Finns Welt - 02 - Finn reloaded
Haus«, sagt Heiner und lacht, aber niemand findet es lustig.
»Sabine, Anja und ich wären auf der Suche nach der Ursache des Gestanks fast von meinem Bücherregal erschlagen worden.«
»Sophia, ich …«
»Warum lügst du mich an, indem du mir von deiner …« – Sophia spricht das Wort aus, als sei es dreckig und fettig – »… Quest nur die halbe Wahrheit erzählst?«
»Das sind doch nur Details des Drehbuchs«, sagt Heiner. »Eine Quest braucht halt ihre Tricks. Aber das ändert doch nichts daran, dass …«
»Hat er dir auch erzählt, dass er sich Robins Wohnung öfter leiht, um Frauen abzuschleppen?«, fragt Flo. »Oder dass er noch am Abend deiner Geburtstagsparty mit Robin telefoniert hat und ihm durchgab, wie es in der Quest steht?«
»Was?«
»Finn hat es mitgehört, im Badezimmer! ›Es funktioniert‹. hat Heiner gesagt. ›Ich bin drin. Sie ist ein unglaublich scharfes Teil!‹«
Sophia weicht vor Heiner zurück, als verwandele er sich in ein Gespenst. Sie geht zu Flo.
»Ich habe niemals Teil gesagt!«, brüllt Heiner. Es ist das erste Mal, dass er überhaupt schreit. Seine Adern an der Stirn schwellen an und seine Punkte in S-MOOD schrumpfen im Rekordtempo.
Jetzt hilft sogar Lukas mit: »Im Wald hat er mit uns am Lagerfeuer Fleisch gegrillt. Schwein, Rind, Kalb, Lamm … alles, was Augen und Ohren hat.«
Nun schrumpfen auch die Punkte in S-MASCULINITY. Ich sehe förmlich, wie die Zahlen auf dem Bildschirm kleiner werden. Sophia ist bei Flo angekommen und stellt sich hinter ihn. Ihre Augen funkeln Heiner an. Enttäuscht. Böse. Verletzt. Sophia würde niemals schreien. Im Gegenteil. Sie wird langsam wieder zu der Schnecke, die sich in ihr Haus zurückzieht. Leise sagt sie: »Du isst Fleisch und tust so, als teilest du meinen Respekt für die Tiere? Du fängst Mäuse und quälst diese kleinen Geschöpfe, um dich bei mir einzuschleichen?«
Heiner seufzt. Er knetet seine Hände.
»Einen Moment«, sagt er.
»Wie, einen Moment?«, schimpft Flo. »Willst du jetzt abhauen und uns einfach hier stehen lassen?«
Heiner sieht Flo eine Sekunde lang an, traurig, aber entschlossen, wie ein Mann, der schon mehr weiß als die anderen. Er geht aus dem Haus zu seinem Wagen. Wir hören das Öffnen und Schließen der großen Türen. Als er wieder im Zimmer steht, hält er eine goldene Schachtel in der Hand. Sie hat die Maße eines Schulheftes und ist mit rotem Geschenkband umknotet. Dazu sind Herzen auf ihr aufgeklebt. Heiner schluckt und sagt: »Sophia. Ich wollte dir das schon seit Tagen geben. Ich wartete nur auf den richtigen Moment.«
Sie runzelt die Stirn. Zögerlich zieht sie die Schleife auf.
»Das, was da drin ist, habe ich geschickt bekommen, kurz nachdem ich dich kennengelernt habe. Wir hatten gerade mal die ersten Bohlen am Baumhaus gelegt, da war es bei mir in der Post.«
Sophia öffnet die Schachtel und legt den Deckel neben die Buddhafigur. Ihre zarten Finger ziehen ein paar zerrissene Seiten Papier hervor. Sie überfliegt, was darauf steht, hebt ihre Augen vom Blatt und sagt: »Ein Schauspielvertrag? Für eine Hauptrolle am Theater in München?«
Heiner nickt. Flo steht der Mund offen.
»Du bist Schauspieler?«, flüstert Sophia.
»Deswegen habe ich nie was gemerkt!«, rutscht es mir heraus und ich freue mich fast, denn ich muss mir nicht vorwerfen, nachzulassen.
»Ja. Vor allem deshalb hat Robin mich für diese Aufgabe ausgesucht. Ich bin Schauspieler. Aber ein erfolgloser! Das letzte Engagement ist Jahre her. Ich bin ein trauriges Klischee. Ein Schauspieler ohne Angebote, der sich als Barkeeper durchschlägt und im Hotel im schlechtesten Zimmer wohnt. Ich drehe Bewerbungsvideos auf meiner Bettkante. Ich habe mich sogar schon für Werbespots beworben. Spots für Dauerwurst und Waschmittel. Dann zog Robin sozusagen eine Rolle für mich aus dem Hut. Mann und Vater. Für 10.000 Euro Gage. Ich nahm sie an und tauchte bei euch auf. Und dann, nur eine Woche später, kam dieses Angebot. Theater! In München! Ein echter Vertrag. Ich trug ihn die ganze Zeit bei mir. Beim Baumhausbau. Beim Zelten im Wald. Ich habe mit mir gekämpft, ob ich unterschreibe. Aber dann habe ich ihn zerrissen! Ich habe ihn zerrissen, Sophia! Meinen Traum! Weil ich jetzt einen viel größeren habe. Dich!« Er sieht zu Flo und fügt hinzu: »Euch!«
Sophia tippt auf das Blatt: »Hier steht Heiner Hansen. Nicht Heiner Janus.«
»Das ist mein Künstlername, wenn ich spiele.«
»Deswegen gibt’s zu deinem echten
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