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Finns Welt - 01 - Finn released

Finns Welt - 01 - Finn released

Titel: Finns Welt - 01 - Finn released Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann
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Raid ist viel spannender«, sagt Flo, »Sie müssen sich das mal vorstellen. Da sitzen so um die fünfunddreißig Leute überall auf der Welt vor dem Rechner und kämpfen zusammen. Das ist voll taktisch und dramatisch und alles.«
    »Und wenn ich von A nach B will, mach ich das Moped an«, sagt Dustin, der wohl eine Lösung für sein Rotzproblem gefunden und den Schnodder runtergeschluckt hat.
    »Ich sag’s nur«, sagt Herr Broich, »von mir aus könnt ihr auch weiter mit dem Roller Brötchen holen fahren. Aber beschwert euch nicht, wenn ihr dann eine Fünf im Turnen bekommt.«
    Jetzt grummeln doch alle, Ronaldo hin oder her. Herr Broich winkt Dustin ans Reck. Die Stunde wird lang.

DIE KATZEN
    »Also, ich fand das gar nicht so schlecht, was der Broich da gesagt hat«, sage ich auf dem Heimweg. Der Bus hat uns gerade ausgespuckt. Neben der Haltestelle wachsen Margeriten in großen Büscheln.
    »Mit dem Rausgehen und so, das finde ich logisch«, spreche ich weiter, weil Lukas und Flo schweigend die Straße entlangschlurfen. Lukas kickt einen Stein zur Seite. Flo hat sein DS aufgeklappt und versucht schon seit der Busfahrt, erneut das Labyrinth zu lösen, das er in der Umkleide abbrechen musste. »Mit der Steinzeit und der Kletterei und alles. Das klingt sinnvoll.«
    »Das führt doch zu nichts«, sagt Lukas. »Wenn ich ein Fußballspiel habe, dann kämpfe ich und mache Tore und am Ende haben wir drei Punkte oder einen Punkt oder keinen und die Tabelle verändert sich. Das ist ein Ergebnis.«
    »Ja«, pflichtet Flo ihm bei, »und wenn ich WoW spiele, levele ich meine Figur auf. Mit jedem Schritt, den ich mache, wird sie stärker und erfahrener. In vierundzwanzig Stunden Spielzeit, also Nettospielzeit, bring ich einen Charakter auf Level vierunddreißig.«
    »Boah«, schimpfe ich, »das Leben dreht sich doch nicht nur um Zahlen!«
    »Ach nein?«, fragt Flo. »Tut es das nicht? Dann muss ich Frau Kobol sagen, dass es keine Rolle mehr spielt, ob wir eine Sechs oder eine Eins kriegen.«
    »Ja«, sagt Lukas, »und ich sage meinem Vater: Warum haben wir nicht längst einen Maserati? Die Zahlen auf deinem Konto spielen doch keine Rolle, oder?«
    »Also, wenn du schon ’nen teuren Feuerstuhl holst, dann doch wenigstens einen Porsche«, meint Flo.
    Lukas verdreht genervt die Augen. »Was ist das denn für ein bescheuertes Wort, Feuerstuhl? Das sagt man höchstens bei Motorrädern und dann auch nur vor ungefähr hundertzwanzig Jahren.«
    »Jetzt haltet einfach beide eure Klappe!«, sage ich. Wir sind wieder am Acker angekommen und ich lasse kurz meinen Blick darüberschweifen, als würde dort tatsächlich ein verletztes Reh auftauchen. Als wäre meine Geschichte von gestern Morgen Wirklichkeit. Es ist kein Reh zu sehen. Dafür aber Bauer Brockmeyer, dem das Gelände gehört. Er tuckert so langsam auf seinem Trecker an uns vorbei, als wäre er fast eingeschlafen. Er lenkt mit links und hält mit der rechten Hand einen Sack fest, der neben ihm auf dem breiten Sitz klemmt.
    »Ich spreche nicht von einem Porsche Cayenne«, fängt Flo wieder an.
    »Das will ich dir auch geraten haben, sonst hätte ich dich auf der Stelle in diesem Acker beisetzen müssen«, sagt Lukas. »Schon aus Prinzip!«
    »Wartet mal!«, rufe ich. Der Traktor ist bereits an uns vorbei und gurgelt die Straße hinab. Schon als er auf unserer Höhe war, wusste ich, was ich im Trecker gesehen hatte, aber manche Dinge brauchen einen Moment, bis sie einem wirklich ins Bewusstsein sickern. »Kommt mit!«, sage ich. Nach wenigen Schritten holen wir den Traktor ein und laufen parallel neben ihm her.
    »Seht ihr den Sack?«
    »Welchen Sack?«, will Lukas wissen.
    »Den Hodensack des Landwirts!«, schreie ich und Lukas verdreht die Augen. »Welchen Sack wohl, ihr Blindfische?«
    Flo entdeckt ihn zuerst. Ein großer alter Kartoffelsack neben dem Sitz. »Der Sack zappelt ja!«
    »Eben«, sage ich und rufe laut: »Herr Brockmeyer, halten Sie an!« Doch der Bauer starrt weiter müde auf die Straße. Ich werfe einen schnellen Blick Richtung Boden, nehme im Laufen einen Stein vom Straßenrand auf und schleudere ihn gegen den Rost der Maschine. Bauer Brockmeyer bremst ab, schaltet den Motor aus und funkelt uns mit seinen kleinen Knopfaugen wütend an. »Was soll das, ihr Bengel?«
    »Hörst du?«, sagt Flo zu Lukas. »Bengel! Das ist ein altes Wort. Nicht Feuerstuhl. Feuerstuhl ist vollkommen gültig.«
    »In deiner Fantasiewelt vielleicht«, sagt Lukas. »Da fahren

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