Finstere Propheziung
die Entwicklungen der modernen Sprache zu verfolgen«, behauptete Karsh. »Ich habe auch Artemis alarmiert. Natürlich ist es möglich, dass Lord Thantos hinter all dem steckt. Aber es ist ebenso gut möglich, oh missmutige Göttin, dass der Zeitpunkt einfach gekommen ist. Die beiden haben die Macht. Sie benutzen sie schon jetzt. Doch gemeinsam wären sie zu so viel mehr fähig.«
»Und genau deshalb darf Thantos sie nicht zusammen finden«, beharrte Ileana. »Aber falls er sie doch findet - und ich betone nochmals: falls -werden ihre gemeinsamen Kräfte ihnen dann nicht viel mehr nützen, als wenn jede von ihnen ihm allein begegnet?«
»Thantos, dieser schwarzbärtige, mörderische Koloss von einem Zauberer, ist ein Spürhund, Karsh. Ein ungeheuer fähiger Hexer, der jede Gestalt annehmen kann. Die vereinten magischen Kräfte von zwei kleinen Mädchen, und seien sie auch noch so begabt, könnten ihn nie besiegen.«
»Ich habe die beiden gesehen.« Karsh konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. »Es ist wahr, dass sie unbeholfen und ungeübt sind, aber ihr Talent ist bemerkenswert. Und außerdem, Ileana, sind sie keine kleinen Kinder mehr.«
Kapitel 6 - EINE SPONTANE ENTSCHEIDUNG
MARLEIGH NOCH IMMER VERSCHWUNDEN! Die schockierende Nachricht beherrschte die Titelseite des Montana Mountaineer. Auf dem Vordersitz des Mietwagens las Emily, Cams Mutter, den Artikel laut vor. »Vier Tage sind bereits vergangen und noch immer gibt es keine Spur von dem jungen Star, der am vergangenen Freitag während eines Highschool-Fußballspiels in einem Vorort von Massachusetts verschwand.«
»Unvorstellbar.« Cams Vater Dave, der am Steuer saß, schüttelte den Kopf. »Ein bekannter Teenie, eine junge Berühmtheit, verschwindet einfach am helllichten Tage. Keiner hat etwas gesehen, keiner hat etwas gehört - und noch immer keine Spur? Das glaube ich einfach nicht.« Aber es hatte ein Zeichen gegeben, dachte Cam und lehnte sich nach vorn, um über die Schulter ihrer Mutter sehen und lesen zu können. Der alte dürre Mann auf der Tribüne daheim hatte versucht ihr mitzuteilen, dass jemand in Gefahr war.
Sie braucht deine Hilfe, hatte er sie gewarnt. Oder hatte Cam sich das eingebildet? Hatte sie der Stress des Spiels im entscheidenden Moment fertig gemacht? Und selbst wenn? Das erklärte nicht, warum sie einen unheimlichen alten Typen aus ihren Träumen heraufbeschworen hatte, den offenbar außer ihr niemand gesehen oder gehört hatte. »Es ist unglaublich.« Beths Stimme ließ Cam aufschrecken. Während sich die Freundin mit dem Kinn auf der Rückenlehne des Vordersitzes abstützte, zwirbelte sie geistesabwesend eine dicke, lockige Haarsträhne um ihren Finger. »Ich meine: Wir waren dabei.«
Emily Barnes drehte sich um und lächelte die Mädchen an. »Und jetzt sind wir hier. Im Urlaub. Und wir werden uns prima amüsieren ... «
»Sonst ...«, zog Dave sie auf und sein buschiger Schnurrbart betonte sein Grinsen. »Es ist wirklich eine fürchterliche Angelegenheit.« Emily faltete die Zeitung zusammen. »Was ihre armen Eltern jetzt durchmachen müssen. Ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen, als ein Kind zu verlieren.«
»Dy l an meint, dass wir nicht in Urlaub hätten fahren sollen«, sagte Cam. Ihr Bruder, ein Jahr jünger als sie, verbrachte gerade einen Monat in einem Extremsport-Camp. Als er von Marleighs Verschwinden gehört hatte, rief er Cam sofort an. »Wie könnt ihr denn jetzt noch wegwollen ? So was Aufregendes ist in Marble Bay noch nie passiert. Und du hast tatsächlich noch mit ihr geredet, vorher?«
»Unseren Urlaub abzusagen hätte überhaupt keinen Sinn gemacht.« Emily warf den Mädchen wiederum einen Blick zu, ihre hübschen blauen Augen lugten unter ihren blonden Stirnhaaren hervor. »Was hätten wir denn tun können ? Abgesehen davon ist die Stadt komplett von Touristen und Reportern überlaufen.«
»Wisst ihr«, grübelte Dave, »diese ganze Geschichte einer verschwundenen Pop-Diva ist mir einfach zu glatt. Es würde mich nicht überraschen, wenn das alles nur eine Publicity-Aktion wäre.«
»Cam ist sich sicher, dass Marleigh gekidnapped ...« Cams spitzer Ellenbogen in ihren Rippen schnitt Beth das Wort ab. »Wie kommst du denn darauf, Prinzessin?«, fragte ihr Dad. Dave Barnes war Anwalt. Aber, wie Cam gerne betonte, keiner von der betrügerischen Sorte. Er war sehr einfühlsam und nahm oft Aufträge von Leuten an, die sich das übliche Honorar seiner Firma nicht leisten konnten. Pro bono
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