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Finster

Titel: Finster Kostenlos Bücher Online Lesen
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glaube, ich bin überhaupt nicht mehr fähig zu lieben … nach der Geschichte mit Holly.«
    Diese Worte fühlten sich wahr an.
    Aber sie klangen nach einem Haufen Scheiße.
    So einfach kommst du nicht davon, Kumpel.
    Ich betrat den Seminarraum und lächelte Dr. Hatchens zu. Sie lächelte zurück. Aber es war ein abfälliges
Lächeln. »Schön, dass Sie noch zu uns stoßen konnten, Mr. Logan.«
    Ich war zwei Minuten zu spät.
    »Es tut mir leid, Dr. Hatchens.«
    »Uns tut es auch leid«, entgegnete sie.
    Da dachte ich, es könnte schlimmer sein. Wenigstens war ich letzte Nacht nicht an die bekackte Haarsträubende Hillary Hatchens geraten.
     
    Ich war ziemlich unaufmerksam. Wenn man eigene Probleme mit dem anderen Geschlecht hat, ist es schwer, sich auf Othello zu konzentrieren.
    Auch Dr. Hatchens bemerkte meine Schwierigkeiten.
    »Möchten Sie Ihre Meinung beisteuern, Mr. Logan?«
    »Von einem, der nicht klug, doch zu sehr liebte.«
    Ich zwang mich zu einem schwachen Lächeln. Einige der anderen Englischstudenten lachten, aber Dr. Hatchens fand es nicht amüsant. »Es geziemte sich, wenn Sie in Zukunft besser aufpassen würden.«
    »Tut mir leid.«
    »Das wissen wir.«
    Scheiße.

9
    Während ich wartete, dass es fünf wurde, hatte ich Magenschmerzen. Nicht vor Hunger, sondern vor Nervosität.
    Zwischenzeitlich hatte ich beschlossen, die Verabredung abzusagen.

    Nicht mit Eileen ins Restaurant zu gehen. Einfach nur schnell und so freundlich wie möglich mit ihr zu reden und die Sache hinter mich zu bringen.
    Ich war schon seit ungefähr vier Uhr fertig zum Aufbruch gewesen. Von diesem Zeitpunkt an konnte ich nicht mehr lernen und an nichts anderes denken als an unsere bevorstehende Auseinandersetzung.
    Ich übte verschiedene Reden ein.
    Sie kamen mir alle wenig überzeugend vor.
    Sag ihr einfach die Wahrheit, dachte ich. Sie wird es verstehen.
    Klar, ganz bestimmt.
    In meiner Vorstellung sah ich den Schmerz in ihren Augen. Die Tränen. Aber Eddie, ich liebe dich, und ich dachte, du liebst mich auch.
    Oder: Hättest du das nicht früher sagen können?
    Oder: Ficken und Fallenlassen, na toll.
    Oder: Geh zum Teufel. Du bist sowieso miserabel im Bett.
    Ich stellte mir noch einige andere Dinge vor, die sie sagen könnte … nichts davon war besonders angenehm.
    Zwischendurch malte ich mir aus, wie ich sie tröstete. Andere Male verlor ich im Geiste die Beherrschung. Du hast mich letzte Nacht verführt. Du hast alles geplant. Jetzt, wo Holly dir nicht mehr im Weg ist, hast du dich an mich rangemacht. Ich hab die Kontrolle verloren und bin darauf eingegangen. Genau darauf hast du doch spekuliert. Aber es geht nicht so weiter. Es ist vorbei. Aus. Ich WILL dich nicht.
    Bei solchen Gedanken erschauderte ich.
    Es wurde fünf, und nichts geschah.
    Ich schmorte weiter im eigenen Saft.

    Großartig. Sie kommt zu spät. Sie denkt nicht einmal genug an mich, um pünktlich aufzutauchen. Das macht die Sache viel einfacher.
    Um zehn nach klingelte es, und mein Magen verkrampfte sich. Mit klopfendem Herzen ging ich zur Sprechanlage. Meine Beine fühlten sich an wie Gummi. Ich zitterte am ganzen Körper. Ich drückte den Knopf und sagte ins Mikrofon: »Ja?«
    »Ich bin’s.«
    Ich betätigte den Türöffner. Dann wartete ich an der offenen Wohnungstür auf Eileen.
    Ich hörte ein leises »Hallo«, das vermutlich an die Fishers gerichtet war. Dann kamen ihre Schritte die Treppe herauf. Sie tauchte am Ende der Treppe auf, lächelte mich an und kam rasch auf mich zu.
    Sie trug eine weiße Bluse mit hochgekrempelten Ärmeln, einen kurzen Schottenrock, der um ihre Schenkel wehte, und grüne Kniestrümpfe und Mokassins.
    »Ich hab dich vermisst«, sagte sie und warf sich in meine Arme. Zuerst drückte sie mich fest an sich, dann lockerte sie ihre Umarmung und küsste mich sanft auf den Mund.
    »Tut mir wirklich leid, dass ich zu spät komme«, sagte sie. »Mein Auto ist nicht angesprungen.«
    »Schon in Ordnung.«
    »Ich glaube, wir müssen unsere Pläne fürs Abendessen ändern. Es sei denn, du willst zum Restaurant laufen.«
    »Wie bist du hier?«
    »Zu Fuß. Deshalb bin ich ein bisschen spät dran.«
    »Ach so.«

    »Ich bin früh los, sonst wäre ich viel zu spät gekommen.«
    »Was ist mit deinem Auto?«
    »Ich glaub, die Batterie ist leer.« Sie verzog so übertrieben das Gesicht, dass ich lächeln musste. »Ich hab über Nacht das Licht angelassen.«
    »Wie hast du das denn hingekriegt?«
    »Ich hatte eine Menge anderer Dinge im

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