Finster
verschwunden war, hockte ich zitternd und schwitzend und atemlos an meinem Platz.
Ich sollte froh darüber sein, dass es die Polizei war, dachte ich. Die könnten schließlich meinen Arsch retten, wenn es hart auf hart kommt.
Letzte Nacht haben sie sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert.
Was taten sie gestern Nacht? Haben sie wenigstens einen Blick unter die Brücke geworfen?
Vielleicht stecken sie mit den Trollen unter einer Decke.
Das schien sehr weit hergeholt, aber manchmal ist die Wahrheit nicht das Wahrscheinliche.
Wenn sie nachts Verdächtige aufgreifen, bringen sie die vielleicht unter eine der Brücken und übergeben sie den Trollen.
Lächerlich. Aber man könnte eine Geschichte daraus machen.
Warum würden Polizisten so etwas tun? Für eine Flasche
Wein? Weil sie mitmachen? Ein Stück vom menschlichen Kuchen abbekommen?
Ich hab’s! Die Polizisten schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie beseitigen die Verdächtigen für immer und halten die Trolle davon ab, ihren Fleischbedarf aus der anständigen Bevölkerung zu decken.
Aber was haben die Polizisten selbst davon?
Die Befriedigung, ihre Arbeit gut gemacht zu haben.
Ich kicherte leise.
Das sind schon zwei Ideen für Geschichten. Nicht schlecht für eine einzige Nacht.
Auch wenn ich das Mädchen nicht finde, war das ein ziemlich lohnender …
Auf der anderen Straßenseite bewegte sich eine dunkle Gestalt die Verandatreppe herab und über den Rasen auf die Straße zu. Mit leichtem federndem Schritt kam die Gestalt aus den Schatten. An ihrem Hinterkopf wippte ein Pferdeschwanz auf und ab.
32
Erstaunt starrte ich sie an. Obwohl ich gehofft hatte, sie zu finden, hatte ich nicht erwartet, dass es so einfach werden würde. Die Suche hätte drei oder vier Nächte dauern können oder eine Woche oder einen Monat. Es wäre gut möglich gewesen, dass ich sie nie wiedergesehen hätte.
Und da war sie nun und kam aus demselben Haus, in das ich sie am Montag hatte reingehen sehen.
Auf dem Bürgersteig bog sie nach rechts und folgte der Franklin Street nach Norden. Als sie die nächste Kreuzung erreichte, hastete ich aus meinem Versteck.
Was, wenn die Tequila-Frau hinausblickt?
Auf der Veranda schien niemand zu sein. Die Eingangstür war geschlossen. Alle Fenster an der Vorderseite waren dunkel, und ich konnte niemanden erkennen, der hinaussah.
Wenn sie mich gesehen hat, kann ich sowieso nichts mehr daran ändern.
Ich blieb auf meiner Seite der Franklin und ging bis zum Ende des Häuserblocks.
Morgen Nacht wird sie es dem Mädchen erzählen.
Wenn nicht früher. Vielleicht sagt sie es ihr nächsten Morgen am Telefon. Oder im Seminar. Oder bei der Arbeit. Süße, als du letzte Nacht aus dem Haus gegangen bist, hab ich einen Fremden beobachtet, der gegenüber aus dem Gebüsch gekrochen kam und dir gefolgt ist. In meiner Vorstellung sprach sie in einem weichen, schleppenden Tonfall wie eine Figur aus einem Stück von Tennessee Williams. Du solltest gut aufpassen. Vielleicht kommst du besser nicht mehr, bis sich die Angelegenheit erledigt hat.
Andererseits gab es keinen vernünftigen Grund anzunehmen, dass sie mich gesehen hatte. Als das Mädchen sich auf den Weg machte, war sie vielleicht einfach im Bett geblieben. Oder sie war für einen Schlummertrunk in die Küche gegangen.
Tatsächlich könnte sie auch die ganze Sache verschlafen haben. Vielleicht hatte das Mädchen einen anderen Bewohner des Hauses besucht.
Und wenn diese Person mich aus dem Fenster beobachtet hatte?
Niemand hat mich gesehen!
Zumindest ist es unwahrscheinlich, sagte ich mir. Aber wenn doch, wird das Mädchen es morgen wohl erfahren. Heute Nacht böte sich mir meine einzige Chance.
Ich überquerte die Straße, und wir befanden uns nun auf demselben Bürgersteig.
Obwohl sich zwischen uns fast ein ganzer Häuserblock befand, verband uns der schmale, gerade Betonstreifen.
Ihr Tempo war gemächlicher als meines. Sie schlenderte daher, als wollte sie einfach nur die Nacht genießen. Ich gestattete mir, ein Stück aufzuholen. Dann ging ich langsamer.
Wie in der Nacht unseres ersten Zusammentreffens erfüllte mich das Bewusstsein, wie seltsam es war, dass wir uns angesichts der gewaltigen Ausmaße von Zeit und Raum im selben Moment am selben Ort befanden.
Es gab so viele Möglichkeiten, die dieses Zusammentreffen hätten verhindern können.
Und trotzdem war es geschehen.
Die Macht des Zufalls oder der Natur oder Gottes hatte uns in dieser Nacht von allen Nächten des Jahres
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