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Finnisches Requiem

Finnisches Requiem

Titel: Finnisches Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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war einer der Mörder von Sevilla und in Capri Chef der Gruppe gewesen, die den Anschlag unterstützt hatte. Jetzt mußte er der Turniermüdigkeit Tribut zollen. Vuk hingegen wäre gestern abend in einer Bar voller blonder und freizügiger skandinavischer Frauen fast durchgedreht.
    Ljubo gefiel das kühle Kopenhagen nicht. Vuk behauptete, hier gäbe es wie in Amsterdam Kanäle. Das wenige, was er von Kopenhagen gesehen hatte, stank nach Wohlstand. Alles sah hübsch und nett aus. Die kleinen, alten und bunten Häuser an den Ufern der Kanäle erinnerten an Pfefferkuchenhäuschen. Diese Menschen lebten wie in einem widerlich süßen Märchen. Ein Teil von ihnen würde heute aufwachen.
    Das Warten nervte, aber ein Profi wurde auch damit fertig. Ljubo rollte seine Jacke zusammen und setzte sich darauf. Ein anderes Polster gab es nicht.
    Er wäre nicht so ruhig gewesen, wenn er gewußt hätte, daß die Probleme schon ganz in der Nähe lauerten.

53
    »Das ist aber ein Andrang zu dieser Versammlung. Willkommen Arto Ratamo und … Lotte Stangerup.« Carol Simmons fand den Namen der Polizistin in deren Dienstausweis. »Jetzt sind sicher alle da. Unsere Freunde Akseli Saarnivaara und Zoran Jugović sind kurz vor Ihnen eingetroffen. Herr Horvát ist schon seit dem Vormittag hier. Mein Name ist Carol Simmons«, sagte sie und lächelte Stangerup selbstsicher zu. Dann erstarrte die Miene der Amerikanerin. »Seid ihr zu zweit gekommen?«
    Die Polizisten schauten sich und dann Simmons an. Stangerup sah blaß aus. »Wir haben Attila Horvát gesucht. Dafür braucht man keine ganze Kompanie«, sagte Ratamo leise.
    Simmons starrte ihn an und versuchte die Wahrheit herauszufinden. Schließlich flüsterte sie einem der Wächter Anweisungen ins Ohr, der Mann verschwand auf dem Gang.
    Horvát und Jugović wirkten schockiert. Beide hatten die Stimme von Carol Simmons erkannt. Die Frau war die Kontaktperson von »Krešatik« im NBH. Ihre Informationsquelle.
    Simmons schaute auf ihr Handgelenk. »Es ist jetzt fünfzehn Uhr siebenundvierzig. Für den Kommissionspräsidenten ist ein Platz in der Maschine um siebzehn Uhr fünf nach Brüssel reserviert. Wenn mich nicht alles täuscht, dann fährt er in einer Viertelstunde zum Flughafen. Bis dahin müssen wir leider warten.«
    Jugović stand auf, und der Lauf der Waffe des Wächters an seiner Seite richtete sich auf ihn. Er begriff nicht, worauf Simmons hinaus wollte, aber er hatte einen Trumpf in der Hand.
    »Wie du gerade gesagt hast, verläßt der Kommissionspräsident Slotsholmen jeden Augenblick. Wenn ich das Geld jetzt nicht bekomme, teilen wir dem Exekutionskommandomit, daß der vierte Mord nicht ausgeführt wird«, verkündete Jugović selbstsicher.
    Die Amerikanerin lachte düster. »Es wird keinen vierten Mord geben. Jedenfalls keinen vierten Mord an einem Kommissar. Ihr seid die letzten Opfer, und keiner von euch wird irgend jemandem etwas mitteilen.« Sie wies mit der Hand auf ihre Zuhörer.
    Außer den Wächtern starrten alle Simmons völlig entgeistert an. Das Licht, das durch die Panoramafenster hereinfiel, spiegelte sich in der lackierten Oberfläche des Verhandlungstisches und blendete Ratamo.
    »Ich melde der Polizei den Aufenthaltsort des Exekutionskommandos in der Strandgade, sobald der Kommissionspräsident losfährt, also kurz bevor es zuschlagen soll«, sagte Simmons. Sie konnte ihre Gefangenen nicht umbringen, bevor sie der Polizei das Exekutionskommando verraten hatte und sicher war, daß man es verhaftet hatte. Wenn irgend etwas schiefging, könnte sie Jugović und Saarnivaara möglicherweise noch brauchen oder müßte das Blutbad zwischen den Gefangenen an einem anderen Ort inszenieren. Sie war gezwungen abzuwarten.
    Zoran Jugović begriff, daß man ihn ganz und gar hinters Licht geführt hatte. Wenn der vierte Mord nicht benötigt wurde, dann war sein Leben keinen Pfifferling mehr wert. Er besaß nichts, was die Gegenseite brauchte, nichts, womit er handeln konnte. Das war aber auch alles, was er verstand. Welche Vollmachten hatte Simmons, daß sie so reden konnte? Wo steckte Jakob Reimer? Wieso drohte sie, auch Attila Horvát zu töten? Das erste Mal sah er in den Triefaugen des Ungarn Angst. Pastor hingegen saß ganz ruhig da, die Augen des verrückten Finnen brannten vor Haß. Was zum Teufel war hier im Gange?
    »Jetzt sterben nur noch all jene, die zuviel über die Morde an den Kommissaren wissen«, sagte Simmons leise. Sie genoßungeniert ihre absolute Macht. »Habt

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