Finster
Kopf.« Sie lachte leise und küsste mich noch einmal. »Jedenfalls, wenn du willst, können wir auch zum Restaurant laufen. Könnte Spaß machen.«
»Zehn Kilometer«, erinnerte ich sie.
»Hm. Vielleicht doch nicht so lustig. Insgesamt zwanzig, stimmt’s?«
»Wir könnten uns was in der Nähe suchen«, schlug ich vor.
»Wie wär’s, wenn wir eine Pizza bestellen würden?«
Erinnerungen durchströmten mich. So oft hatte ich bei einem Pizzaservice angerufen, damit Holly und ich nicht aus dem Haus mussten und zusammen in meiner Wohnung bleiben konnten.
»Warum nicht?«, sagte ich.
Wir entschieden uns für eine große Salamipizza, und ich rief an, um sie zu bestellen. »Dauert eine halbe Stunde«, teilte ich Eileen mit.
»Ich hab eine Idee. Du wartest hier, und ich geh schnell eine Flasche Wein besogen. Wir ziehen es richtig partymäßig auf.«
»Ich bin noch keine einundzwanzig.«
»Oh, ich weiß. Du armes kleines Ding.« Grinsend tätschelte sie meine Wange. »Dafür bin ich ja da. Bin sofort zurück.«
Ich suchte meine Brieftasche und nahm genug Geld für Pizza und Trinkgeld. Dann ließ ich mich auf das Sofa sinken und starrte ins Leere.
Ich kann sie nicht einfach abservieren, dachte ich. Das mindeste ist, bis nach dem Essen zu warten. Es gibt keinen Grund, das zu verderben. Wir essen die Pizza und trinken ein paar Glas Wein. Danach wird es leichter sein.
Bald kam Eileen mit einer Flasche Merlot und der Pizza zurück. »Ich bin gleichzeitig mit dem Pizzaboten angekommen«, erklärte sie.
Ich wollte ihr das Geld geben. Sie schüttelte den Kopf. »Das geht auf mich.«
»Auf keinen Fall.«
»Hey, es war meine Idee. Also lade ich dich ein.«
»Nein, komm schon, nimm das Geld.«
»Du kannst nächstes Mal zahlen.«
Als ob es ein nächstes Mal geben würde.
»Na gut«, murmelte ich. »Einverstanden.«
Ich öffnete die Flasche. Da ich keine Weingläser besaß, holte ich ein paar Becher aus dem Schrank und goss sie halb voll.
»Wo möchtest du essen?«, fragte Eileen.
Holly und ich hatten Pizza immer im Schneidersitz auf dem Wohnzimmerteppich gegessen. Eileen wusste das.
»Wir können am Tisch essen.«
»Auf dem Boden ist in Ordnung.«
Sie runzelte leicht die Stirn. »Sicher?«
»Wenn du lieber am Tisch …«
»Mir hat der Fußboden immer gefallen.« Sie lachte leise. »Zum Pizzaessen, meine ich.«
»Klar.«
Sie lachte noch einmal. »Also auf dem Boden.«
Wir trugen alles ins Wohnzimmer. Eileen legte den Pizzakarton auf den Teppich und setzte sich daneben. Ich ließ mich ihr gegenüber nieder.
Sie streckte mir das Glas entgegen und brachte einen Toast aus: »Auf die guten Zeiten, die noch nicht vergangen sind.«
»Okay«, sagte ich.
Wir stießen an und tranken. Eileen klappte den Pizzakarton auf. Dampf stieg hoch, und wir griffen hinein und nahmen uns Stücke, von denen Fäden aus geschmolzenem Käse herabtropften.
Die Pizza schmeckte fantastisch. Der Wein war kalt und ziemlich herb. Während ich aß, bemühte ich mich, nicht auf Eileens Beine zu starren. Sie steckten bis zu den Knien in den grünen Socken, doch von da an aufwärts folgte eine Menge nackter Haut.
»Und, wie war das Shakespeare-Seminar?«
»Ich bin ein paar Minuten zu spät gekommen.«
»Oje.«
»Und dann konnte ich mich nicht konzentrieren. Meine Gedanken sind dauernd abgeschweift.«
»Vermutlich hast du letzte Nacht zu wenig geschlafen.«
»Wie war’s bei dir?«
Sie schüttelte den Kopf. »Mir blieb nichts anderes übrig, als bis zum Zehn-Uhr-Seminar wach zu bleiben. Ich hab versucht, am Nachmittag ein Nickerchen zu machen, aber ich konnte nicht einschlafen. Wahrscheinlich war ich zu aufgedreht.«
»Aufgedreht? Weshalb?«
»Was glaubst du denn?«
Ich blickte sie nur an.
Plötzlich errötete sie und sagte: »Es war nicht meine Absicht, dass sich die Dinge so entwickeln wie letzte Nacht. Wenn ich darüber nachdenke … es muss so berechnend aussehen. Aber so war das nicht. Wenn du glaubst, dass ich das geplant habe …« Sie schüttelte den Kopf. »Das stimmt nicht. Ich wollte dir nur helfen, als eine Freundin. Du warst offensichtlich so unglücklich wegen Holly … Deswegen bin ich zum Donutshop gefahren. Und dann musste ich wirklich aufs Klo. Es muss ausgesehen haben wie ein Vorwand, um in deine Wohnung zu kommen, aber das stimmt nicht. Ich musste wirklich. Aber dann … ich weiß nicht.« Sie trank einen weiteren Schluck Wein und zuckte die Achseln. »Ich wollte einfach … einfach, dass es besser
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