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Finster

Titel: Finster Kostenlos Bücher Online Lesen
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Anspannung und der Schmerz begannen sich aufzulösen.
    Das ist so herrlich, dachte ich, jetzt nur nicht hier hinten erwischt werden.

    Bei meinem Glück kletterte bestimmt gleich ein vertrockneter alter Zombie aus dem Pool und wankte gekrümmt auf mich zu.
    Was ist nur mit dieser Stadt los?, fragte ich mich. Überall, wo ich hingehe, stoße ich auf widerliche Typen und Verrückte.
    Nicht überall, sagte ich mir. Denk an Casey. Sie ist weder widerlich noch verrückt. Und Marianne schien auch nett zu sein. Und die Tequila-Frau bestimmt ebenfalls.
    Wie wär’s, wenn eine von denen aus dem Pool kletterte?
    Welche?
    Während ich den Pool vor meinem geistigen Auge sah, tauchte jemand aus dem Wasser auf und schwang sich am Beckenrand hoch. Die Tequila-Frau, schlank und wunderschön im Mondlicht. Ihr Haar war nicht nass, aber ihr Nachthemd. Der helle Stoff klebte an ihrem Körper und endete weit oben an ihren Schenkeln. Mit langsamen, anmutigen Schritten kam sie auf mich zu. Auf dem Weg verwandelte sie sich in Casey.
    Gut, dachte ich. Ich kenne die Tequila-Frau ja nicht mal richtig.
    Casey trug Jeans und ein weites Sweatshirt. Ich versuchte, sie mir in dem nassen, enganliegenden Nachthemd vorzustellen, das nichts verbarg, aber es gelang mir nicht.
    Sie hockte sich neben mich und strich mir über die Stirn.
    Du hast einen üblen Schlag auf die Birne gekriegt, Chucky.
    Kirkus ist auf mich gefallen.
    Ich werde dich dort küssen, dann wird es besser.

    Leider befand sich die Beule an meinem Hinterkopf. Ich dreh mich um , sagte ich. Doch ich bewegte mich nicht. Obwohl ich unbedingt wollte, dass Casey meine Beule küsste, war meine Lage einfach zu bequem.
    Nur einen Augenblick noch, dann drehe ich mich um, dachte ich.
    Das nächste Mal, als ich ans Umdrehen dachte, war ich entspannt, ausgeruht und munter. Ich schlug die Augen auf. Ein paar blasse Wolkenfetzen trieben vorbei. Der Vollmond stand hoch und hell am Himmel. Ich hatte anscheinend geschlafen.
    Meine Kopfhaut war an einer Stelle gespannt und wund, aber ansonsten fühlte sich mein Kopf ganz gut an. Mein Nickerchen hatte den Tabletten offenbar Zeit gegeben, ihre Wirkung zu entfalten.
    Ich hielt meinen linken Arm vors Gesicht und schaltete das Licht an meiner Armbanduhr an. 23:10.
    Nicht schlecht!
    Skeptisch bezüglich meines Kopfs, setzte ich mich langsam auf. Dann erhob ich mich vom Liegestuhl und fühlte mich immer noch gut.
    Sehr gut.
    Ich blickte mich um. Wie vor meinem Erholungsschläfchen waren alle Lichter erloschen.
    Meine Glücksnacht, dachte ich.
    Ja, klar. Aber nur, wenn man Sunny Boy nicht mitzählt und die Tatsache, dass Kirkus auf mich gefallen und mein Kopf auf die Straße geknallt ist.
    Na gut, dachte ich. Jetzt kann es nur besser werden.
    Ach, wirklich?

    Hoffentlich. Hoffentlich habe ich wenigstens Kirkus für diese Nacht abgehängt und keine Schwierigkeiten, Casey zu finden. Das ist alles, was ich will. Ganz einfach. Casey und keinen Kirkus.
    Ich ging um das Haus herum und durch das Gartentor hinaus. An der Ecke des Vorgartens blieb ich stehen. Die Gegend kam mir nicht bekannt vor. Es war dunkler als bei meiner Ankunft. Ich sah niemanden herumlaufen. Eine Zeit lang kam kein Auto. Dann näherten sich zwei hintereinander und fuhren vorbei.
    Viertel nach elf am Freitagabend. Viele Menschen sind schon im Bett. Einige gehen gerade vom Kino oder von ihren Freunden nach Hause. Andere sind noch unterwegs und machen einen drauf.
    Und wo ist mein guter Kumpel Kirkus?, fragte ich mich. Zu Hause? Oder ist er zurück zu meiner Wohnung gegangen und hat Eileen geweckt?
    Wenn er das getan hat …!
    Vielleicht ist er auch - Gott bewahre - zur Brücke zurückgegangen und gesprungen. Wäre das nicht ein tragischer Verlust?
    Dieser Gedanke verschaffte mir ein schlechtes Gewissen.
    Das würde er nicht tun, sagte ich mir. Er wollte eigentlich gar nicht springen, sondern ist in erster Linie auf die Brüstung geklettert, um ein Drama aufzuführen. Er hätte das alles nicht gemacht, wenn ich nicht dabei gewesen wäre.
    Er hat es getan, um meine Aufmerksamkeit zu erlangen.
    Tja, das hat er geschafft.

    Ich erinnerte mich plötzlich, wie sich sein offener Mund und seine Hand in meinem Schritt angefühlt hatten. Das löste eine seltsame Beklemmung aus, ein ähnliches Gefühl, als wäre man versehentlich auf ein totes Vogelküken getreten.
    Ich wischte mir mit dem Ärmel über die Lippen und ging los. Auf dem Bürgersteig wandte ich mich nach links.
    Man versucht, mit jemandem

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