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Finster

Titel: Finster Kostenlos Bücher Online Lesen
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purpurrote Nase, weiß geschminkte Haut und ein übertriebenes knallrotes Grinsen. Ein Clownsgesicht. Es wirkte wahnsinnig.
    Ich eilte weiter und entdeckte ein weiteres Bild mit Clownmotiv, ehe der Strahl meiner Lampe durch einen Türrahmen fiel und ich das Bad fand. Schnell ging ich hinein und schloss die Tür.
    Ich hatte das alberne Gefühl, mich damit vor den Clowns in Sicherheit gebracht zu haben.
    Zitternd trat ich von der Tür weg, drehte mich um und ließ den Lichtkegel durch das Bad schweifen: Toilette, Badewanne mit Duschkabine, Ablage und ein Spiegel über dem Waschbecken. Der Spiegel reflektierte das Licht und mein angespanntes Gesicht. Das Bild glitt zur Seite, als ich die Spiegeltür aufklappte.
    Das Arzneischränkchen. Regale mit Salben und Tablettenschachteln. Unter anderem Paracetamol und extrastarke Aspirintabletten.
    Ich schnappte mir die Dose mit den Aspirin, drehte die
Kindersicherung auf und schüttete ein paar Tabletten in meine zitternde Hand.
    Dann schraubte ich die Dose wieder zu und stellte sie zurück ins Regal. Ich schloss das Schränkchen und drehte das kalte Wasser auf.
    Was, wenn jemand was hört?
    Es ist niemand im Haus, sagte ich mir wieder. Niemand außer mir. Und den verfluchten Clowns.
    Ich warf mir die Pillen in den Mund, beugte mich über das Waschbecken, schlürfte Wasser aus der hohlen Hand und schluckte. Als die Tabletten hinabgespült waren, trank ich etwas Wasser nach. Dann drehte ich den Hahn zu. Ich trocknete meine Hände an der Jeans ab. Mit dem Ärmel wischte ich mir über den Mund. Ich seufzte. Immer noch ängstlich, aber zufrieden mit mir.
    Jetzt sieh zu, dass du rauskommst.
    Als ich mich vom Waschbecken abwandte, fiel mir auf, dass ich pinkeln musste.
    Es ist nicht dringend, redete ich mir ein. Reiß dich einfach zusammen und geh später.
    Ich bin in einem Badezimmer, um Himmels willen!
    Letzte Nacht war es eiliger gewesen, aber ich hatte mich geweigert, die Toilette im Haus von Mariannes Eltern zu benutzen.
    Das war was anderes gewesen. In dem Haus hatten sich Leute befunden.
    Ich ging zur Toilette und klappte Deckel und Klobrille hoch. Die Schüssel sah einigermaßen sauber aus. Mit der Taschenlampe zwischen den Zähnen öffnete ich meinen Reißverschluss, holte meinen Penis heraus und pinkelte.

    In der Stille kam mir das Plätschern sehr laut vor. Wie bei Casey in der Nacht zuvor.
    Hört es jemand?
    Hör auf damit. Willst du dir Angst einjagen?
    Nachdem ich fertig war, überlegte ich, lieber nicht zu spülen. Es würde garantiert eine Menge Lärm machen. Aber ich war ohnehin ziemlich laut gewesen, warum sollte ich mir also Sorgen machen? Außerdem wäre es ziemlich ungehobelt, nicht zu spülen.
    Ich wollte das Haus so verlassen, wie ich es vorgefunden hatte - bis auf die paar Aspirin.
    Also betätigte ich die Spülung. Ein Schwall Wasser schoss durch die Toilette.
    Nichts wie raus!
    Ich nahm mit der linken Hand die Taschenlampe aus dem Mund und öffnete mit der rechten die Tür. Im Flur blickte ich zu beiden Seiten. Rechts befanden sich das Wohnzimmer und der Eingangsbereich. Links ging der Flur ungefähr sechs Meter weiter. Dort gab es noch weitere Türen. Und weitere hölzerne Bilderrahmen an den Wänden.
    Hing in jedem Rahmen das Bild eines Clowns?
    Sieh doch nach.
    Klar.
    Aber ich geriet in Versuchung. Es war ein aufregender Gedanke, nicht aus dem Haus zu verschwinden.
    Ich kann jederzeit gehen. Warum soll ich mich nicht ein oder zwei Minuten umsehen?
    Guck dir zumindest die anderen Bilder an, dachte ich. Sieh nach, ob alle von ihnen Clowns zeigen. Ich kann Casey davon erzählen. Ich kann darüber schreiben.

    (Was für ein Mensch sammelt Bilder von Clowns? Jemand, der selber ein Clown ist. Oder ein Zirkusliebhaber. Oder ein Fan des Killer-Clowns John Wayne Gacy.)
    Während mein wilder Herzschlag neue Wellen des Schmerzes in meinen Kopf pumpte, wandte ich mich nach links und ging leise durch den Flur. Wann immer ich mich einem Bild näherte, richtete ich die Taschenlampe darauf. Jedes Bild zeigte einen anderen Clown. Sie sahen alle verrückt aus.
    Weil ich Angst hatte, Lärm zu machen, öffnete ich keine der Türen, an denen ich vorbeikam. Doch zwei von ihnen standen weit offen.
    Ich trat in den ersten Durchgang, leuchtete mit der Taschenlampe herum und hatte das Gefühl, ein Ein-Raum-Museum betreten zu haben, das ausschließlich Clowns gewidmet war. In einer Ecke stand eine lebensgroße Gliederpuppe in komplettem Clownskostüm und Make-up. An den Wänden

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