Finsteres Licht
Ernsthaftigkeit.
„Was möchtest du den n gerne wissen?“, hakte sie nach.
„Alles?“, zuckte ich mit den Schultern, stirnrunzelnd.
„ Na mal sehen, was ich zu bieten habe. Ich hol uns nur schnell Nachschub.“
Nitsa machte Anstalten aufzustehen.
„Bleib sitzen. Ich mach das“, schaltete sich Aris ein und verschwand mit unseren Gläsern in der Küche. Nitsa fuhr einstweilen fort.
„ Eigentlich sind Menschen, Vampyr e und Wharpyr e miteinander verwandt. Das will aber niemand wahrhaben. Menschen fürchten uns. Vampyr e dulden uns und die meisten Wharpyr e wüten , wenn sie nicht unter Kontrolle gehalten werden, wie sie wollen.“
„Wie meinst du das?“
„Donato, der Vampyr , war der gutmütigere von den Brüdern. Er trank Tierblut, weil er Menschen nichts antun wollte. Dorus, der Wharpyr , liebte menschliches Blut und verfiel der Blutgier. Donato wollte ihm helfen, aber Dorus war zu starrsinnig. Die Brüder zerstritten sich, gingen ihre eigenen Wege und zeugten ihre Nachkommen.“
Das mit dem Tierblut wusste ich bereit s, alles andere war mir neu.
„Wie lange ist das her? Und leben die beiden noch?“
„Nein. Soweit wir wissen, wurden beide umgebracht. Es gibt immer ehrgeizige und machthungrige Wesen, die den Thron erobern wollen .“
„So wie Constantin.“
Nitsa nickte und fuhr mit ihrer Geschichte fort.
„Es gibt viele verschiedene Wesen auf der Welt. Wir sind nichts Besonderes oder einzigartig. Die meisten von uns glauben aber genau das. Doch außer Menschen, Vampyr en und Wharpyr e n existieren auch immer noch Götter, Feen, Hexen, Kobolde und viele andere Arten. Das ist etwas Besonderes. Die Vielfalt, die Unterschiede und die Andersartigkeit von uns allen.“
Nitsa beendete ihren Satz mit einem euphorischen Lächeln. Ich mochte die Vorstellung von vielen verschiedenen Wesensarten, die friedlich miteinander zusammen lebten. Wahrscheinl ich würde das niemals so sein , wenn man sich den offensichtlichen Krieg zwischen Vampyr en und Wharpyr e n anschaute.
„Constantin und Antonius, Anführer der Vampyr e, sitzen schon sehr , sehr lange auf ihren Posten. Sie sind sehr alt, sehr stark und überaus ehrgeizig und zielstrebig in dem was sie tun. Und das ist nicht nur Gutes mein Kind, das kannst du mir glauben.“
„Und was tun sie ?“, hakte ich mit fragender Miene nach.
„Die Vampyr e sind noch harmlos im Vergleich zu uns. Antonius geht eher üblichen Geschäften nach. Er wirtschaftet in der Welt der Menschen. Zum Beispiel mag er Banken, Aktien, alles was mit Geld und Macht zu tun hat. Leider gehören dazu auch Drogenhandel und illegale Aktivitäten.“
Es gab bestimmt auch unzählige Menschen, die diesen Geschäften nachgingen.
Aris stellte unsere Gläser auf dem niedrigen Wohnzimmertisch ab und machte es sich neben mir gemütlich ohne uns zu unterbrechen.
„Und was tun Wharpyr e , also Constantin?“ Mein unberechenbarer Großvater.
„Constantin mag wissenschaftliche Experimente mit Menschen und Wharpyr e n. Soweit ich weiß betreibt er einen regen Menschenhandel und um an sein Blut zu kommen, hat er einige von ihnen eingesperrt wie Zuchttiere.“
Bestimmt hatte er selbst sogar Erschaffungsversuche durchgeführt, in der Hoffnung, endlich seine widerwärtigen Pläne in die Tat umzusetzen.
„Du meinst, er hat Menschen eingesperrt und holt sich ihr Blut gegen ihren Willen? “
Aris erzählte mir doch, das Blut stamme von freiwilli gen Spendern u nd ich glaubte ihm. Entsetzt drehte ich mich herum um ihn fragend anzuschauen. Er hob entschuldigend die Hände leicht an. Für Nitsa sah es so aus, als bedeutete er, diese Tatsache bedauernswerterweise nicht ändern zu können. Für mich war es eine Entschuldigung, weil er gezwungen war mir das zu erzählen.
„Schätzchen, glaubst du Menschen würden sich freiwillig einsperren lassen um als Nahrungsquelle für Wharpyr e herzuhalten? Blutsklaverei nennt man das. “
Natürlich würden sie das niemals tun. Aris musste gelogen haben. Ich nahm an, er war gezwungen zu lügen. Aufgrund der Hexerei. Aber was viel schlimmer war, ich trank genau dieses gestohlene Blut der armen Menschen! Nitsa bemerkte meinen Schock. Ich schaute auf das mit Blut gefüllte Glas vor mir auf dem Wohnzimmertisch.
„Keine Angst. Dieses Blut stammt aus einer Blutbank in Besov. Es wurde auf jeden Fall freiwillig gespendet.“
„War das im Rucksack?“, verlangte ich von Aris zu wissen.
„Ja. Du verstehst sicher, weshalb ich dir davon im Wald nichts gesagt
Weitere Kostenlose Bücher