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Finnisches Roulette

Finnisches Roulette

Titel: Finnisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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das vertrat, was er seit seiner Kindheit haßte. Er wußte alles über den Killer.
    Wim de Lange hatte seine Laufbahn in den siebziger Jahren bei BOSS, dem Sicherheitsdienst Südafrikas, begonnen und erbarmungslos sowohl schwarze als auch weiße Gegner der Apartheid ermordet. 1983 beging er eine Dummheit und beteiligte sich an einem von Oberst Michael Hoare eingefädelten Versuch, die Regierung Südafrikas zu stürzen. Natürlich wurden sie gefaßt. De Lange kam jedoch dank seiner Verbindungen zum Netzwerk der Buren davon, erhielt eine Stelle bei der Sicherheitspolizei und wurde Mitglied der Gruppe »Vlakplaas«, eines der vielen Killerkommandos der Sicherheitspolizei.
    Der lauter werdende Fernsehkommentator übertönte das Stimmengewirr in der Kneipe. Auf dem riesigen Projektionsbildschirm wurden am laufenden Band Galopprennen übertragen, obwohl anscheinend niemand hinschaute. Magadla konzentrierte sich auf die nächste Operation. Morgen würde die zweite Phase von Nelsons Plan zur Eroberung der H & S Pharma beginnen. Eero Ojalas Aktien durfte Anna Halberstam auf keinen Fall bekommen, sie brächten ihr die Entscheidungsgewalt in dem Unternehmen. Magadla hatte kein Mitleid mit der Frau, die besiegt werden mußte. Ihre Gier nach einer Verlängerung des menschlichen Lebens stand im Widerspruch zu den Naturgesetzen. Und ihr Egoismus widerte ihn an, das Weib wollte zweihundert Jahre altwerden, während die Menschen in manchen Ländern Afrikas glücklich sein konnten, wenn sie ihren vierzigsten Geburtstag erlebten.
    So wie Nelson wollte auch Oberst Agron verhindern, daß Ojala seine Aktien Anna Halberstam überließ. Doch Agron wollte Ojala umbringen, Nelson hingegen hatte Magadla befohlen, Ojala zu verraten, daß er in Lebensgefahr schwebte, wenn er versuchte, der Frau seine Aktien zu übergeben. Nelson nahm vermutlich an, daß dem Finnen letztlich sein Leben wichtiger war als irgendein Gemälde.
    Oberst Agron und Nelson vertraten gegensätzliche Ideen: die Gewalt und die friedliche Veränderung. Nelson akzeptierte Gewalt nur im äußersten Notfall. Deswegen durfte de Langes Gruppe niemanden töten.
    Magadla beschloß, noch ein Bier zu trinken, bevor er Ojala anrief, obwohl sich die HIV-Medikamente und der Alkohol nicht miteinander vertrugen. Seine Gedanken schweiften wieder einmal ab und landeten bei Nelson. Wer war der Mann? Sie sprachen immer Englisch, aber das war nicht Nelsons Muttersprache. War er ein Deutscher? Magadla schreckte auf, als er den Lärm einer Gruppe Betrunkener hörte. Ein etwa zwanzigjähriger Mann mit Pferdeschwanz, der eine mit Nieten geschmückte Lederweste trug, kam drohend auf ihn zu. Seinen Kopf bedeckte ein straff gebundenes schwarz-weißes Tuch.
    Er setzte sich auf einen Barhocker und starrte auf Magadlas Finger, die auf den Tisch trommelten. »Rufst du zu Hause in Afrika an?« sagte der Mann grinsend. »Geht jemand in der Buschrepublik Kongo ran?«
    Magadla musterte ihn kurz mit einem abschätzenden Blick. »Dies hier sind Finger«, sagte er wie zu einem kleinen Kind und hob die Hand. Dann holte er sein Handy aus der Brusttasche und zeigte es dem Störenfried. »Das wiederum ist ein Telefon«, erklärte er, nahm einen Schluck Bier undwartete ein paar Sekunden. »Verstehst du jetzt, wie sich Finger und Telefon voneinander unterscheiden?« fragte Magadla das verblüffte Großmaul. »Vielleicht ist es am besten, wenn wir das Ganze noch einmal wiederholen.« Magadla genoß es, zu beobachten, wie der Gesichtsausdruck des Mannes immer angespannter wurde. »Finger, Telefon, Finger, Telefon …«, sagte er und hielt ihm abwechselnd seinen Mittelfinger und sein Handy direkt vor die gerötete Visage.
    Der Mann wollte Magadla mit dem Bierglas ins Gesicht schlagen, aber die schwarze Hand packte ihn am Handgelenk und hielt den Arm fest. Die Linke preßte Magadla ihm auf die Luftröhre. Das Bierglas fiel herunter, als der Mann nach der Hand an seinem Hals griff. Im selben Augenblick spürte Magadla, wie in seinem Kopf der Schmerz explodierte und Blut über seine Kopfhaut floß.
     
    Das Foltern mit Farben war also auch in Polen erlaubt, dachte Wim de Lange, als er seinen Blick über die an Preiselbeerbrei erinnernde Farbe der Wände, den dunkelbraunen Fußboden und das abblätternde Orange der Decke seines Zimmers im Hotel »Žaczek« wandern ließ. Er setzte sich auf das Bett, dessen Federn knarrten. Dann zog er den Knopfhörer aus dem Ohr, nahm das über dem Schlüsselbein festgeklebte Mikrofon ab und

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