Finster
einen Augenblick in der Luft zu hängen, die Arme ausgebreitet, das rechte Bein nach vorn gestreckt, der Pferdeschwanz hoch über ihrem Kopf. Als sie landete, hob sich ihr Sweatshirt und entblößte die Taille.
Die Fliegentür knallte zu.
Ihre Turnschuhe trippelten über den Weg, und sie rannte auf die Straße zu.
Ich sprang zwar nicht von der Veranda, aber stieg die Treppe mit ein paar schnellen großen Schritten hinab und lief dem Mädchen hinterher - weil ich sie einholen wollte und weil ich von dem Haus floh, denn irgendjemand musste das Knallen der Tür gehört haben.
Das Mädchen war schnell. Aber nicht so schnell wie ich.
Ich holte sie ein, doch versuchte nicht, sie zu stoppen. Wir waren noch zu nah beim Haus.
Wir rannten über die Straße und um eine Ecke, sprinteten den Bürgersteig entlang, überquerten in der Mitte des Häuserblocks die Straße und liefen ein weiteres Stück über den Gehweg.
Ich blieb vier oder fünf Schritte hinter ihr, hörte, wie sie nach Luft schnappte und ihre Schuhe über den Asphalt klapperten, sah ihren Pferdeschwanz auf und ab wippen,
das weite Sweatshirt flattern, die Arme pumpen, die Beine durch die Luft fliegen.
Es war schön, sie zu jagen. Aber auch schrecklich. Sie musste fürchterliche Angst haben.
»Hey«, sagte ich.
»Ich hab nichts geklaut.«
»Ich verfolge dich nicht«, stieß ich hervor. »Wir … flüchten nur … in die gleiche Richtung.«
»Ich habe niemandem … was getan.«
»Ich will … nur reden.«
»Lass mich in Ruhe.«
»Bleib stehen. Bitte.«
»Hau ab.«
Ich blieb ein paar Schritte hinter ihr, bis sie in die nächste Straße bog. Dann gab ich Gas, holte sie ein und lief neben ihr her. Sie drehte den Kopf und sah mich finster an.
Selbst in dem schwachen Licht der Laternen konnte ich erkennen, dass sie jünger war als ich. Vielleicht achtzehn, aber nicht viel älter. Dafür aber viel hübscher, als ich gedacht hatte.
»Können wir nicht … einfach reden?«, fragte ich.
Gleichzeitig sprangen wir die nächste Bordsteinkante hinauf. Der enge Bürgersteig zwang mich, näher bei ihr zu laufen.
»Bleib stehen, ja?«, sagte ich. »Du kannst mir … nicht weglaufen. Warum bleibst du nicht einfach …«
Sie rammte mich mit der Schulter. Der Stoß warf mich nach rechts. Ich griff nach ihrem Sweatshirt und hielt mich daran fest, als ich vom Gehweg abkam. Ein Fuß landete im
Gras. Meine Beine verhakten sich. Dann stürzte ich unkontrolliert und verdreht kopfüber nach vorn.
Mit der Seite schlug ich im Gras auf. Ich rutschte über den Boden, klammerte mich an ihrem Sweatshirt fest und brachte sie ebenfalls zu Fall. Sie landete auf mir, zappelte und rollte herunter. Ich warf mich auf sie, setzte mich auf ihren Bauch und drückte ihre Arme zu Boden. Sie ächzte und wand sich. Ich hielt sie fest.
»Nicht … du tust dir noch weh«, sagte ich.
»Geh runter.«
»Beruhig dich. Bitte. Bleib einfach still liegen.«
Sie schlug mit den Beinen aus und bäumte sich auf, aber sie konnte mich nicht abwerfen. Schließlich hörte sie auf. Sie lag unter mir, und ihre Brust hob und senkte sich, während sie angestrengt nach Luft schnappte.
»Reg dich nicht auf«, sagte ich, »Okay? Ich tu dir nichts.«
Allmählich beruhigte sich ihr Atem.
»Alles klar bei dir?«, fragte ich.
»Lass mich aufstehen.«
»Dann muss ich dir wieder hinterherrennen.«
»Ich bin genug gerannt.«
»Du läufst also nicht wieder weg?«
»Du bist sowieso zu schnell für mich.«
Ich war wirklich schneller als sie, trotzdem würde sie wahrscheinlich wieder versuchen wegzurennen, wenn ich sie aufstehen ließ. Wir lagen in dem Vorgarten eines Hauses, ziemlich dicht am Bürgersteig und der Straße. Und der Bereich war ziemlich gut beleuchtet.
»Hör zu«, sagte ich, »wir können hier nicht bleiben. Es wird uns jemand sehen.«
»Dann lass mich aufstehen.«
»Ich will nicht, dass du wegrennst.«
»Mach ich nicht. Okay? Lass mich aufstehen.«
Ich wollte eine Freundin, keine Gefangene. Also stieg ich von ihr herunter und trat einen Schritt zurück. »Danke«, sagte sie. Ihr Sweatshirt war zerknittert und verrutscht und gab ihren Bauch frei. Sie setzte sich hin, strich das Sweatshirt glatt und stand auf. Mit beiden Händen klopfte sie sich den Schmutz vom Hintern.
»Tut mir echt leid, dass du hingefallen bist«, sagte ich.
»Gefallen bin ich eigentlich nicht direkt.«
»Tja, ich hab nachgeholfen.«
»Du hast dich an mir festgehalten und mich mitgerissen.«
Es schien mir keine gute
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