Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Finster

Titel: Finster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Eileen bekommst.«
    Vielleicht war es doch keine so tolle Idee gewesen, ihr von Eileen zu erzählen.
    »Es wird keine Probleme geben«, sagte ich. »Sie muss ja nichts erfahren. Also, was ist? Noch eine Runde?«
    Sie schien ein paar Sekunden darüber nachzudenken.
    »Okay«, sagte sie dann. »Klar. Wenn es nicht zu lange dauert.«
    »Super.«

    Sie blieb stehen und wartete auf mich. Als ich zu ihr aufgeschlossen hatte, drehte sie sich um und ging neben mir her. »Ich finde, es sollte nicht länger dauern als fünfzehn oder zwanzig Minuten«, sagte sie.
    »Musst du zu einer bestimmten Zeit zu Hause sein?«
    Sie sah mich an und kicherte. »Was glaubst du?«
    »Also … ich glaub kaum, dass dir jemand erlaubt hat, zu dieser Uhrzeit hier rumzulaufen. Du siehst noch ein bisschen zu jung aus, um schon eine eigene Wohnung zu haben, also wohnst du wahrscheinlich bei deinen Eltern. Oder zumindest einem Elternteil. Ich vermute, dass du dich aus dem Haus geschlichen hast, nachdem sie ins Bett gegangen sind. Wie gefällt dir das?«
    »Klingt logisch«, sagte sie.
    »Trifft es zu?«
    »Vielleicht.«
    »Wenn ich Recht habe, musst du zu Hause sein, bevor deine Eltern morgens aufstehen.«
    »Sehr gut. Ich sehe, du bist ein Genie.«
    Lachend sagte ich: »Danke. Also ist die Dämmerung deine Deadline?«
    »Vielleicht.«
    »Was ist mit der Schule?«, fragte ich.
    »Was soll damit sein?«
    Sie machte einen fröhlichen Eindruck und schien nichts dagegen zu haben, über ihre Situation zu reden, deshalb quetschte ich sie weiter aus. »Gehst du zur Schule?«
    »Sehe ich aus, als wäre ich auf dem Weg zur Schule?«
    »Gerade im Augenblick nicht …«
    »Du bist wirklich clever, Ed.«

    »Hast du heute Morgen Unterricht?«
    »Vielleicht. Und du?«
    »Um acht Uhr.«
    »Bist du sicher, dass du noch Zeit für eine Runde Mann oder Maus hast?«
    »Es macht mir nichts aus, mal weniger zu schlafen.«
    »Mir auch nicht«, sagte Casey. Eine Weile gingen wir schweigend nebeneinander her. Dann lächelte sie mich an und fragte: »Willst du raten, in welcher Klasse ich bin?«
    »Ganz eindeutig in der Spitzenklasse.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Irgendwas stimmt mit deinem Sinn für Humor nicht.«
    »Ist er nicht toll?«
    Sie lachte. »Klar. Wenn du meinst.«
    »Ich soll raten, in welche Schulklasse du gehst? Also neunte oder zehnte …«
    »Jetzt hast du’s kapiert.«
    »Tja, ich würde sagen, zwölfte Klasse.«
    »Warum?«
    »Du bist offensichtlich reif, intelligent und geistreich.«
    Sie schlug mir mit der Faust gegen den Oberarm.
    »Und stark«, fügte ich hinzu.
    Wieder lachte sie.
    »Also, hab ich Recht? Bist du in der zwölften Klasse?«
    »Vielleicht.«
    »Vielleicht? Du willst es mir nicht sagen?«
    »Du gehst davon aus, dass ich überhaupt zur Schule gehe.«
    »Das hast du doch gesagt.«

    »Wirklich?«
    »Dachte ich jedenfalls.«
    »Dann denk nochmal, Chucky.«
    »Soll das heißen, du gehst nicht zur Schule?«
    »Verrate ich nicht.«
    »Was ist mit deinem Alter?«
    »Was glaubst du, wie alt ich bin?«
    Grinsend schüttelte ich den Kopf. »Das bringt nichts. Wenn ich richtig rate, gibst du es nicht zu.«
    »Bist du sicher?«
    Ich lachte. »Nein, sicher bin ich nicht.«
    »Ein Versuch kann ja nicht schaden.«
    »Okay. Ich würde sagen, achtzehn.«
    »Reines Wunschdenken.«
    Ich verstand ihre Bemerkung als eine Anspielung darauf, dass man in unserem Staat erst ab achtzehn Jahren Sex haben durfte, und errötete.
    »Versuch’s nochmal«, sagte sie.
    »Jünger?«
    »Ich gebe keine Tipps.«
    »Okay.«
    »Streng dein Gehirn an.«
    »Falls du nicht extrem frühreif bist, bist du nicht jünger als fünfzehn. Auch deine verbalen Fähigkeiten sind für eine Jugendliche äußerst weit entwickelt.«
    »Ich bin beeindruckt, Sir.«
    »Von deiner physischen Erscheinung her würde ich sagen, du bist definitiv unter einundzwanzig. Zwanzig würde ich auch ausschließen.«
    »Wenn ich jünger als einundzwanzig bin, bin ich offensichtlich
nicht zweiundzwanzig.« Sie verzog das Gesicht. »Mann, dein Humor färbt schon auf mich ab.«
    »Das ist ein Fortschritt.«
    Sie stieß ein Lachen aus, dann sah sie sich um, als befürchtete sie, dadurch unsere Anwesenheit verraten zu haben. Ich blickte mich ebenfalls um. Ich hatte keine Ahnung, wo wir waren. Die Häuser auf beiden Seiten der Straße standen weiter auseinander als in der Gegend, in der wir vorher waren, und sie waren schäbiger. Die Straße schien schlechter beleuchtet zu sein. Aber ich sah niemanden, der uns

Weitere Kostenlose Bücher