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Finster

Titel: Finster Kostenlos Bücher Online Lesen
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Casey fliegt nicht raus.«
    Ich lachte. »Schön. Und es freut mich, dass du das Gedicht kennst.«
    »Kennt das nicht jeder?«
    »Wahrscheinlich nicht.« Wenn Casey ihr richtiger Name war, wäre es allerdings kein Wunder, dass sie es kannte. »Aber es ist ziemlich bekannt«, gab ich zu.
    Ein paar Kreuzungen vor uns tauchten Scheinwerfer auf der Straße auf.
    »Oh-oh«, sagte ich.
    Casey grinste, warf mir einen Clint-Eastwood-Blick zu und meinte: »Fragst du dich, ob heute dein Glückstag ist?«

    »Hä?«
    »Mann oder Maus?«
    »Was?«
    Als das Fahrzeug näher kam, schienen seine Scheinwerfer zu wachsen und sich weiter voneinander zu entfernen.
    »Mann oder Maus? Gehen wir weiter oder verstecken wir uns?«
    Meinte sie das ernst?
    »Es könnte die Polizei sein«, sagte sie. »Oder dieser Randy. Oder jemand Schlimmeres. Man kann es nie wissen. Das gehört zum Spiel dazu.«
    »Machst du das öfter?«
    »Ständig. Aber nur nachts. Man müsste verrückt sein, es tagsüber spielen zu wollen.«
    Ich lachte.
    Obwohl das Fahrzeug jetzt schon viel näher war, konnte ich die Form noch nicht erkennen. Der Motor dröhnte tief.
    Wenn wir noch länger warteten …
    »Also, was machen wir?«, fragte Casey.
    Ich war mir ziemlich sicher, was sie wollte. »Weitergehen«, sagte ich.
    »So gefällst du mir.« Grinsend klopfte sie mir auf den Rücken, als wäre ich ein alter Kumpel.
    Wir gingen Seite an Seite den Gehweg entlang. Ich kam mir sehr mutig vor und hatte zugleich das Bedürfnis, wie ein Wahnsinniger zu rennen.
    Casey lächelte mich an. »Macht Spaß, oder?«
    »Klar.«

    Der Wagen hatte die Kreuzung vor uns erreicht. Ich konnte ihn im Licht der Laternen gut erkennen. Es war ein Jeep … oder einer dieser Nachbauten … mit offenem Verdeck und Überrollbügeln.
    »Ah«, sagte Casey. »Das sind die Wiggins.«
    Wir konnten die Insassen noch nicht sehen, also musste sie den Jeep erkannt haben.
    Als der Wagen näher kam, konnten wir auch die Wiggins ausmachen. Die Fahrerin hatte blonde oder graue Haare, die zu einem militärischen Bürstenschnitt frisiert waren. Sie trug Shorts und ein braunes Muskelshirt, als würde sie mittags durch die Wüste fahren. Ihre Arme und Beine machten einen kräftigen Eindruck. Auf ihrem dicken Oberarm schien sie ein Tattoo zu tragen, aber ich konnte es nicht genau erkennen.
    Die Beifahrerin sah aus wie eine schlanke Kopie der Fahrerin. Sie hatte den gleichen militärischen Haarschnitt. Auch ihre Kleidung ähnelte der ihrer Fahrerin, nur dass sie ein paar Nummern kleiner war und das T-Shirt immerhin kurze Ärmel hatte.
    Während sie vorbeifuhren, blickte die Fahrerin in unsere Richtung. Ich rechnete damit, dass Casey winkte, aber sie machte keine Anstalten. Die Fahrerin grüßte uns ebenfalls nicht. Sie sah uns nur kurz an, dann wandte sie ihren Blick wieder der Straße vor ihr zu. Die Beifahrerin schien uns überhaupt nicht wahrgenommen zu haben.
    Als sie vorbeigefahren waren, grinste Casey mich an. »So spielt man Mann oder Maus.«
    »Aha.«
    »Es ist immer aufregender, wenn man weitergeht.«

    »Da bin ich sicher.«
    »Gib zu, es hat dir gefallen.«
    »Ich bin nur froh, dass es bloß die Wiggins waren.«
    »Hätte schlimmer kommen können«, gab Casey zu.
    »Einen besonders freundlichen Eindruck haben sie nicht gemacht.«
    »Wir verstehen uns nicht gerade glänzend.«
    »Und ihr grüßt euch nicht.«
    »Grüßen verstößt gegen die Regeln.«
    »Wirklich?«
    »Natürlich.«
    »Und was sind die Wiggins für Leute?«
    »Schwestern. Walinda ist die Ältere. Die jüngere heißt Linda.«
    »Linda und Walinda Wiggins?«
    »Genau. Hast du nie was von ihnen gehört? Sie waren Profiwrestler.«
    »Das ist ein Witz, oder?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Sie standen ungefähr fünf Jahre im Ring. Haben sogar einige Meisterschaften gewonnen. Sie haben die Pokale bei sich zu Hause stehen.«
    »Und jetzt kämpfen sie nicht mehr?«
    »Sie haben aufgehört, nachdem Linda ihren Arm verloren hatte.«
    »Sie hat ihren Arm verloren?« Mir fiel ein, dass ich nur ihren rechten Arm gesehen hatte.
    »Nicht im Ring. Hier in der Stadt, vor ein paar Jahren. Niemand weiß, wie es passiert ist. Walinda hat sie gegen zwei Uhr morgens zur Notaufnahme gefahren. Ihr linker Arm war an der Schulter abgetrennt.«

    »Und niemand weiß, was geschehen ist?«
    »Tja, Linda und Walinda werden es wissen, aber sie verraten es niemandem.«
    »Seltsam«, murmelte ich.
    »Es passieren eine Menge seltsame Dinge hier«, erklärte mir Casey.
    »Das

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