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Finnisches Roulette

Finnisches Roulette

Titel: Finnisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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ihnen, wie sie zu den Aufzügen und in die zweite Etage gelangten.
    Auf dem Flur des Ospedale Civile Maggiore roch es nach Desinfektionsmitteln wie in allen anderen Krankenhäusern der Welt. Dieser stechende Geruch weckte sicher nur bei wenigen Menschen angenehme Erinnerungen.
    Das Zimmer Ojalas wurde von einem jungen Mann in der repräsentativen Uniform der italienischen Polizei bewacht. Ratamo zeigte ihm seinen Dienstausweis. Der Italiener schrieb gerade die Namen der Besucher in ein Notizbuch, als urplötzlich Alessandro Mascari aus dem Zimmer kam.
    Mascari begrüßte seinen finnischen Kollegen wie einen verloren geglaubten Bruder. Nur mit großer Mühe konnte Ratamo dem Kuß auf die Wange ausweichen. Alles hatte seine Grenzen. Mascari erzählte, daß er Ojala ein Telefon besorgt hatte. Dann wechselten die Polizisten ein paar Worte zum Stand der Ermittlungen, vereinbarten ein Treffen am späten Nachmittag, und Mascari verschwand aufdem Flur. Seine Golfhosen sorgten sogar bei dem Polizisten vor Ojalas Zimmertür für Heiterkeit.
    »Was machst du denn hier?« fragte Ojala lächelnd, als Laura ihm um den Hals fiel. Er sah blaß und schwach aus.
    Es dauerte eine Weile, bis die Geschwister ihre Gefühle wieder unter Kontrolle hatten. Schließlich drückte Laura ihrem Bruder einen Kuß auf die Stirn, und Ojala wirbelte kurz ihre Rastalocken durcheinander. Die Emotionen legten sich wieder, als Laura ihrem Bruder den Ermittler der Sicherheitspolizei vorstellte.
    Nachdem Laura berichtet hatte, was ihr in den letzten Tagen alles widerfahren war, erzählte Ojala aufgeregt seine eigene Geschichte und das, was er soeben von Mascari erfahren hatte. Schließlich redeten beide Geschwister gleichzeitig und beschimpften ihre Tante Anna mit Worten, mit denen selbst ein Diktator selten bedacht wird.
    Ratamo nahm das Steuer in die Hand und befragte Ojala systematisch nach den Einzelheiten der Schießerei. Ojala rekapitulierte die Ereignisse in der Via Scudo de Francia und berichtete stockend. In seinem Kopf herrschte noch ein wirres Durcheinander. Ratamo erfuhr nichts von entscheidender Bedeutung, egal, aus welchem Blickwinkel er auch fragte.
    Eine halbe Stunde war verstrichen, man hatte alles Erzählte besprochen, aber Laura war immer noch nicht zum eigentlichen Anlaß ihres Besuchs vorgedrungen. Ratamo beschloß, das Gespräch in diese Richtung zu lenken. »Sollten wir deinem Bruder jetzt nicht sagen, daß er immer noch in Lebensgefahr schwebt?« Er schaute Laura fragend an.
    »Ja. Vielleicht weißt du ja schon, daß du auf deine Aktien verzichten mußt, wenn du das Gemälde der Schjerfbeck haben willst«, sagte Laura zu ihrem Bruder, so als wäre es eine ganz belanglose Bemerkung, dabei zerknüllte sie jedoch vor Anspannung das Bettlaken.
    Ratamos Gesichtsausdruck verriet, wie verblüfft er war. Was zum Teufel sollte das? Laura mußte doch etwas ganz anderes sagen, sie sollte ihren Bruder überreden, die Schenkungsurkunde zu unterschreiben und seine Aktien in einer Anwaltskanzlei zu hinterlegen. Wenn Laura nicht die Wahrheit sagt, überlegte er, dann mach ich es eben.
    »Jemand hat deine Schwester angerufen und ihr erzählt, daß dein Leben in Gefahr ist, solange du deine Aktien besitzt oder Anna Halberstam übergeben willst.« Ratamo erklärte Ojala ausführlich alles, was er von Laura gehört hatte. Eero wirkte zunächst überrascht, dann verwirrt. Er schaute Laura an und wartete auf eine Erklärung.
    »Kann ich einen Augenblick mit meinem Bruder unter vier Augen sprechen?« fragte Laura.
    Ratamo sah die Bedrängnis und die Angst in Lauras unsicherem Lächeln. Warum hatte die Frau ihre Meinung geändert? Irgend etwas war passiert. Schon wieder. Ratamo überlegte, ob er es erzwingen konnte, in dem Zimmer zu bleiben. Er wollte es zumindest versuchen: »Vom Standpunkt der Ermittlungen wäre es besser, wenn ich bliebe.«
    »In dem Fall rufe ich Eero vom Hotel aus an. Du kannst uns nicht daran hindern, unter vier Augen miteinander zu sprechen«, sagte Laura freundlich, aber entschlossen.
    Ratamo verließ den Raum. Er konnte die Geschwister zu gar nichts zwingen, in Italien besaß er nicht einmal die Befugnis dazu. Was nur führte Laura im Schilde? Er ließ die Tür einen Spalt offen, lehnte sich an die Wand und versuchte die Geschwister zu belauschen, aber die Tür fiel krachend ins Schloß, so daß die Scheibe klirrte. Ratamo nickte einem lächelnden alten Mann zu, der einen Rollator vor sich herschob.
    Laura setzte sich auf die

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