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Finnisches Roulette

Finnisches Roulette

Titel: Finnisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Lampe hingen gelbe Fransen. Die Farbe an den Wänden blätterte ab, das erinnerte Laura an die Renovierung ihrer Wohnung, und sofort war die Verzweiflung wieder da.
    Schwermütige, schöne Musik, gespielt von Geige, Harmonika und Baß, empfing Laura, als sie zurückkam. Sie bestellte bei der lächelnden Wirtin ein zweites Glas trockenen Weißwein und setzte sich wieder an ihren Tisch.
    »Das ist der Stolz von Kraków, die Klezmer-Gruppe Kroke. Die Jungs haben sogar in einem Film von Spielberg musiziert«, erzählte die Wirtin in ihrem schlechten Englisch, als sie Laura das Weinglas reichte und deren konzentriertenGesichtsausdruck bemerkte. Laura stellte aus Höflichkeit eine Frage, aber die Unterhaltung stockte und endete schließlich ganz, weil die Wirtin Hemmungen hatte, englisch zu sprechen, und Laura nichts über Klezmer wußte.
    Laura bereute es, daß sie Sami nichts von ihrem Erbe erzählt hatte. Das war das eine ihrer Geheimnisse. Ihre Beziehung würde sicherlich einen Riß bekommen, wenn Sami hörte, daß er freigekauft worden war. Möglicherweise würde sie es Sami auch nicht erzählen, vielleicht wäre das dann ihr drittes Geheimnis. Doch sie begriff sofort, daß Sami ja wohl oder übel den Grund seiner Freilassung erfahren würde.
    Eine Sorge löste die andere ab: Was durfte sie der finnischen Polizei erzählen? Laura kaute in Gedanken am Nagel ihres Zeigefingers. Milewics hatte ihr verboten, von der Erpressung zu sprechen, aber sie mußte doch irgendwie erklären, wie sie zu der CD gekommen war. Sollte sie von Samis Schulden erzählen? Laura war so müde, daß sie nicht klar denken konnte. Eines jedoch wußte sie genau: Für sie war die Sache damit nicht erledigt. Sie würde sich ihr Leben nicht von Anna zerstören lassen.
    Eine junge Mutter schob ihren Kinderwagen durch die offene Tür ins Café, band einen lebhaften Dalmatiner mit der Leine an ein Stuhlbein und setzte sich für einen Augenblick in den Schatten. Die Hitze drang von der Straße herein. In kurzer Zeit hatte der Hund seine Leine um die Räder des Kinderwagens und die Stuhlbeine gezogen und saß fest. Stuhl und Tisch schwankten so, daß die Glastür und die Spiegel in Gefahr gerieten, aber die Mutter wiegte ihr Kind in den Schlaf und bemerkte nichts. Laura streichelte den Hund, griff nach seinem Halsband und legte die Leine frei.
    Plötzlich fiel ihr ein, daß Milewics gesagt hatte, Samihabe sich während der Zeit in Mitteleuropa wegen Drogen und beim Glücksspiel verschuldet. Eine unsinnige Behauptung. Oder schämte sich Sami seiner Vergangenheit zu sehr, als daß er darüber sprechen konnte? Laura wußte selbst ganz genau, wie schwierig es war, jemandem seine Geheimnisse zu offenbaren. Doch Drogen hatte Sami nie genommen, da war sich Laura sicher. Warum log Milewics?
    Sie mußte stark bleiben, bis sich alles geklärt hatte. Sami saß immer noch in Haft, und Laura hatte nur Milewics’ Versicherung, sie selbst sei in Sicherheit. Sie fürchtete, daß noch nicht alles vorbei war, nie war alles vorbei.
    18
    Masilo Magadla saß in Mac Gowan’s Pub im Frankfurter Nordosten. Er liebte das Guinness und die Atmosphäre der irischen Pubs, sie hatten die ganze Welt erobert, und das vermittelte einem irgendwie ein Gefühl der Sicherheit. Außerdem regnete es, deswegen waren die Biergärten Frankfurts gähnend leer.
    Sein Telefon klingelte.
»Ulale kakuhle«,
sagte Magadla lächelnd auf Xhosa, wechselte aber sofort ins Englische, als er die Stimme Wim de Langes hörte.
    Laura Rossi sei endlich in ihrem Hotel angelangt. De Lange hatte sich vergewissert, daß Oberst Agrons Killer der Frau nicht gefolgt seien, und deswegen gewagt, die Finnin im Hotel »Cracovia Orbis« zu lassen. Er versicherte ihm, daß seine Männer Laura Rossi weiter bewachten.
    Magadla gab ihm neue Anweisungen. Die Sicherungsgruppe sollte für den Fall nach Verona fliegen, daß Eero Ojala, auch nachdem er von Anna Halberstams Plan erfahren hatte, trotzdem in die italienische Stadt reisen würde. Das war äußerst unwahrscheinlich, aber möglich.
    Magadla wünschte ihm viel Glück, beendete das Gespräch, schlürfte sein Bier und wischte den Schaumschnurrbart mit dem Handrücken ab. Jetzt behandelte ihn de Lange wie einen ebenbürtigen Menschen, er hatte jedoch den Verdacht, daß sich nur die Umstände geändert hatten, nicht der Mann selbst. De Langes Sicherungsgruppe war in Kraków sehr erfolgreich gewesen. Magadla erschien es merkwürdig, daß er nun einem Mann vertraute, der all

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