Finster
beobachtete, kein Auto, das sich näherte.
»Also, was ist mit meinem Alter?«, fragte Casey mit gedämpfter Stimme.
»Okay. Wahrscheinlich zwischen fünfzehn und neunzehn. Liege ich richtig?«
»Vielleicht.«
Ich stieß ein Knurren aus. Sie lachte und sagte: »Hey, du bist doch so ein Genie.«
»Eigentlich nicht.«
»Doch, natürlich. Also probier Folgendes: Nimm dein eigenes Alter und verdoppele es, teile es anschließend durch zwei und zieh deine Füße ab.«
»Meine Schuhgröße?«
»Wie viele Füße hast du am Ende deiner Beine?«
»Gut.« Ich dachte kurz nach. »Achtzehn«, sagte ich dann.
»Aha!«
»Du bist achtzehn?«
»Weißt du nicht mehr? Ich hab doch gesagt, ich gebe keine Tipps.«
»Aber die Formel!«
»Die war für mich, um rauszufinden, wie alt du bist. Zwanzig, stimmt’s?«
37
»Genau.«
Casey lachte. Sie sah wunderschön aus, wenn sie lachte. Ich hatte das Bedürfnis, sie in die Arme zu nehmen und an mich zu drücken, aber ich lächelte nur und schüttelte den Kopf.
»Willst du sonst noch was wissen?«, fragte sie.
»Als ob du es mir verraten würdest.«
»Probier’s doch aus.«
»Ich habe absolut keine Ahnung, wo wir sind.«
Sie blickte sich um. »Kein Problem. Ich weiß genau, wo wir sind.«
»Da du bald abhauen willst, was hältst du davon, mich irgendwo hinzubringen, wo ich mich auskenne?«
»Wo kennst du dich aus?«
»Also, die Division und die Franklin sind mir ziemlich vertraut.«
»Dann lass uns dahin zurückgehen«, sagte sie. »Aber wir nehmen einen anderen Weg. Das ist immer interessanter.«
»Gute Idee.«
Wir gingen weiter in dieselbe Richtung. Am Ende des Häuserblocks bogen wir rechts ab. Wir folgten der Straße bis zur nächsten Ecke, gingen wieder nach rechts und auf
der Parallelstraße zurück in die Richtung, aus der wir gekommen waren.
»Nur damit du Bescheid weißt«, sagte Casey, »zur Franklin und zur Division geht es geradeaus.«
»Danke.«
»Für den Fall, dass wir getrennt werden.«
»Das will ich nicht hoffen.«
»Man kann nie wissen. Wenn wir uns verstecken müssen, könnten wir uns aus den Augen verlieren.«
»Wie kann ich dich dann wiederfinden?«
Sie wandte sich zu mir und sah mich an. »Vielleicht gar nicht.«
»Wenn du nicht willst, dass ich dich …«
»Warten wir’s ab.«
Dräng sie nicht, sagte ich mir.
»Sollen wir mal gucken, was im Park los ist?«, fragte sie.
»Klar.«
»Hier lang.« Wir überquerten die Straße. An der Ecke bogen wir nach links ab. Dann gingen wir weiter bis zum Ende des Häuserblocks. Schräg gegenüber lag eine Grünfläche, die wie ein Park aussah.
Wir schlenderten über die leere Kreuzung.
Direkt auf der anderen Seite befand sich ein Baseballfeld. Nichts Besonderes, nur ein Fangnetz hinter dem Schlagmal und zu beiden Seiten kleine Tribünen neben der ersten und der dritten Baseline. Die Anlage war mit Flutlichtern für nächtliche Spiele ausgestattet, aber die Scheinwerfer waren ausgeschaltet.
»Ich sehe niemanden«, sagte Casey. »Und du?«
»Sieht verlassen aus.«
»Halt die Augen offen.«
Wir gingen an einer Seite um das Fangnetz herum.
»Da hinten gibt es einen Spielplatz«, sagte Casey. Sie zeigte zum entfernten Ende des Parks. Ich konnte schwach die Umrisse eines Klettergerüsts, mehrerer Schaukeln, Rutschen und anderer Spielgeräte ausmachen. »Sollen wir uns den mal ansehen?«
»Klar«, sagte ich.
Nebeneinander gingen wir mitten über das Baseballfeld, über den Pitcher’s Mound und weiter an der zweiten Base vorbei. Das Base-Kissen fehlte sowohl hier als auch an den anderen Malen. »Ich frage mich, wo die ganzen Bases nachts hingehen.«
»Sie machen einen Homerun«, sagte Casey.
Ich lachte, aber nur leise. Es fühlte sich seltsam an, zu dieser Uhrzeit über ein Baseballfeld zu gehen. Wir verließen das Infield und gingen weiter über das Outfield. Das Gras raschelte unter unseren Schuhen. Obwohl außer dem Mond keine Lichtquelle zu erkennen war, warfen wir beide unsere Schatten voraus.
Es gab keine Bäume in der Nähe.
Ich blickte über die Schulter zurück, um sicherzustellen, dass uns niemand beobachtete.
Casey sah sich ebenfalls um.
»So weit, so gut«, sagte ich.
»Im Dunkeln wird niemand hier sein, wenn nicht gerade ein Spiel stattfindet. Man kann sich schlecht verstecken.«
»Das ist mir auch schon aufgefallen.«
»Das lichtscheue Gesindel wird nervös, wenn es so auf freiem Feld ist.«
»Lichtscheues Gesindel?«
»Du weißt schon.«
»Ich glaub ja«, sagte
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