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Finster

Titel: Finster Kostenlos Bücher Online Lesen
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stellte die Flasche
und den Rest der Pizza in den Kühlschrank. Zu diesem Zeitpunkt war Eileen seit ungefähr zwanzig Minuten weg.
    Ich setzte mich und versuchte eine Weile, in einem Band von Coleridge zu lesen, doch ich war angetrunken, und meine Gedanken schweiften ab. Es war Zeitverschwendung. Ich legte das Buch zur Seite und ging in mein Schlafzimmer. Der Wecker auf dem Nachttisch zeigte 19:10 Uhr. Ich stellte den Alarm auf 23:00 Uhr, zog mich aus, löschte das Licht und ging ins Bett.
     
    ZZZZZZZZZZ!
    Ich schlug im Dunkeln die Augen auf.
    Mein erster Gedanke war, dass jemand an der Tür klingelte. Holly? Ist Holly da? Hoffnung keimte auf und fiel wieder in sich zusammen. Es kann nicht Holly sein, wurde mir klar. Sie ist weg. Es ist Eileen. Eileen ist doch noch zurückgekommen.
    Ich lasse sie rein, und wir schlafen miteinander.
    Erst da wurde mir bewusst, dass niemand an der Tür klingelte. Das Geräusch kam vom Wecker.
    Es war Zeit, aufzustehen und mein Abenteuer zu beginnen.
    Ich streckte den Arm aus und schaltete den Alarm aus. Dann stieg ich aus dem Bett. Ich zitterte, als ich durchs Zimmer eilte und das Licht einschaltete. Auch wenn die Luft kalt war auf meiner nackten Haut, hatte das Schaudern wohl kaum etwas mit der Temperatur zu tun, dafür umso mehr mit Anspannung und Aufregung.
    Ich zog Unterhose, Jeans, ein dunkelblaues Sweatshirt, Socken und meine hohen braunen Lederwanderstiefel an.

    Während ich auf dem Bett saß und die Schuhriemen band, änderte ich meine Meinung. Die Stiefel eigneten sich hervorragend für lange Wanderungen, aber was war, wenn ich schnell sein musste?
    Also zog ich sie wieder aus und schlüpfte stattdessen in ein Paar Reebok-Laufschuhe.
    Erst wollte ich meine Brieftasche mitnehmen, doch dann entschied ich mich dagegen. Sie war voller persönlicher Dokumente: Führerschein, Studentenausweis, Kreditkarten und so weiter.
    Was ist mit Geld?
    Es hat sowieso nichts auf.
    Dandi Donuts?
    Ich nahm einen Zehner aus der Brieftasche, faltete ihn und steckte ihn in die Hosentasche.
    Was noch?
    Aus der Brieftasche nichts mehr. Aber ich steckte mein Schweizer Armeemesser und meine kleine Maglite-Taschenlampe ein, ehe ich das Schlafzimmer verließ. Im Wohnzimmer nahm ich meine Schlüssel.
    Was noch?
    Eine Maske?
    Warum zum Teufel sollte ich eine Maske brauchen?
    Kopfschüttelnd ging ich aus der Wohnung.
    Im Erdgeschoss stand die Tür zur Wohnung der Fishers offen. Eigentlich hatte ich das alte Ehepaar ignorieren wollen, doch im letzten Moment erschien mir das unhöflich. Deshalb wandte ich mich im Vorbeilaufen um, lächelte und nickte in Richtung Tür.
    Mrs. Fisher war nirgendwo zu sehen, aber der »Herr«
richtete sich in seinem Liegesessel auf, den er extra für einen guten Blick in den Flur positioniert hatte, und rief: »Hey, Eddie!«
    Ich musste stehen bleiben. »Hallo, Mr. Fisher.«
    »Wie läuft’s?«
    »Nicht schlecht. Wie geht es Ihnen und Ihrer Frau?«
    »Ach, ich kann mich nicht beschweren. Ich hab vorhin deine Freundin Eileen gesehen. Ihr habt gemütlich eine Pizza gegessen, stimmt’s?«
    »Hat wirklich gut geschmeckt. Also, ich muss los. Bis später, Mr. Fisher.«
    »Mach’s gut, mein Junge.«
    »Danke«, sagte ich und ging hinaus.
    Es fühlte sich sehr gut an, in dieser frischen Oktobernacht draußen zu sein. Der Wind war ziemlich kühl. Er trug den Geruch von Rauch aus den Kaminen mit sich und wirbelte die Blätter, die von den Bäumen am Straßenrand herabfielen, durch die Luft.
    Ich prägte mir meine Beobachtungen ein … zum einen, weil ich mich für einen Schriftsteller hielt, zum anderen, um mich von dem wahren Grund, hier draußen durch die Nacht zu laufen, abzulenken.
    Wenn man etwas Zweifelhaftes vorhat, ist es besser, nicht darüber nachzudenken, sonst könnte man kneifen.
    Daran ist nichts Zweifelhaftes, sagte ich mir, ich mache einen Spaziergang, das ist alles.
    Hinüber zur Franklin Street.
    Es ist ein freies Land, dachte ich. Die Bürgersteige sind öffentliches Eigentum. Ich habe jedes Recht, zur Franklin Street zu gehen. Es ist nichts falsch daran.

    Ich bin nur ein Student, der einen langen Mitternachtsspaziergang macht und sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmert, vielleicht auf dem Weg zu Dandi Donuts.
    Ich verstoße gegen kein Gesetz.
    Niemand (außer Eileen) weiß, dass ich todunglücklich bin. Und niemand auf der ganzen Welt (außer mir) weiß, dass ich im Inneren meines gebrochenen Herzens hoffe, ein gewisses Mädchen zu finden.
    Letzte Nacht war

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