Finster
haben, dass ich die Bewusstlose nur spielte. Als ich versucht habe, aufzustehen und wegzurennen, hat er mich gepackt und halb ohnmächtig geschlagen. Dann hat er mich über seine Schulter geworfen und eine Böschung runtergeschleppt. Ich wusste ziemlich genau, wo wir waren, und nahm an, dass er mich zum Fluss brachte. Dort wären wir ziemlich gut verborgen. Ich bin davon ausgegangen, dass er mich vergewaltigen wollte. Als Erstes.«
Ich nickte. Mein Mund war trocken, und mein Herz raste.
»Als wir unten am Ufer ankamen, hab ich gedacht, er würde mich auf den Boden werfen und loslegen. Ich habe darauf gewartet, denn wenn sie scharf sind und ihn reinstecken wollen, sind sie am leichtsinnigsten. Aber anstatt stehen zu bleiben, hat er die Richtung gewechselt und mich am Ufer entlang getragen. Er wollte mich unter die Brücke bringen.« Casey sah mich stirnrunzelnd an. »Ich verrate dir was über Brücken, Ed. Nachts sollte man vermeiden, unter sie zu gehen.«
»Hab ich schon gemerkt«, murmelte ich.
»Ich dachte, dass ich schnell was unternehmen müsste, um abzuhauen. Aber ehe ich die Gelegenheit bekam, hat er gerufen: ›Kommt, es ist soweit!‹ Und unter der Brücke haben Leute geantwortet. Als würden ein paar Typen
schon auf ihn warten. Und vielleicht auch einige Frauen.« Casey schüttelte den Kopf und sagte. »Verdammt. Das hat mir wirklich Angst eingejagt. Ich dachte, meine Zehennägel stellen sich auf. Ich hab schon Schiss, wenn ich nur daran denke.«
»Ich kriege schon vom Zuhören Angst«, sagte ich.
»Tja, ich hatte nicht vor, mich unter die Brücke bringen zu lassen. Er hat mich so gehalten, dass mein Oberkörper über seinen Rücken und meine Beine vor seiner Brust hingen. Mit einem Arm hat er meine Beine umschlungen, mit der anderen Hand … also, damit hat er mir am Hintern rumgefummelt. Bis dahin habe ich mich nicht gewehrt, bin einfach ruhig geblieben und hab meinen Mund gehalten, deshalb hat er nicht damit gerechnet, dass ich was mache.
Plötzlich habe ich mit beiden Händen seine Hose gepackt und meine Beine mit aller Kraft nach oben geworfen … als würde ich mich strecken, sozusagen. Er konnte mich nicht halten. Einen Augenblick hing ich durchgestreckt hinter seinem Rücken. Dann hab ich mich überschlagen und bin hinter ihm zu Boden gefallen. Ich landete auf meinen Füßen. Aber ich habe das Gleichgewicht verloren und bin rückwärts gegen ihn gefallen. Dadurch konnte ich mich fangen, aber er ist umgekippt. Ich glaub, er ist mit einem der anderen zusammengeprallt. Es klang so, als würden einer oder zwei von ihnen zu Boden gehen. Und vielleicht haben sie ein paar Sekunden lang den Weg versperrt, so dass die übrigen nicht schnell genug vorbeikamen. Ich weiß nicht, was genau passiert ist, ich weiß nur, dass ich gerannt bin wie der Teufel und mich keiner erwischt hat.«
»Gott sei Dank«, stöhnte ich.
»Ich denke nicht so gern daran … was sie mit mir gemacht hätten. Mir hat überhaupt nicht gefallen, wie er gerufen hat: ›Kommt, es ist so weit!‹ Das hat meine Mutter immer gesagt, wenn das Abendessen fertig war.«
»Was glaubst du, was er gemeint hat?«
Casey schaukelte vor und zurück, sah zu mir auf und klang fast belustigt, als sie sagte: »Er hat mich fast die ganze Strecke in einem Einkaufswagen transportiert. Ich glaube, das liefert einen dezenten Hinweis.«
38
»Wo ist das passiert?«, fragte ich. »An welcher Brücke?«
»Ich bin nicht sicher. Damals kannte ich mich in der Stadt noch nicht so gut aus. Ich weiß nur, dass es eine der Brücken über den Old Mill war.«
»An der Division Street?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Das ist direkt beim Campus. Es war ein gutes Stück weiter westlich. Vielleicht in der Nähe der Fairmont Street oder …«
Sie erwähnte noch einige andere Straßennamen, aber ich hörte nur Fairmont; die Straße, auf der ich vorhin nach Norden gegangen war, um die Division zu meiden.
»Ich wohne da in der Nähe«, sagte ich. »In der Nähe der Fairmont.«
»Tja, geh nicht unter die Brücke. Ich bin mir nicht sicher, ob es da war, wo sie über mich herfallen wollten, aber
es spielt auch keine große Rolle. Man kann nie wissen, unter welcher Brücke sie gerade stecken.«
»Hast du dich über sie informiert?«
»Ich weiß, was ich weiß.«
»Meinst du, sie … fressen Menschen?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Alles, was sie in ihre Einkaufswagen kriegen.«
Ich nickte.
»Jetzt müsstest du eigentlich sagen, dass ich verrückt bin«,
Weitere Kostenlose Bücher