zu diesem Treffen erschienen. Simmons gab zu, daß sie auch die Morde an Drina und Hannele Taskinen organisiert hatte. Sie schien auf ihre Taten stolz zu sein.
    Pastor wandte den Kopf Simmons zu, sein Blick heftete sich auf die Frau. Ihn konnte nichts mehr überraschen. Er hatte das Ziel seiner Rache gefunden. Das war ein gutes Gefühl, obwohl er nun erfahren mußte, daß der Zweck der Morde an den Kommissaren darin bestand, den ungarischen EU-Beitritt zu sichern. Er würde sich dennoch rächen können.
    Nachdem Simmons einmal in Fahrt geraten war, genoß sie es, ihre Gäste zu quälen. Sie würden alle in diesem Salon sterben, denn es käme zwischen ihnen zu einer blutigen Auseinandersetzung. Dann wären alle Außenstehenden, die etwas von dem Auftraggeber der Morde an den Kommissaren und von der Familie Mitrano wußten, zum Schweigen gebracht. Niemand würde die Familie Mitrano verdächtigen, den Auftrag für die Morde an den Kommissaren erteilt zu haben.
    Es herrschte ein bedrückendes Schweigen. Die Gefangenen brauchten eine Weile, um all das zu verarbeiten, was Simmons ihnen gerade enthüllt hatte. Nach seiner Miene zu urteilen, schien Horvát am meisten zu leiden.
    »Das Exekutionskommando ist keine Gefahr für die Familie Mitrano. Sie können niemand anders als euch verraten.« Simmons wies auf Jugović und Saarnivaara.
    Jetzt fügten sich für Ratamo die einzelnen Teile zu einem Ganzen. Nun verstand er, warum Simmons im Verhörraum des NBH vor der Hinrichtung Peter Seppäläs umgefallen und ihm dann hinterhergerannt war. Simmons mußte ihm bis in den Metrotunnel gefolgt sein und Demeter versehentlich zuviel erzählt haben. Sein erster Eindruck erwies sich als richtig. Tamás Demeter war kein Verräter. Aber wie hatte es Simmons geschafft, das Beweismaterial zu manipulieren, damit die Mörder Seppäläs freigelassen wurden. Er hatte Angst.
    »Wie zum Teufel ist es dir gelungen, bis zur richtigen Stelle im FBI vorzudringen?« Trotz seiner Angst hörte man in Ratamos Stimme die Verachtung.
    »Genau wie im NBH – mit Beziehungen und mit Geld. Natürlich wußte niemand etwas von meinen Motiven.«
    Simmons erzählte, daß das FBI die Unterwanderung der Mafiafamilien in den

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