Finsteres Licht
kleine Körnchen wie wild um mich herum wirbelte. Es war nicht länger nur dunkel, sondern hinterließ einen Lichtschweif von einem Punkt zum nächsten. Es wirbelte um meinen Körper . Erst aus sicherer Entfernung und dann ganz dicht bei mir. Irgendwann war es zu schnell für meine müden Augen und ich konnte nur noch Lichtstrahlen sehen, die sich ineinander verzerrten. Ein surrendes Geräusch drang in meinen Kopf und unterstrich die gleichmäßigen Runden die die Lichtbahnen um mich bildeten. Plötzlich hatte ich das Gefühl a n dem Licht zu ersticken. Ich war eine Wharpyr in und Vampyr in. Ich brauchte keine Luft, keinen Sauerstoff zum Atmen und um zu überleben. Dennoch fühlte es sich an, als ob ein Strick meinen Hals und eine irre schwere Last meinen Brustkorb zusammendrückte. Ich schaute an mir herunter, konnte aber , außer diesem hektischen Flitzekorn, das immer mehr Lichtbahnen zog , nichts erkennen. Als ich es f ast nicht mehr aushalten konnte, sauste dieses zu Licht gewordene Sandkorn direkt auf meine Stirn zu. Es hielt knapp vor meiner Stirn an und ich konnte es genauer betrachten. Es war immer noch dunkel in seiner Mitte, aber rund herum glühte es im Licht. Ohne Vorwarnung und unerbittlich schoss es urplötzlich mit einem Satz durch meine Stirn mitten in meinen Schädel. Es dauerte bestimmt nicht länger als den Bruchteil einer Sekunde. Ich bekam nicht einmal mit wie es da hinein kam, aber der anschließende Schmerz brachte mich beinahe um. Mein ganzer Körper brannte und mein Kopf fühlte sich an, als ob man mit mehreren Hämmern darauf einschlug. Es tat weh, richtig weh. Ich versuchte zu schreien, bekam aber keinen Ton heraus. Dann zerrte etwas an meiner körperhaften Hülle mitten in meinem Unterbewusstsein. Ich lag nicht mehr länger auf dem Boden, sondern schwebte knapp einen Meter darüber. Die Schmerzen, das Brennen, es wurde nicht weniger, bis sich alles in mir zusammenzog und dehnte. Zusammenzog und dehnte. Zusammenzog und dehnte. Unvermittelt landete ich wieder auf dem Boden. Obwohl es nicht wirklich war, fühlte es sich echt an. Auf einmal explodierte etwas in mir . In meinem Kopf. Alles spielte sich ab , wie in einem Film. Einem Film über mein eigenes Leben. Meine Erinnerungen kamen zurück. Jede einzelne Erinnerung . Von meiner Kindheit in Alabama an, bis hin zur Scheidung meiner Adoptiveltern. Dem kleinen Dorf in dem ich aufgewachsen bin. Rainsville und seine kleinkarierten Einwohner. Der Flug nach Philadelphia. William, der mich in der Schule ansprach, während ich wie ein nervöses Mädchen an seinen Lippen hing. Velisa , die meine beste Freundin wu rde. Alex, um den ich mir echt S orgen machte und der sich aufführte wie mein älterer Bruder Mark. Und schließlich meine Verwandlung. Gott , die se höllischen Schmerzen schienen mich schier umzubringen . Ich erinnerte mich an die Vampyr jäger die mich vor meiner Verwandlung entführten. Ich hatte solche Angst. William brachte mich nach Hause und kümmerte sich um mich. Wir heirateten, tauschten unser Blut aus, wodurch unsere Verbindung entstand. Wir schmiedeten Pläne um Constantin zur Strecke zu bringen. Ich enthauptete den ersten Junky , nachdem ich mühevoll versuchte, ihn von seiner Blutsucht zu befreien. Und dann folgte die schlimmste aller Erinnerungen. Die Erinnerung an meine Mutter, wie sie im Zimmer in ihrer eigenen Blutlache lag. Das Messer in der Brust steckend, mit einer Nachricht von Ryan Grant. Ich hatte sie gerächt und ihn ordentlich für das, was er ihr angetan hatte büßen lassen. Nachdem er tot war, entführten mich Levana und ein hochgewachsener dunkelhaariger Mann. Marcus, Constantins Bruder. Ich wusste es, ihm konnte man genauso wenig trauen wie Constantin.
Irgendwann, im Wirbel der Erinnerungen und im Kampf gegen den Schmerz , den dieses verdammte kleine Korn in mir verursachte, verlor ich das Bewusstsein oder fiel in einen tiefen, wirklich tiefen, Schlaf.
Bevor ich meine Augen öffnete, überprüfte ich jeden Zoll meines Körpers. Keine Schmerzen. Wunderbar. Ich befürchtete das alles hätte Nachwehen hinterlassen. Als ich aufwachte und meine Augen schließlich öffnete, stellte ich fest, dass es draußen Dunkel war. Entweder hatte dieser ganze Selbstfindungstrip kürzer gedauert als ich annahm, oder länger als ich gedacht h a tte. Ein Kontrollblick auf die Uhr bestätigte, dass es länger gedauert hatte, als gedacht. Es war bereits nach Mitternacht, ich hatte einen kompletten Tag verschlafen.
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