Finstere Versuchung
ein.
Levet verschränkte die Arme vor der Brust. »Das Einzige, das ich will, ist, meine Stellung in der Gilde zurückzuerhalten.«
Berthe stieß einen erstickten Laut aus. Sie war ehrlich schockiert über seine Forderung.
»Sei kein Idiot. Man würde dich niemals akzeptieren.«
»Doch, wenn du meinen Namen nur der Wand hinzufügst.«
Die Wand der Erinnerungen war unter den Abwasserkanälen von Paris verborgen. Wer sie erbaut hatte oder aus welchem Grund sie sich in den Abwasserkanälen erhob, verlor sich im Nebel der Zeit, aber wie von Zauberhand erschien der Name eines Gargylen dort, sobald er geboren war, womit er offiziell seine Stellung in der Gilde erhielt. Die gleiche Magie löschte seinen Namen wieder aus, wenn er starb.
Oder wenn er, wie es bei Levet der Fall war, seiner Stellung in der Gilde beraubt wurde.
Es kam selten vor, aber eine Doyenne oder ein Ältester waren imstande, einen Namen wieder an die Wand zu setzen.
»Niemals«, stieß sie hervor.
Levet straffte die Schultern. »Oh, damit wir uns nicht falsch verstehen: Du wirst persönlich die Buchstaben eintragen.«
»Du kannst mich nicht dazu zwingen, deinen Namen zu schreiben«, ereiferte sich seine Mutter. »Das muss freiwillig geschehen.«
»Ich weiß durchaus, wie das funktioniert.«
Sie presste sich gegen die Wand. Ihre Miene drückte Argwohn aus, als Levet die Hände hob.
»Wie willst du mich also dazu zwingen, dich wieder in die Gilde aufzunehmen?«
Levet unterdrückte das verachtenswerte Gefühl, Freude daran zu haben, dass er Macht über seine Mutter besaß.
Hier sollte es nicht um bloße Rache gehen.
Es ging um Gerechtigkeit.
»Erlaube mir, es dir zu zeigen«, murmelte er und schickte seine Erinnerungen an seinen Kampf gegen den Fürsten der Finsternis direkt in ihr Gehirn.
Ihre Klauen gruben sich in den Fußboden, und ihre Haut nahm eine ungesunde kreidebleiche Färbung an.
» Sacrebleu.«
KAPITEL 5
V alla hatte gerade den letzten Teller abgespült und wischte soeben die Küchenarbeitsplatte ab, als ihr auffiel, dass die edle Schüssel aus Waterford Crystal-Kristallglas leer war.
»Oh, verdammt«, flüsterte sie, während gleichzeitig eine kribbelnde Erregung bei ihr eine Gänsehaut hervorrief.
Wie war es möglich, dass die eisige Berührung durch Elijahs Macht imstande war, sie mit einem Schwall sengender Hitze zu überschwemmen?
Es war so etwas wie die Erklärung dafür, dass Photonen gleichzeitig an zwei verschiedenen Orten sein konnten. Ein Mysterium.
»Valla.« In einem Tempo, das nicht aufhörte, sie zu erstaunen, kam Elijah zu ihr geeilt. Seine Anwesenheit war eine sexy, fast mit Händen zu greifende Kraft, die sie einhüllte. »Was gibt es?«
Sie bemühte sich inständig, ihr Herz, das mit einem Mal höherschlug, und ihren Magen, der sich vor Erregung zusammenzog, unter Kontrolle zu bringen. Ein Vampir konnte Erregung aus hundert Schritten Entfernung wahrnehmen.
»Wo ist Levet?«
Elijah legte den Kopf in den Nacken und untersuchte mit seinen Sinnen die Umgebung.
»Er ist verschwunden.«
»Und mein Amulett auch.«
Ein Stirnrunzeln zeigte sich auf dem auffallend schönen Gesicht. »Hast du es verloren, oder wurde es gestohlen?«
»Nicht gestohlen, sondern ausgeliehen«, korrigierte sie ihn. »Oder wenigstens nehme ich das an.«
Der Vampir war nicht beeindruckt. Zorn trat in seine dunklen Augen.
»Wenn dieser Gargyle ein Dieb ist, werde ich ihn zur Strecke bringen. Ich verspreche dir, dass er nicht zurückkehren wird.«
Valla unterdrückte einen Seufzer. Sicher würde sie Elijahs intensiven Wunsch, sie zu beschützen, immer zu schätzen wissen. Aber sie hatte genug davon, darauf zu warten, dass er sie als erwachsene Frau ansah, die mehr als fähig war, auf sich selbst aufzupassen.
Das tat sie immerhin schon sehr lange.
»Ich will aber, dass er zurückkehrt.«
»Quoi?«, fragte der Vampir mit deutlicher Ungeduld. »Er hat dir bereits dein Amulett gestohlen. Wer weiß, was er als Nächstes stehlen wird?«
»Das Amulett ist mir egal.« Sie kaute auf ihrer Unterlippe herum. »Ich mache mir Sorgen wegen des Grundes. Warum hat Levet es wohl genommen?«
Elijah zuckte die Achseln. »Er könnte es für ein kleines Vermögen versetzen. Niedere Dämonen stehlen oft für ihren Lebensunterhalt.«
»Hör auf, so ein Snob zu sein«, schalt sie, während sie geistesabwesend eine goldene Locke um ihren Finger wickelte. Das war eine Gewohnheit, die sie als junges Mädchen angenommen hatte, als sie noch unschuldig
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