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Finnisches Roulette

Finnisches Roulette

Titel: Finnisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Falls man Laura Rossi erpreßt hatte, dann waren die Täter äußerst geschickt vorgegangen. Sie hatte für ihre Aktien eine angemesseneEntschädigung erhalten, und der Kaufvertrag war ordnungsgemäß ausgefertigt. Wenn die Helfer von Jerzy Milewics bezeugten, daß Laura Rossi den Kaufvertrag freiwillig unterschrieben hatte, und wenn sie außerdem leugneten, etwas von einer CD zu wissen, würde man eine Erpressung wahrscheinlich nie beweisen können. Dann stünde Aussage gegen Aussage, die von Laura gegen die von Milewics und seinen Zeugen, las Ratamo aus seinen Notizen vor.
    »Im kriminaltechnischen Labor wurden auf der CD nur Laura Rossis Fingerabdrücke gefunden«, sagte Saara Lukkari und bestätigte damit Ratamos Bewertung.
    Ratamo beobachtete seine Kollegin, als sie aufstand und vom anderen Ende des Tisches eine Flasche Mineralwasser holte. Ihr ebenmäßiger Körper zeichnete sich bis in die Einzelheiten unter dem enganliegenden T-Shirt und den Jeans ab. Er nahm sich vor, sofort nach dem Abschluß dieser Ermittlungen mit dem Training zu beginnen.
    »Und Verona, was gibt es Neues aus Italien?« Wrede starrte Ratamo an.
    »Vielleicht kann ich zuerst die Zusammenfassung von Eero Ojalas Personenprofil vorlesen. Es ist eines der kürzesten, das ich je gesehen habe«, schlug Saara Lukkari vor und faßte für ihre Kollegen innerhalb einer Minute die Eckpfeiler von Ojalas einsamem Leben zusammen. »Wirklich ein ödes Leben, oder?« fragte sie Ratamo.
    Ratamo antwortete nicht, im Moment sehnte er sich selbst gerade nach Ruhe und Einsamkeit. Er bereute es, daß er sich bei Ketonen über zu wenig Leute beklagt und so dafür gesorgt hatte, daß Wrede Leiter der Ermittlungen wurde. Die Lockerheit war dahin. Er stopfte sich einen Priem unter die Lippe und sah zu seiner Freude, wie Wrede die Nase rümpfte.
    Vom Blut des im Gesicht getroffenen Mannes würde man eine DNS-Probe erhalten, berichtete Ratamo. Augenzeugender Schießerei gebe es nicht, also vermutete die Polizei von Verona, daß es sich um eine interne Auseinandersetzung der Mafia handelte. Die Italiener teilten mit, daß sie im Krankenhaus vor dem Zimmer des Finnen sicherheitshalber einen Wachposten aufgestellt hatten. Zum Schluß las Ratamo vor, Ojala sei immer noch bewußtlos.
    »Und jetzt nach Deutschland«, rief Wrede. »Der deutsche Nachrichtendienst hat sich sehr für eine eventuelle Verbindung zu Arabern interessiert. Die Leute vom BND haben versprochen, morgen mit Anna Halberstam, mit dem Anwalt, der Future Ltd. vertritt, und mit Sabine Halberstam zu sprechen.« Der Schotte schien mit sich zufrieden zu sein.
    »Wissen wir schon etwas über Future Ltd.?« fragte er. Bevor jemand antworten konnte, hörte die Klimaanlage auf zu surren und knatterte eigenartig. Der Schotte öffnete die Tür zum Gang, denn der schallisolierte Raum A 310 war dicht wie eine Muschel, und in der Ratakatu 12 herrschte eine brütende Hitze.
    »Nach wie vor leider nur, daß die Firma in Liberia registriert ist«, antwortete Saara Lukkari. »Ich habe über Interpol schon dreimal Informationen angefordert. Nach Ansicht der dortigen Kollegen werden wir die kaum bekommen, oder es wird zumindest lange dauern. Angeblich wäre die Situation eine andere, wenn man Future Ltd. beschuldigen würde, irgendein Verbrechen begangen zu haben.«
    Wrede schnaufte verärgert. »Ein Unternehmen kann man nicht beschuldigen. Wir müßten wissen, wem der Laden gehört.« Seine Stimme wurde lauter.
    »Deswegen brauchst du mich nicht anzuschreien«, erwiderte Saara Lukkari.
    »Diese verdammten Araber machen mir Sorgen«, sagte Wrede, um seine Gereiztheit zu rechtfertigen. »Die Gentechnologie kann auch für den Terrorismus verwendet werden.Aber wir haben ja einen Experten hier. Um welche Risiken handelt es sich im schlimmsten Fall?« fragte der Schotte und schaute Ratamo durchdringend an.
    Ratamo sah, daß auch Saara Lukkari auf seine Antwort wartete. »Für einen fähigen Molekularbiologen ist die genetische Manipulierung tödlicher Bakterien und Viren so einfach, daß man sich selbst bei lebhafter Phantasie nur schwer vorstellen kann, wozu die Planer von Biowaffen künftig imstande sein werden.« Ratamo beschloß, ein Beispiel anzuführen, und erzählte von dem durch australische Forscher entwickelten Mittel zur Sterilisierung von Mäusen, als dessen Träger Mäusepockenviren verwendet wurden. Wenn man in die Viren ein zusätzliches Gen einfügte, dann passierte es: Der genmanipulierte Pockenvirus zerstörte

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