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Finstere Propheziung

Finstere Propheziung

Titel: Finstere Propheziung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. B. Gilmour , Randi Reisfeld
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nervös im Wartezimmer des BiogentechLabors, zusammen mit ihrer geliebten Tochter und der grauäugigen Fremden, die ihr so ähnlich sah und doch ganz anders war.
    Das unbekannte Mädchen, Alexandra Fielding, trug eine abgeschnittene Jeans und ein T-Shirt, das aussah, als sei es lange nicht mehr gewaschen worden. Das Mädchen steckte immer, wenn es sich unbeobachtet fühlte, seine Nase in das Kleidungsstück und roch daran. Emily missbilligte das. Die schlampige Kleidung, die Anstoß erregende Haarfarbe des Mädchens, ihre wütende Selbstständigkeit. Und allem voran die Tatsache, wie ihre Gegenwart, ihre bloße Existenz, ein schmerzhaftes Familiengeheimnis gelüftet und den Frieden und die Sicherheit ihres Heims zerstört hatte. Und dennoch strahlte dieses Mädchen etwas aus, das in Emily den Wunsch weckte, es zu umarmen und zu beschützen. »Alles in Ordnung?«, fragte sie und berührte Alex' strähnige Haare, die überraschend weich waren, wie das warme Fell eines Tieres. Alex zog ihren Kopf weg. »Klar« , behauptete sie. Emilys leichte Berührung verunsicherte sie, erinnerte sie auf eine seltsame Art an Saras Liebkosungen.
    »Uns geht's gut, Mom«, sagte Cam barsch. Es war das erste Mal, dass ihre Tochter sie Mom nannte, nachdem sie herausgefunden hatte, dass sie adoptiert war. » Psst« , machte Cam, den Blick auf den Fernseher geheftet, der auf der anderen Seite des Wartezimmers stand und in dem gerade eine Nachrichtensendung lief. »Ich will hören, was sie sagen.« Aber es gab nichts Neues. Wie es momentan stündlich auf allen Programmen üblich war, käute die Sendung lediglich die wenigen Tatsachen und unzähligen Meinungen zum schrecklichen Verschwinden von Marleigh Cooper wieder, einem Mädchen, das nur drei Jahre älter war als Cam. Alex kämpfte, seit sie hier saß, mit einer Flut von Nervosität, die in ihr aufgestiegen war, als sie das Wartezimmer betreten hatte. Sie hatte versucht, sich auf die bunten Zeitschriften zu konzentrieren, die im Wartezimmer auslagen, auf die anderen Patienten, auf irgendetwas anderes als auf den eigentlichen Grund, aus dem sie hier waren. Jetzt fiel ihr Blick auf denselben Fernsehbildschirm, an dem Cam festklebte. »Spurlos verschwunden«, wiederholte der Reporter. »Die Sängerin verließ ihren Platz beim Fußballspiel, um ihr Handy benutzen zu können. Seitdem hat man nichts mehr von ihr gesehen oder gehört. Mit jedem Tag wird das Rätsel größer.«
     
    Der Test im Labor geschah im Handumdrehen. Wie angekündigt, war die Vorgehensweise komplett schmerzlos. Eine Assistentin nahm ihnen beiden eine Blutprobe ab. Sie erklärte, dass sie drei unterschiedliche Tests machen und der Familie Bescheid sagen würde, sobald die Ergebnisse vorlagen. »Es kann dauern«, sagte sie, » aber wenn ihr meine Meinung wissen wollt«, fügte sie hinzu, während sie von Alex zu Cam blickte, »dann würde ich sagen, dass ihr mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit nah verwandt seid.«
    »Wir, Dave und ich, wir warten noch auf einen Arzt«, sagte Emily, als sie wieder in Richtung der Empfangshalle gingen, die mit ihren Marmorfußböden und der Klimaanlage eiskalt war. » Er will uns sprechen. Ihr könntet schon einmal vorgehen, wenn ihr wollt? Es ist so ein wunderbarer Tag. Wir brauchen hier bestimmt noch eine Weile.« Und dann wisst ihr wieder mehr als wir, grübelte Cam. Und lügt mich wieder an, so wie ihr es mein ganzes Leben lang gemacht habt.
    »Keine Sorge.« Dave lächelte die Mädchen an. » Wir werden euch die reine Wahrheit sagen, falls wir wider Erwarten heute schon irgendetwas erfahren werden.«
    »Versprochen?«, fragte Cam. »Ehrenwort«, erwiderte Dave.
    Als sie draußen auf den sonnenüberfluteten Stufen vor dem Gebäude standen, sagte Alex: »Nicht schlecht, meine Liebe. Es scheint so, als ob sich deine mediale Begabung geradezu sprunghaft entwickelt.«
    »Wie kommst du denn darauf?«, fragte Cam. »Dein Dad hat das nicht laut ausgesprochen, das mit der reinen Wahrheit ... «
    »Das kann nicht sein«, widersprach Cam. »Ich hab's doch gehört.«
    »Eben!« Alex grinste. »Du wirst echt gut.«
    »Wirklich?« Cam wusste nicht, ob sie erfreut oder besorgt war. Sie entschied sich ein weiteres Mal für verwirrt. »Also, wo sind wir? Und was kann man hier so unternehmen ?« Alex blickte nach links und rechts. Eine Reihe dunkler Ulmen sprenkelte die ruhige Straße. Blumenkörbe hingen an den weiß getünchten Veranden bezaubernder alter Häuser. Eine salzige Meeresbrise zerzauste

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