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Finnisches Roulette

Finnisches Roulette

Titel: Finnisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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explodierten Raketen …
    Oberst Agron legte sich auf den Fußboden, machte fünfzig Liegestütze und beschloß, dem Kommando neue Anweisungen zu erteilen. Es sollte nach gründlicher Vorbereitung in dem Veroneser Krankenhaus ohne Rücksicht auf Unbeteiligte zuschlagen. Nur der Tod Eero Ojalas würde dafür sorgen, daß die nächste Etappe in Dan Goldsteins Plan beginnen konnte.

MITTWOCH
    35
    Das aus den Dolomiten herabströmende Wasser der Adige glänzte in der Morgensonne hellgrün, aber die Aussicht auf die schöne Landschaft konnte Eero Ojala nicht beruhigen. Die Medikamente und der hämmernde Kopfschmerz beeinträchtigten sein Denken immer noch. Wenn er das schlechte Englisch des Arztes richtig verstanden hatte, dann würde die Schußwunde schnell heilen, und auch die Folgen der Gehirnerschütterung verschwänden durch viel Ruhe in Kürze. Möglicherweise konnte er das Krankenhaus schon morgen verlassen. Er hatte ständig einen trockenen Mund, das lag anscheinend an den Medikamenten.
    Über den Fluß waren Stahlseile gespannt, an denen blaue und rote Holzstangen hingen, zwischen denen sich Wildwasserkanuten beim Slalom hindurchschlängelten. Ein junger Mann mit gelbem Helm war schon das drittemal von der Strecke abgetrieben worden, bemerkte Ojala. Aus irgendeinem Grund fühlte er sich einsam. Das geschah selten bei einem Menschen, der sich freiwillig von allem zurückgezogen hatte. Er hielt keinen Kontakt zu seinen Bekannten, und auch mit Laura sprach er nur ein-, zweimal im Jahr. Sicherlich kam er sich so verlassen vor, weil er im Krankenhaus lag, hier spürte man die Nähe des Todes, und diese Reise traten alle allein an. Hatte sich Elli so gefühlt, als sie wegen ihrer Hüftverletzung ins Krankenhaus mußte?
    Die Ereignisse vor der Galleria dello Scudo fielen wieder über ihn her, obgleich er mit aller Macht versuchte sie zu verdrängen. Jetzt erinnerte er sich, wie die dunkelhaarigenMänner ihre Waffen auf ihn richteten und wie der breitschultrige Mann mit dem Bürstenhaarschnitt zu ihm gerannt kam, als lebender Schild. Aber warum? Hatten sich die Schützen in der Person geirrt?
    Ojala massierte seine Schläfen, als sich der Kopfschmerz in die Augen bohrte. Irgendeine Erklärung mußte sich doch für das Geschehen finden. In Italien wurden ja wohl Kunstfreunde nicht zum Vergnügen auf offener Straße niedergeschossen, obgleich das Land als Wiege der Mafia und Mekka der Kunst galt. Vielleicht war er doch nur zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen. Was immer auch der Grund für den Zwischenfall sein mochte, er mußte Dr. Alfredo Cavanna finden. Es wunderte ihn, daß der Mann nicht auf seine Anrufe reagierte; unter der Nummer von Cavanna erreichte man niemanden. Er fürchtete schon, die einmalige Chance könnte ihm aus der Hand gleiten. Von ganzem Herzen hoffte er, daß das »Mädchen auf dem Sofa« immer noch zum Verkauf stand und daß er wach blieb, bis Laura eintraf. Was, um alles in der Welt, machte seine Schwester in Verona? Eilte Laura ihm wieder zu Hilfe, wie früher?
     
    Laura Rossi faltete den Stadtplan zusammen und steckte ihn ein. »Das ist es«, rief sie Ratamo zu, mit seinem Orientierungssinn kam man nicht einmal durch eine Drehtür. Das Hotel »Italia« lag sehr günstig. Bis zum Krankenhaus waren es nur ein paar hundert Meter. Bald würde Laura ihren Bruder sehen.
    Das Ospedale Civile Maggiore sah aus, als wäre es vom Zentralkomitee der Kommunistischen Partei der Sowjetunion erbaut worden, nur die Wachposten mit der Hammer-und-Sichel-Kokarde fehlten vor dem protzigen grauen Gebäude. Warme Windböen wirbelten den trockenen Staub auf.
    Laura gingen die Ereignisse der letzten Stunden immer noch durch den Kopf. Ratamo hatte ihr beim Frühstück ein von der SUPO geschicktes Bild gezeigt; sie kannte den Mann, es war Jerzy Milewics aus Kraków. Von Ratamo erfuhr sie, daß es sich um Konrad Forster handelte, Anna Halberstams persönlichen Assistenten. Laura war es zuwider, Annas Anweisungen zu folgen und Ratamo Samis Entführung zu verschweigen, aber sie war gezwungen, zu tun, was die Entführer verlangten. Sami mußte gerettet werden, und deswegen war es ihr egal, was der »Freund« wollte, der es auf die Aids- und Malariamedikamente abgesehen hatte. Schon dreimal hatte sie ein Gespräch nach seinem Anruf unfreundlich mitten im Satz abgebrochen.
    An der Information des Krankenhauses sagte Laura, daß sie Eero Ojala besuchen wollten. Die Diensthabende rief irgendwo an und erklärte

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