Finsteres Licht
Freunde Lukas, Timon, Alexia und deren gute Freundin Ramira, die Hexe. Sie alle standen schweigsam vor mir und dachten wahrscheinlich, ich sei verrückt geworden oder zumindest extrem durchgeknallt . Erst als ich genauer hinschaute fielen mir die Blutspritzer auf ihrer Kleidung und die rotgefärbten Klingen ihrer Messer, von denen beinahe jeder eines fest in seine Finger schloss, auf. Es mussten wohl doch mehr Wachen gewesen sein, die sie zu überwältigen hatten, als wir zunächst angenommen hatten.
„Hast du schon bemerkt, dass deine Augen neuerdings grau sind?“, witzelte Alex, der in fast jeder Situation einen Scherz auf Lager hatte , und brachte mich damit zumindest ein wenig zum Lachen.
Wobei es eher ein zaghaftes m undwinkelhochziehen war, als ein Lachen.
„Ich denke darüber erzählst du uns wenn wir wieder zu H ause sind“, rettete William mich aus der Situation.
„Jetzt ist nicht der passende Zeitpunkt dafür.“
Amanda und Jeremy nickten, genauso wie auch die anderen, die mittlerweile im Raum verteilt standen und alles inspizierten. Schubladen wurden durchwühlt, Schränke auseinandergenommen und Wandbilder zur Seite geschoben, um eventuelle Verstecke zu entdecken. Das Chaos des zerbrochenen Schreibtisches wurde beseitigt und Holzsplitter von möglichen wichtigen Unterlagen getrennt. Der prunkvolle Raum schaute nach dem Kampf nicht mehr ganz so prunkvoll aus. Eher wie eine Ruine nach dem Krieg. Verwüstet und durcheinander, mit abbröckelndem Putz und schief hängenden oder heruntergefallenen Gemälden.
„Wo ist er hin?“, fragte Amanda mit dem gleichen kühlen Gesichtsausdruck wie Jeremy ihn oft hatte.
„Wahrscheinlich ist er bei Levana“, vermutete ich.
„Und wo ist sie?“, hakte Emily nach.
„Keine Ahnung. Irgendwie scheint niemand zu wissen, wo sie ihren Unterschlupf hat.“
„Kannst du ihren Weg zurückverfolgen?“ Alexia richtete die Frage an Ramira. Die beiden stan den nahe der Türe nebeneinander und hielten sich die ganze Zeit über im Hintergrund, was mir nur recht war. Auch wenn die Sache mit Alexia und William schon beinahe verjährt war, konnte ich ihr gegenüber keine Sympathie aufbringen, obwohl mir klar war, dass sie in meiner Anwesenheit und vor allem nachdem sie mich wütend erlebt hatte, keine Versuche bei William starten würde. Ja, sie war nett und hilfsbereit. Und zudem noch ausgesprochen hübsch. Aber das alles waren Dinge, die William mochte und ich aus diesem Grund gar nicht ausstehen konnte, wenn es um Alexia ging.
„Ich versuche es. Versprechen kann ich allerdings nichts“, antwortete Ramira unsicher.
„Okay, dann los!“, spornte Alexia sie an.
Ramira ging genau zu der Stelle, an der Constantin in der schwarzen Nebelwolke verschwand. Alexia folgte ihr dorthin und blieb neben den Schreibtischtrümmern stehen. Da William und ich genau neben dieser Stelle standen, verringerte sich der Abstand zu Alexia enorm.
Gott sei Dank spürte William die anschwellende Anspannung in mir und zog mich auf die andere Seite des Raumes, wo wir es den anderen gleich taten und Unterlagen durchstöberten.
„Könnte Chiara es wissen?“, fragte Jeremy.
Ich zuckte mit den Schultern.
„Auch wenn es so wäre ist es mir lieber, wenn wir sie aus dem G anzen heraushalten.“
Als ob das ihr Stichwort gewesen wäre, stand Chiara plötzlich in der Tür. Sie sah wie immer perfekt aus. Herausgeputzt wie eine Königin auf einem Ball.
„Was ist hier los?“
Sie schaute mich fassungslos an und wartete auf eine Erklärung, während sie langsam auf mich zuging.
„Chiara! Das sind meine Freunde. Sie helfen uns …“
„d abei “, unterbrach sie mich forsch, „m einen Mann umzubringen?“
In ihrem Gesicht las ich, dass ihr das gar nicht gefiel. Sie war immer beherrscht und zurückhaltend. Aber nicht in diesem Augenblick.
„Bitte warte. Lass es mich erklären“, bat ich flehentlich, doch sie wollte nichts hören.
Wie eine Furie ging sie auf mich los, grub ihre Finger in meine Haare und zog meinen Kopf nach hinten.
Ich war überrascht über diese Reaktion. Constantin unterdrückte Chiara offensichtlich. Sie hatte mich vor ihm gewarnt. Es passte nicht zu ihr, dass sie für ihn eintrat und mich angriff.
Ich wehrte mich halbherzig, da ich ihr nicht wehtun wollte. Sie war genauso ein Opfer, wie ich und viele andere auch. Ihre eigene Tochter verlor sie, weil ihr Mann es so beschlossen hatte.
William reagierte natürlich sofort, zückte sein Messer und riss Chiara von mir
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