Finsteres Licht
zu sein. Es war gemütlich, nicht so pompös und riesig wie in der Burg. Und Nitsa s Art sorgte für ein angenehmes , willkommenes Gefühl in mir. Obwohl es erst mein zweiter Besuch war, fühlte ich mich, als ob ich hier ständig ein- und ausging.
„Hast du meine Sachen dabei? “, wandte sie sich an Aris, dem sie e inen Kuss auf die Wange drückte, bevor sie mit ihm und seinem Rucksack in der Küche verschwand.
„Willst du dein Getränk wie letztes Mal? W arm?“
Sie hatte ihre Frage noch nicht einmal beendet, fuhren meine Fangzähne schon aus.
„Ja, gerne“, rief ich mit plötzlich kratzig heißer Kehle in die Küche.
Eigenartig. Höchst merkwürdig, befand ich. Normalerweise wurden meine Zähne erst länger, wenn ich das Blut direkt vor mir hatte. Und dieses schmerzliche Gefühl in meinem Hals wurde nur durch längeren Nahrungsverzicht stetig schlimmer. War es möglich, dass ich dabei war, mich in einen Junky zu verwandeln? Ich betrachtete meine Hände. Sie waren ruhig, nicht zittrig, so wie ich es mir bei einem Junky vorstellte. Mein Gefühlschaos blieb gleich. Weder stärker, noch schwächer. Und ich hätte für dieses Glas warmes Blut im Moment auch nicht getötet. Es wäre zwar schade gekühltes Blut serviert zu bekommen, hätte mir aber auch nicht s ausgemacht. Nach meiner Eigenanamnese befand ich, dass ich mich nicht zum Junky entwickelte. Entschied aber dennoch, nicht regelmäßig aufgewärmtes Blut zu mir zu nehmen.
Nitsa kam mit zwei Gläsern in den Händen zurück und reichte mir eines davon. Aris stellte seines beinahe leer auf dem Wohnzimmertisch ab und blieb stehen. Nitsa setzte sich in ihren Sessel.
„Durst?“, fragte ich ihn, weil er so gierig auf das Blut gewesen zu sein schien.
Er nickte. „Meine letzte Mahlzeit ist lange her.“
„Möchtest du dich nicht setzen?“, fragte Nitsa ihren Sohn.
Er fuhr sich leicht nervös mit den Fingern durch die Haare und näherte sich zögernd der Tür.
„Ich lass euch etwas alleine. Unterhaltet euch. Ich bin dann bald wieder da“, stammelte er.
Ich ahnte, weshalb er nach draußen flüchtete. Er wollte seiner Mutter verheimlichen, dass er verhext wurde. Meiner Meinung nach wäre es besser, wenn sie es gewusst hätte. Aber ich hatte nicht vor es ihr gegen seinen Willen zu erzählen.
„Ach bleib doch da. Wir sehen uns sowieso kaum noch!“, bettelte ich mit Schmollmund und di esem Augenaufschlag, mit dem ich ihn manchmal um den Finger wickelte.
Er schaute mich lange und intensiv an. Ohne seine Miene zu verziehen. Ich behielt meinen Schmollmund und den Dackelblick , solange er mich anschaute.
„Na gut. Vielleicht könnt ihr ja meine Hilfe gebrauchen.“
Über beide Wangen lächelnd rutschte ich ein Stück zur Seite und machte ihm neben mir Platz. Ich war so überschwänglich, weil ich mir sicher war, von Nitsa wieder viele neue Informationen zu erhalten und Aris wieder zu sehen, war natürlich auch ein ausschlaggebender Grund dafür. Vielleicht lag es aber einfach nur an Aris und seiner Mutter, die eine so liebevolle Atmosphäre schaffte n . Wie bei meinem ersten Besuch, fühlte ich mich auch diesmal richtig wohl in ihrem bescheidenen, aber geschmackvollen, Heim.
Aris drückte seiner Mutter im vorbeigehen sanft die Schulter und setzte sich neben mich. Es war unverkennbar, wie nahe sich die beiden standen. Und ich beneidete sie darum.
„Erzähl, was gibt es neues bei dir?“, fragte sie mich mit neugieriger Miene und eifriger Stimme.
Da ich keinen Grund sah , weshalb ich den beiden nicht alles erzählen sollte, plapperte ich einfach drauf los. Ich erzählte von meinen Therapiestunden und Energieforschungssitzungen, wie sehr mich diese Arbeit immer wieder anstrengte und von meiner neu gewonnenen Freiheit innerhalb der Burg grenze. Die beiden freuten sich sichtlich für mich und Nitsa gratulierte mir zu meiner stark eingeschränkten Unabhängigkeit. Ein gewisser Sarkasmus wohnte unserem Gespräch klarerweise bei. Aber ohne den , hätte es sich nicht so toll und bemerkenswert angehört. Außerdem war es für Constantins Verhältnisse sehr erstaunlich, mir diese Freiheit zuzugestehen.
„ Würdest du mir mehr über Vampyr e und Wharpyr e erzählen?“ , bat ich Nitsa nach einer kurzen Gesprächspause, in der sich eine betrübte Stimmung ausbreitete.
In Wirklichkeit war eben nicht alles so rosig, wie wir uns manchmal vormachten. Einfach alles mit Humor zu nehmen erleichterte vieles, änderte aber nichts an de r
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