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Finns Welt - 02 - Finn reloaded

Finns Welt - 02 - Finn reloaded

Titel: Finns Welt - 02 - Finn reloaded Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann
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Alter fragt, ein blutiges Hack’n’Slay gekauft. Jetzt schlägt er sich als muskulöser Halbgott bis in die Unterwelt. Er hätte theoretisch viele Waffen zur Verfügung, aber er nutzt immer nur den Streithammer, eine brutale Keule mit Stahlkopf. Es scheppert und klirrt, wenn sie auf Metall trifft. Ist ein Gegner nach ein paar Treffern entwaffnet, schaltet sich eine Art Zeitlupe ein und der tödliche Schlag klingt so, als matsche man mit den Händen in einem Zentner Gehacktes herum. Fleischig und schleimig. Dazwischen finstere Filmmusik. So klingt es in Flos Zimmer, seit Wochen. Das Licht sperrt er aus. In Mathe hat er seine erste Vier geschrieben. Sophia hat nicht geschimpft. Sie hat ihn nur in den Arm genommen, festgehalten und über seinen Kopf hinweg in den Garten gestarrt.
    »Da siehst du, wohin diese ganze Questsache führt«, hat mein Vater gesagt, als wären die Erwachsenen nicht genauso auf Heiner reingefallen. »Heiner hatte auch eine Quest. Und was ist nun? Da drüben? Bei Sophia und Flo? Schwarze Depression. Pechschwarze Depression! Und wir haben immer noch Trolle im Garten.«
     
    Ich habe im Netz nachspioniert. Selbst unter seinem Künstlernamen Heiner Hansen gibt es nicht viel. Kein Facebook, keine Webseite, nur eine kleine Vorstellung auf den Seiten des Theaters, wo er nun doch seit Wochen auftritt. Er hat den Vertrag wieder zusammenklebt und ist nach München gegangen. Die Geschichte, in der er mitspielt, heißt Der Hauptmann von Köpenick. Sie spielt vor ungefähr hundert Jahren und handelt von einem Mann, der sich eine gebrauchte Uniform kauft und als Hauptmann ausgibt, obwohl er eigentlich ein entlassener Knacki ist, der nicht mal Arbeit und Pass bekommt. Heiner, der Schwindler, spielt in einem Theaterstück über einen Schwindler. Immerhin spielt er nicht den Schwindler selbst, sondern den Bürgermeister. Er begnadigt den Schwindler später, als der von selbst seine Lügengeschichte zugibt.
    »Es ist jetzt nicht so, dass Heiner groß berühmt ist«, sage ich, um Flo ein wenig zu trösten. Lukas und ich hängen bei ihm ab. Das machen wir gerade jeden Tag, damit er nicht allein ist mit seiner »schwarzen Depression«, wie Papa das nennt. Allerdings sehen wir immer nur Flos Hinterkopf vor dem Fernseher, an den die Playstation 3 angeschlossen ist. Rund um den Hinterkopf flimmern die Bilder der Schlacht. Es klirrt. Füße scharren auf grobem Sandboden. Dann werden wieder Hände in zwei Zentner Hackfleisch gesteckt.
    »Es gibt viele Seiten im Netz, wo die Leute über die Theaterstücke schreiben, die sie gesehen haben. Da steht nicht viel über Heiner.«
    »Soso …«, sagt Flo, macht zwei Schritte, holt aus und köpft ein hageres Monster.
    Lukas liegt auf dem Bett und blättert im Kicker. Das ist seine Methode, wenn es jemandem schlecht geht. Einfach nicht drüber reden und so tun, als wäre gar nichts. »Boah, hört euch an, was hier steht!«, sagt er und liest vor: »Weder Mario Götze noch Kevin Großkreutz konnten in der Partie gegen Mainz überzeugen. Zu unkonzentriert ihre Zweikämpfe, zu fahrig ihre Pässe. Ist bei den hochgelobten Jungen schon die Luft raus? Werden sie überschätzt?« Er haut auf das Heft. »Ist das nicht dreist? Da spielen sie ein Mal schwach und schon ist angeblich die ganze Luft raus und sie werden überschätzt. Weißt du, wie mich das ärgern würde? Wenn ich mir auf dem Platz den Hintern aufreiße und irgendeiner, der nur gemütlich vor dem Computer sitzt, schreibt dann schlecht über mich?«
    Ich sehe Lukas an. Beide merken wir, wie gerade eine Idee im Raum steht. Genau zwischen uns steht sie, zeigt und winkt, klopft auf das Sportmagazin und zeigt auf die Tastatur des schlafenden Rechners.
    »Wir schreiben Heiner schlecht!«, spreche ich es aus.
    Lukas hüpft vom Bett und stupst Flo an der Schulter. »Ist doch gut, oder? Im Netz kann jeder über die Theateraufführungen schreiben, hat Finn gesagt. Und es hat noch kaum einer getan! Wir posten jetzt jedes Forum voll, wie mies Heiner spielt. Da ist der Kicker nix dagegen!«
    Flo murmelt nur »mhm«, duckt sich, macht eine Drehung und schlägt einem grimmigen Gnom den Arm ab.
    Eine Stunde später – Flo knetet immer noch Gehacktes – lesen Lukas und ich vor, was wir alles gepostet haben. Wir waren fleißig. Ins Gästebuch des Theaters haben wir geschrieben, auf die Pinnwand, ins Forum. Jede Seite, auf der man mit einem Account einfach so Theaterstücke besprechen darf, haben wir vollgeschmiert. Lukas liest vor: »Heiner

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