Finns Welt - 02 - Finn reloaded
nicht. Alle gucken. Die Trommeln trommeln. Man kann nicht versuchen, sich zu verlieren. Entweder man verliert sich oder eben nicht. Das goldgelb der Lichterkette an der Terrasse lässt Viviens Lippen glänzen. Ich erinnere mich an meine Träume. Wir beide im Zelt am Meer. Sie vor der Hütte am See, in dem geknoteten Hemd. Ich höre die Papageien, die Kakadus, das Wasser, das ans Ufer patscht, das Rauschen des Schilfs. Ich bin am See. Mit Vivien. »Da! Da! Mich laust der Affe! Da ist es!« Die Stimme meines Vaters. Er ist ganz außer sich. Heiner beugt sich zu mir runter und hilft, den Funken weiter anzufachen. Seine blauen Augen strahlen. Keine Lüge darin. Nur Begeisterung. Er pustet. Mehr Köpfe erscheinen am Boden. Flo, Lukas, Vivien. Wir pusten. Der Zunder knistert. Die Erwachsenen applaudieren.
Der Ork zieht seine Maske ab und klatscht mit. Ein junger Mann mit schwarzen Locken. Er schaut zu Sophia und nickt, als wolle er sagen: »Du bist zwar nicht Suzanne Myers, aber du hast trotzdem eine coole Familie.«
Vivien unterbricht kurz das Pusten und sieht mich durch den frischen Qualm hindurch an. Sie lächelt. Anders als sonst. Als hätte ich zwanzig Tore in einer Partie gemacht. Oder als spiele ich überhaupt ein viel besseres Spiel.
Als das Feuer hoch lodert und knistert, singen doch alle Weihnachtslieder, auch die aus der Kirche. Selbst Lukas’ Vater macht mit, hebt sein Glühweinglas Richtung Himmel und sagt: »Falls es dich gibt, war dein Sohn wenigstens auch ein anständiger Handwerker!«
Mein Opa legt seine große Hand auf meine Schulter und schiebt mich sanft ein wenig aus dem Chor. Wir gehen zum Feuer.
»Ich bin stolz auf dich, mein Junge«, sagt er, steckt die Daumen in die Gürtelschlaufen und betrachtet in aller Ruhe, wie die Flammen prasseln.
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