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Finns Welt - 01 - Finn released

Finns Welt - 01 - Finn released

Titel: Finns Welt - 01 - Finn released Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann
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einen kurzen Augenblick liegen und krabbelt schließlich davon.
    Ich versuche es freiwillig als Nächster, um von Flos Schande abzulenken. Bei den ersten beiden Versuchen merke ich, dass der Schwung auch bei mir nur bis zur Hälfte reichen würde. Also breche ich ab. Beim dritten Mal schleudert es mich um die Stange und über die Matte hinaus. Ich erwische sie nur halb und knalle auf den Boden. »Uff!«, ächze ich, rapple mich hoch und greife mir ins Kreuz.
    »Hast du auch Rücken?«, fragt Lukas lachend.
    »Ich hab auch Rücken!«, bestätige ich.
    »Flo hat nicht mal Rücken«, sagt Lukas halblaut, »der hat Körper.«
    Flo zeigt Lukas vom Hallenboden aus den Mittelfinger. Lukas streckt ihm die Zunge raus. Herr Broich schüttelt den Kopf. »Was macht ihr eigentlich, wenn ihr mal auf der Flucht seid?«
    »Vorwärts über den Zaun springen«, sagt Dustin.
    »Ich nicht«, sagt Flo, der immer noch auf dem Boden sitzt und uns ansieht wie ein Molch, »ich suche mir extra eine Stelle, wo eine Stange ist, drehe mich dann noch mal um, schaue meine Verfolger höhnisch an, warte, bis sie ganz nah an mich rangekommen sind, und wirble dann im allerletzten Moment rückwärts über die Stange. Damit kann ich sie garantiert beeindrucken.«
    Alle lachen. Flo wird rot. Die Leute lachen oft über ihn, aber selten wegen eines Witzes, den er macht.
    »Es geht um Beweglichkeit, Leute«, sagt Herr Broich, »um Körperspannung.« Er hat gegen Ronaldo gespielt. Alle hören ihm zu. »Wisst ihr, warum ihr alle mit dreizehn schon Rücken habt und so ungelenkig seid?«
    Es weiß keiner. War ja auch nur Spaß. Ein bisschen.
    »Flo«, sagt Herr Broich, »du rennst am Tag fünfzig Kilometer, oder?« Flo sieht ihn fragend an. »Du rennst am Tag fünfzig Kilometer mit Marschgepäck durch das große bunte Land Azeroth im Computer.« Jetzt lachen wieder alle über Flo. Herr Broich wendet sich schnell mir zu. »Finn, was du machst, weiß ich nicht, aber ich vermute, du stehst eher am Hang und beobachtest Vögel.« Ich wackle mit dem Kopf. »Und du, Lukas.« Lukas sieht ihn aufmerksam an. »Fußball ist toll, wer wüsste das besser als ich.« Lukas lächelt. Herr Broich hebt die Hand. »Aber: Es ist total einseitig. Du entwickelst jetzt schon O-Beine und einen Buckel. Als hättest du ständig die Haltung, die man hat, wenn man gerade flankt. Das war bei mir auch so. Als ich Profi war, konnte ich gut laufen und schießen, aber frag mich mal, ob ich auf einen einzigen Baum gekommen wäre.«
    Herr Broich geht zum Barren. Er hat unsere volle Aufmerksamkeit. Er packt die Stange und macht einen Felgaufschwung, so kraftvoll wie bei der Turn-WM und so flüssig wie Butter. Man sieht plötzlich seine Muskeln. Sie sind nicht übertrieben, aber sie treten überall klar hervor, wie bei einer Statue.
    Er stellt sich neben die Matte und sagt: »Ein Steinzeitmensch oder ein Eingeborener, der heute noch so lebt wie vor fünfzehntausend Jahren, der springt dir mit einer Hand rückwärts über diese Stange.«
    »Ein Artist oder ein Parkour-Läufer auch«, meldet sich Alina zu Wort.
    »Ja, und warum? Weil die sich heute noch so bewegen wie die Dschungelmenschen! Wir konnten das alle mal. Auf Bäume klettern, springen, rennen, sich verstecken. Wir waren flexibel wie Bambus und gleichzeitig auch so hart. Und jetzt? Jetzt müssen wir uns nur noch aussuchen, ob wir unsere Brötchen beim Bäcker oder im Supermarkt holen. Aber als Menschen sind wir immer noch die gleichen wie die, die früher auf die Bäume mussten.«
    »Und das heißt?«, fragt Dustin und will beiläufig auf den Boden rotzen. Er hat den Schnodder schon halb hochgezogen, als ihm einfällt, dass wir drinnen in der Halle sind und nicht draußen auf dem Sportplatz. Jetzt weiß er nicht, wohin damit. Er macht große Augen.
    »Das heißt«, antwortet Herr Broich, »dass ihr rausmüsst. Nicht, um irgendwas Bestimmtes zu tun. Nicht, um ein Spiel zu machen. Nicht, um von A nach B zu kommen. Einfach so. Versteht ihr das? Wie die kleinen Kinder. Einfach so, mal gucken, was kommt. Und kommt ein Baum, dann rauf. Und kommt ein Zaun, dann drüber.«
    »Das klingt wie ein Schlager«, sagt Alina und singt die Verse auf die Melodie von Ein bisschen Spaß muss sein von Roberto Blanco, diesem alten afrikanischen Mann. »Und kommt ein Baum, dann rauf! Lalalala-lala-lalaaaaaaaaa!«
    »Aber wir sind keine Kinder mehr, Herr Broich«, erwidert Lukas. »Früher konnte man so tun, als ob man ein Superheld wäre, aber heute …«
    »Ein

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