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Finster

Titel: Finster Kostenlos Bücher Online Lesen
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wird. Für uns beide. Und plötzlich habe ich dich so begehrt. Deshalb habe ich … du weißt schon, im Bad meine Sachen ausgezogen.«
    »Es hat mir auf jeden Fall die Nacht gerettet.«
    »Das freut mich.« Mit einem verlegenen Gesichtsausdruck sagte sie: »Jedenfalls wollte ich, dass du es weißt. Falls du dich gefragt hast. Du bist keiner raffinierten hinterlistigen Frau zum Opfer gefallen. Nicht direkt.«
    »Das habe ich auch nicht geglaubt. Nicht direkt.«

    Ihr Lächeln währte nur einen Augenblick. »Außerdem wollte ich dir sagen … Ich erwarte nichts von dir. Ich wollte dich letzte Nacht nicht in eine Falle locken. Es ist einfach passiert. Das heißt nicht, dass wir jetzt zusammen sein müssen oder so was in der Art. Ich habe nicht vor, mich dir aufzudrängen.« Ihr Lächeln flackerte kurz auf. »Jedenfalls nicht nochmal.«
    »Es war gar nicht so schlecht.«
    »Freut mich. Jedenfalls weiß ich, dass du mich nicht liebst. Okay? Ich erwarte auch nicht, dass du mich liebst. Ich kann nicht Hollys Platz einnehmen. Nicht in deinem Herzen. Ich weiß das. Und das will ich auch nicht.«
    »Was willst du dann?«
    »Ich will nur …« Ihre Augen wurden feucht. »Ich will nur nicht, dass du so traurig bist.« Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. »Es tut mir weh, was sie dir angetan hat. Und dich so … einsam und verzweifelt zu sehen. Es tut einfach weh. Ich möchte, dass du glücklich bist, nicht …« Nun begann sie, richtig zu weinen. »Mist«, keuchte sie, schüttelte heftig den Kopf, stellte ihr Weinglas ab und sprang auf.
    Als sie zur Tür ging, stand ich ebenfalls auf. »Eileen …«
    »Ich … muss gehen. Tut mir leid.« Sie öffnete die Tür.
    Ich lief zu ihr, aber sie hob abwehrend die Hand.
    »Nein«, sagte sie. »Nicht.«
    Ich blieb stehen.
    Mit dem Rücken zum Flur stand sie im Türrahmen und weinte. »Ich bin nicht hergekommen, um … ach, vergiss es. Ich komme mir vor wie … ein Idiot. Es tut mir leid. Ich weiß nicht … was ich gedacht habe.«

    »Wer weiß das schon?«, sagte ich. »Komm wieder rein. Wir essen noch ein Stück Pizza und trinken den Wein aus …«
    »Nein.« Sie hob den Kopf, schniefte und wischte sich über die Augen. »Tut mir wirklich leid, ich muss gehen.« Dann suchte sie plötzlich etwas. Wie ein Polizist, der den Verkehr anhält, hob sie die Hand und ging an mir vorbei, um ihre Handtasche zu holen. Auf dem Rückweg zur Tür meinte sie: »Man sieht sich. Glaub ich. Falls du willst.«
    »Wenn du wirklich gehen musst«, sagte ich, »dann lass mich dich wenigstens nach Hause bringen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, schon in Ordnung, danke. Ich möchte … ich wollte nie … ich wollte mich dir nicht aufdrängen.«
    »Das hast du nicht.«
    »Ja, klar, alles klar.« Sie trat rückwärts aus der Tür, schniefte noch einmal und winkte mir mit einer Hand kurz zu. Dann drehte sie sich um und eilte den Flur entlang.
    Ich stand einfach da und starrte auf den leeren Türrahmen.
    Mir war nicht ganz klar, was gerade geschehen war. Eileen hatte plötzlich die Fassung verloren. Ich hatte sie noch nie so gesehen, und sie ließ mich erschrocken und verwirrt zurück. Und mit Schuldgefühlen.
    Offenbar hätte ich sie aufhalten sollen.
    Wahrscheinlich hatte sie vergeblich gehofft, ich würde sie nicht gehen lassen.
    Ich kann ihr immer noch hinterherlaufen.

    Aber sie hatte gesagt, sie wolle allein nach Hause gehen.
    Trotzdem möchte sie es. Wahrscheinlich erwartet sie es sogar.
    »Nicht heute Nacht«, murmelte ich und schloss die Tür.

10
    Ich aß Pizza, trank Wein und fragte mich, ob Eileen zurückkommen würde. Vielleicht ging sie ein paar Straßen weit, änderte ihre Meinung und drehte um. Wer weiß?
    Jeden Moment könnte es an der Tür klingeln.
    Wenn das geschähe, würde Eileen heraufkommen und sich für ihr seltsames Benehmen entschuldigen, und wahrscheinlich würden wir im Bett landen. Bei dieser Vorstellung musste ich daran denken, wie sie letzte Nacht ausgesehen und sich angefühlt hatte, und ich hoffte, sie käme zurück.
    Hätte ich sie nicht gehen lassen oder wäre ihr hinterhergelaufen, dann hätten wir jetzt schon beide nackt sein können …
    Aber dann müsste ich mit ihr zusammenbleiben.
    Zumindest diese Nacht.
    Wenn sie klingelt, dachte ich, werfe ich meine Pläne über den Haufen.
    Das wäre gar nicht schlecht gewesen, denn meine Pläne jagten mir Angst ein.
    Es war noch etwas Wein übrig, deshalb drückte ich den Korken zurück in den Flaschenhals. Ich

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