Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Finster

Titel: Finster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Klamotten vom Leib zu reißen und Sachen mit ihr anzustellen, die sie schreien ließen.
    Ich stellte sie mir an einem dunklen Ort vor, wie sie nackt an ihren Handgelenken aufgehängt war und sich wand.
    Das würde ich niemals tun , sagte ich ihr im Geiste.
     
    Beobachtet sie mich von der Veranda aus?
    Ich fühlte mich schrecklich verwundbar, wie ich dort hinter dem Auto hockte. Es könnte jemand vorbeikommen. Gerade in diesem Augenblick könnte mich jemand aus einem Haus beobachten. Vielleicht war die Polizei schon unterwegs.
    Wenn sie für einen blutigen Mord unter der Brücke nicht ausrücken, sagte ich mir, dann kommen sie auch nicht wegen mir.
    Glaubst du?
    Ich musste ein besseres Versteck finden. Aber wenn das Mädchen mich von der Veranda aus beobachtete, würde sie sehen, wie ich hinter dem Wagen hervorkam, und ihre schlimmsten Befürchtungen würden sich scheinbar bestätigen. Dann hätte ich keine Chance mehr, mich mit ihr anzufreunden.
    Sie ist wahrscheinlich im Haus, sagte ich mir. Ich habe nur nicht mitbekommen, wie sie die Tür geöffnet hat.
    Aber wenn sie doch auf der Veranda ist …
    Ich hörte, wie sich ein Auto näherte. Es schien noch
weit weg zu sein. Ich konnte nicht feststellen, aus welcher Richtung es kam.
    Genau das, was ich jetzt brauche.
    Jeder, der rechts von mir über die Franklin oder links von mir auf der von Norden nach Süden verlaufenden Straße (der Name ist mir entfallen) entlangfuhr, würde sehen können, wie ich mich hinter dem parkenden Auto versteckte.
    Aber wenn ich weggerannt wäre, hätte sie mich sehen können.
    Was soll ich machen?
    Das Motorengeräusch wurde lauter.
    Scheiße, verdammte Scheiße!
    Das parkende Auto, das mir so wenig Schutz bot, war niedrig und stand dicht am Bordstein. Vermutlich konnte ich nicht darunter kriechen, zumindest nicht von dieser Seite.
    Als die Scheinwerfer die Kreuzung an der Franklin Street beleuchteten, legte ich mich flach neben dem Auto ins Gras und drückte mein Gesicht zwischen die überkreuzten Arme.
    Zu dem Motorengeräusch und dem Zischen der Reifen auf dem Asphalt hörte ich vertraute Musik. »Excitable Boy« von Warren Zevon. Die Geräusche wurden lauter, als der Wagen über die Kreuzung fuhr.
    Ich hob meinen Kopf.
    Ein kleiner heller Pick-up, wie Randy ihn fuhr.

33
    Ich ließ meinen Kopf sinken und schloss die Augen. Der Pick-up fuhr über die Kreuzung hinweg auf der Franklin nach Norden,
    Es muss nicht Randy sein, sagte ich mir. Ich hatte den Fahrer nicht gesehen und er mich wahrscheinlich auch nicht. In einer Stadt von der Größe Willmingtons musste es eine Menge heller, kleinerer Pick-ups geben.
    Es war Randy. Er fährt durch die Straßen und sucht mich. Oder Eileen.
    Was ist mit dem geheimnisvollen Mädchen?, fragte ich mich. Würde sie ihm auch gefallen?
    Es machte mich krank, darüber nachzudenken, was Randy ihr antun würde, wenn er die Gelegenheit bekäme.
    Kennt sie ihn? Ist sie vor ihm auf der Hut? Wahrscheinlich ist sie vor jedem auf der Hut … mich eingeschlossen.
    Plötzlich wurde mir klar, dass Randy (falls er es war) einmal um den Block fahren könnte, um mich zu schnappen. Ich sprang auf und rannte über die Straße, über den Rasen und die Verandatreppe hinauf. Atemlos und mit klopfendem Herzen blieb ich in der Dunkelheit stehen.
    Das Mädchen schien nicht da zu sein. Weil ich mich an den alten Mann erinnerte, der mich so erschreckt hatte, schlich ich auf Zehenspitzen herum und inspizierte die Hollywoodschaukel und alle dunklen Ecken, in denen sich jemand versteckt haben könnte. Außer mir war niemand auf der Veranda.
    Ich befürchtete, dass Randy jeden Moment vorbeifahren
könnte, und ließ mich mit dem Rücken zum Geländer zu Boden sinken.
    Hier kann er mich unmöglich sehen.
    Ich lauschte, ob der Pick-up zurückkehrte, hörte aber nur ein schwaches Rauschen. Es hätte ein entferntes Motorengeräusch sein können, aber es war so unbestimmt, dass es nicht unbedingt von einem Fahrzeug stammen musste. Vielleicht flog weit über mir ein Flugzeug vorbei. Vielleicht war es auch der Wind, der überall in der Stadt in den Baumkronen rauschte.
    Randys Pick-up war bestimmt nicht in der Nähe.
    Es sei denn, er hatte den Motor ausgeschaltet.
    Vielleicht hat er mich gesehen und kommt zu Fuß zurück.
    Ich wünschte, der Gedanke wäre mir nicht gekommen.
    Reglos und verängstigt saß ich eine Weile da und traute mich kaum zu atmen. Nach ungefähr zehn Minuten legte sich allmählich meine Befürchtung, dass Randy

Weitere Kostenlose Bücher