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Finster

Titel: Finster Kostenlos Bücher Online Lesen
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Einführung in die Freuden des schwulen Lebensstils.«
    »Mein Gott«, war alles, was ich sagen konnte.
    »Es mangelte ein wenig an Romantik und Gemütlichkeit.« Kirkus zog ein Taschentuch hervor und putzte sich die Nase. Dann seufzte er und steckte das Taschentuch wieder ein. »Immerhin haben wir danach eine Zigarette geraucht.«
    »Hat er das Tattoo gestochen?«
    Kirkus zuckte mit den Schultern. »Ich habe nie herausgefunden, ob dieses Kunstwerk von Dennis oder seinem Kumpel Brad stammt.«
    »War dieser Brad auch dabei?«

    »Nein. Dennis und ich waren an diesem Tag ganz allein auf der Schultoilette … und ganz allein bei all den späteren Gelegenheiten. Dachten wir jedenfalls.«
    »Es ist öfter vorgekommen?«
    »Ach, mein lieber Eduardo, ab diesem Tag hat sich Dennis fast täglich mit mir getroffen.«
    »Konntest du das nicht irgendwie vermeiden?«
    »Ich sah keinen Sinn darin, es überhaupt zu versuchen. Er hatte getan, was er getan hatte. Und ich hatte getan, was ich getan hatte. Erst kam es mir schrecklich vor. Doch schon bald habe ich mich auf unsere jeweils nächste Sitzung gefreut. Dennis war in der Tat ziemlich überwältigend.«
    Ich versuchte, nicht entsetzt zu wirken.
    »Unglücklicherweise erwischte uns sein Freund Brad eines schönen Abends auf frischer Tat in Dennis’ Garage. In einem tapferen Versuch, seine Würde zu bewahren, tat Dennis so, als wäre er das Opfer eines grundlosen Übergriffs meiner Wenigkeit geworden. Daraufhin schlugen sie mich gemeinsam bis zur Bewusstlosigkeit.« Er strich sanft über seine Fliege, ehe er fortfuhr. »Am nächsten Morgen erlangte ich das Bewusstsein nackt in einem Müllcontainer hinter einem 7-Eleven-Laden wieder … tätowiert mit dem wahrscheinlich einzigen Schimpfwort, das Dennis und Brad richtig schreiben konnten.«
    »Großer Gott«, murmelte ich.
    »Das war meine Geschichte. Reißerisch genug für deinen Geschmack?«
    »Es ist schrecklich, Rudy. Wirklich.«
    »Es ist nicht das Schlimmste, was mir je zugestoßen ist, aber es ist die Geschichte meines Tattoos.«

    »Was ist aus Dennis und Brad geworden?«
    »Keine Ahnung«, sagte Kirkus. »Ich habe das alles hinter mir gelassen, als ich nach Willmington kam. Ich habe nichts davon mitgebracht außer den Erinnerungen, den Narben und der Tätowierung.«
    »Du könntest das Tattoo entfernen lassen.«
    »Ja, klar.« Wieder strich er über seine Fliege. »Leider mag ich es mittlerweile.«
    »Wenn du es magst, warum versteckst du es dann?«
    »Es ist privat. Ich zeige es nur engen Freunden. Freunden wie dir.«
    »Ach so.«
    »Du bist doch mein Freund, oder?«
    »Ich glaub schon«, sagte ich und fühlte mich ein wenig unbehaglich dabei. »Auf eine Art. Ich meine, du bist schon in Ordnung, wenn du nicht gerade ein aufgeblasenes, selbstgefälliges Arschloch bist.«
    »Du bist so ein Schatz«, sagte er.
    »Auf diesen Titel kann ich verzichten. Bitte nenn mich nicht so. Und ich will auch nicht, dass du irgendwelche krummen Nummern bei mir versuchst.«
    »Hast du es mal ausprobiert?«
    »Nein, und ich habe es nicht vor.«
    »Wie der Volksmund sagt: Probieren geht über studieren.«
    »Manchmal redet der Volksmund Scheiße.«
    »Ach, Logan! Du überraschst mich immer wieder. Niemand ist so plebejisch wie du.« Kichernd nahm er sein Glas. Er trank es aus und streckte es mir entgegen. »Hast du noch einen Schluck?«

47
    Ein paar Minuten später kam Eileen. Ich drückte ihr auf, öffnete die Tür und wartete auf der Schwelle. Kurz darauf tauchte sie mit einer Einkaufstüte vor der Brust auf der Treppe auf. Sie trug einen gelben Anorak, der ihr nur bis zur Taille reichte. Darunter schien sie ein smaragdgrünes Abendkleid zu tragen. Der enge Rock des Kleids reichte ihr bis zu den Knöcheln und hatte einen Schlitz an der Seite.
    »Bin gleich wieder da«, sagte ich über die Schulter.
    »Lass dir Zeit, alter Mann«, antwortete Kirkus.
    Ich lief den Flur entlang. Während Eileen mir entgegenkam, tauchte ihr linkes Bein aus dem Kleid auf, verschwand wieder und schob sich erneut heraus. Sie trug offensichtlich keine Strümpfe. Das Bein war nackt.
    Als ich ihr die Einkaufstüte abnahm, legte sie eine Hand auf meinen Hinterkopf, ich beugte mich zu ihr. Die Tüte wurde zwischen uns eingeklemmt, das Papier zerknittert, der Inhalt zusammengedrückt, ein paar Flaschen klimperten leise. Wir küssten uns. Ihr Gesicht war kalt vom Wetter. Ich war vorsichtig mit ihren Lippen, doch dann schlüpfte ihre Zunge in meinen Mund, und wir legten

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