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Finstere Propheziung

Finstere Propheziung

Titel: Finstere Propheziung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. B. Gilmour , Randi Reisfeld
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zu halten, wusste Alex.
    Die Wirklichkeit aber war: Sie waren allein, pleite und strampelten sich wie bescheuert ab, nur um sich über Wasser zu halten. Als Zugabe: Sara war krank und sie konnten sich keinen frei praktizierenden Arzt leisten, also hatte sie wochenlang auf den viel billigeren Termin in der Klinik gewartet. »Nur zwei Wochen«, hatte ihre Mom gesagt, als ob nicht manchmal jeder Tag zählte, um die Ursache einer Krankheit ausmachen und bekämpfen zu können.
    Alex' Mutter konnte allen Dingen etwas Gutes abgewinnen. Wenn jemand ihre Tochter beispielsweise »ungewöhnlich« nannte statt »niedlich« oder sagte, dass sie »interessant« aussähe statt »hübsch«, dann strahlte sie, als sei das ein riesiges Kompliment, und sie verkündete stolz: »Ja, das ist Alexandra, das ist meine Tochter.« Wieder sah Alex auf die Uhr. Noch fünfzehn Minuten. Sie wünschte, dass sie ihre Mutter jetzt sofort anrufen könnte, um herauszukriegen, was man ihr in der Klinik gesagt hatte. Es stand gerade niemand an ihrem Schalter. Ein Handy hätte ihr Problem gelöst. Klar, als ob das jemals passieren würde! Es war absolut kein Wunder, dass es Alex total nervte, diese kichernden Kids mit ihren Nokias durch den Park stolzieren zu sehen. Sie konnten rasch auf Kurzwahl drücken und ihre Kumpels anrufen, die gerade mal fünf Meter entfernt waren, um sie zu fragen, wie's so läuft. Deppen.
    Um herauszufinden, ob mit ihrer Mom alles in Ordnung war, musste Alex darauf warten, dass sie endlich Feierabend hatte, um in eine Telefonzelle gehen zu können. Sie atmete tief ein. Cool bleiben, Mädchen, sagte sie sich. Dauert nicht mehr lange. »Kleine Programmänderung.« Lucindas niedliches Apfelkuchen-Gesicht erschien plötzlich im Fenster des Kartenschalters. Es war ein Gesicht, das nicht einmal fünfzig dürre, abstehende Zöpfchen, zwei davon orange gefärbt, anders als harmlos erscheinen lassen konnten. »Evan sagt, wir sollen ihn am Planwagen treffen. Henry ist krank geworden, also haben sie Evan als Aufsicht da hingeschickt. Wir können umsonst fahren.« Alex zog die Nase kraus. »Womit fahren ? Mit dem Riesenrad ? Klär mich auf: Weshalb würden wir das wohl wollen?« Evan war total der Spinner, aber das Riesenrad, die Attraktion mit der Technologie des letzten Jahrhunderts ? Das tat denn doch weh. »Weil es umsonst ist, deshalb«, wiederholte Lucinda. »Komm schon, Als. Nur einmal. Wird bestimmt unvergesslich.« E in Mal. Unvergesslich. Unvergesslich war nur, was mit Alex' Leben geschehen würde.
    Evan sah es zuerst. Besser gesagt: Sah sie zuerst. Auf dem Planwagen. Aber in typischem Evan-Stil musste er einen seiner lahmen Witze darüber machen.
    »Hey, Alex«, rief er und lehnte sich aus einer der quietschenden, schaukelnden Gondeln ihr gegenüber. »Zwei Häuser weiter sitzt ein Mädchen, das dir was geklaut hat.« Alex dachte kurz nach, was er wohl meinen könnte, aber es fiel ihr nichts ein. Ihr Geld steckte in ihrer Hosentasche. Ihr Rucksack war im Geräteschuppen unten am Riesenrad verstaut. Sie setzte sich gerade, verschränkte die Arme und wartete auf die Pointe. »Okay, Evan, ich spiel mit. Was hat sie denn geklaut? Mein Handy oder vielleicht doch mein Laserschwert?« Evan zeigte nach unten. »Dein Gesicht.« Alex verdrehte die Augen. »Du solltest deinen Job besser nicht kündigen, Evan. Es wird schwer für dich werden, eine Stelle als Komiker beim Fernsehen zu finden«, sagte sie und strich über die Gänsehaut, die sich plötzlich auf ihren Armen gebildet hatte. Lucinda warf einen Blick auf das Mädchen. »Unglaublich, Alex!«, kreischte sie, »er hat Recht! Sie sieht genauso aus wie du ... «
    »Nur nicht so dreckig«, spöttelte Evan. »Könntest du vielleicht noch ein bisschen weniger witzig sein?«, provozierte ihn Alex. Doch ihr Magen schlingerte nervös oder vielleicht war es auch nur ihre Gondel, die in einer Windböe schaukelte. »Niemand sieht so aus wie ich«, verkündete sie in scherzhaftem Tonfall. Obwohl - die Gänsehaut und das Flattern im Magen verhießen etwas ganz anderes, etwas Undefinierbares, das fühlte sie. Schließlich spähte sie hinüber. Zwei Touri-Mädchen saßen in der Gondel, von der Evan gesprochen hatte. Eine war dürr wie eine Bohnenstange und hatte einen Wust krauser Haare. Die andere, etwa so groß wie Alex, trug eine Schirmmütze und Designerklamotten. Als ob sie gespürt hätte, dass jemand sie anstarrte, drehte sie sich ruckartig um und blickte zu Alex. Ihre Blicke fanden sich.

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