Finsteres Licht
weg. Er hielt sie mit der anderen Hand eng umschlungen von hinten fest und drückte das Messer grob an ihre Kehle. Sie war nicht kampferfahren, was ihr ungeschickter Angriff verriet und konnte sich höchstwahrscheinlich auch nicht aus eigener Kraft aus Williams Griff befreien.
„Nein!“, rief ich, bevor er die Klinge in ihr Fleisch bohren konnte.
„Sie ist auf dich losgegangen. Sie steht auf seiner Seite!“, fauchte William mich an.
„Nein. Tut sie nicht. Levana muss sie verhext haben“, erklärte ich aufgeregt.
„Bitte tu ihr nichts. Sie hat mich vor ihm gewarnt, als ich noch keine Ahnung hatte!“
„Bist du dir sicher, dass sie keine Gefahr darstellt?“ William schaute mich ernst an.
„Natürlich ist sie keine Gefahr. Naja … jetzt schon, da sie anscheinend unter einem Zauber steht, so wie ich selbst noch vor einigen Stunden!“
Ich schaute ihn hoffnungsvoll an.
„Aber tu ihr trotzdem nichts. Vielleicht kann Ramira …“
Ich schaute zu ihr hinüber. Sie war gerade mit geschlossenen Augen dabei … irgendetwas zu machen oder zu zaubern. Keine Ahnung was sie da tat, aber sie war irgendwie nicht ganz da. Geistig, meine ich. Körperlich war sie noch anwesend.
„Timon, würdest du bitte zusammen mit Lukas auf Chiara achten? Sie ist etwas … angriffslustig“, bat ich die beiden und seufzte, weil anscheinend alles nur noch schwieriger für uns wurde, als es sowieso schon war.
Die beiden tauschten Blicke und grinsten belustigt. „Das haben wir gesehen“, entgegnete er . Die beiden ergriffen Chiara links und rechts am Arm und hielten sie eisern fest.
„Passt auf, dass ihr nichts passiert. Sie ist unschuldig!“, riet ich den beiden mit einer drohenden Warnung, die meine Worte begleiteten.
„Aber selbstverständlich“, antwortete Lukas.
„ Verehrte Lady, wünscht ihr euch zu setzen?“, fragte Timon noch immer mit einem verstohlenen Grinsen auf den Lippen und setzte Chiara auf einen heilgebliebenen Stuhl.
Er und Lukas standen wie ihre persönliche Wache links und rechts neben ihr, ohne den Griff zu lockern.
„Mist. Das macht die Sache nicht einfacher“, murmelte ich.
„Es wäre auch anders nicht einfach gewesen.“
Diese ermutigenden Worte kamen von Amanda, die seit Chiaras Angriff hinter mir stand.
„Ich weiß“, schnaufte ich.
Die Auswirkungen meiner besonderen Fähigkeiten setzten mir ordentlich zu. Das Zittern war weg, aber diese eigenartige Mattheit breitete sich immer mehr in meinem Kopf aus. Ich war froh, dass so viele mir beistanden und ich hier nicht alleine durch musste. William schaute mich prüfend an. Er wusste, dass nicht alles in Ordnung mit mir war. Er spürte es und drängte zur Eile.
„Wie kommt Ramira voran?“, wollte ich von Amanda wissen.
„Nicht gut, nehme ich an. Aber ich verstehe nicht viel von Magie.“
„Da bist du nicht allein“, lächelte ich krampfhaft.
„Chiara, meine Liebe! Wissen Sie zufällig wo Levana sich gerne aufhält?“, bezirzte Timon meine Großmutter.
Sie schenkte ihm ein aufgesetztes höfliches Lächeln, welches sie sehr gut beherrschte.
„Aber natürlich nicht. Wo denken Sie hin? Levana und mein Mann sind die einzigen die Wissen wo ihr kleines Versteck ist. Wobei ich bezweifle, dass Constantin jemals dort war. “
„Warum bezweifeln Sie das?“, hakte er mit einer ebenso freundlichen Stimme nach.
„Wenn sie etwas zu besprechen hatten kam sie in die Burg .“
„Sind sie sich sicher?“, hinterfragte er nochmal.
„Nein. Das bin ich nicht. Aber Levana nimmt ihre Privatsphäre sehr ernst!“
Da hatte sie recht. Außerdem portierte sie sich übe rall hin, wann immer sie wollte und wohin sie wollte.
„Dann sollten wir uns auf das wesentlichste konzentrieren“, warf Jeremy ein.
„Wir suchen das Verließ und befreien die Menschen. Constantin können wir uns nachher schnappen.“
Chiaras Augen leuchteten auf, was nicht zum Rest ihres Gesichtes passte. Ich fragte mich, ob sie wusste was mit ihr passierte oder ob Levana auch ihr das Gedächtnis vernebelt hatte.
Während Timon und Lukas auf meine Großmutter auf passten und Ramira irgendetwas Magisches tat, durchforsteten wir ü brigen das Arbeitszimmer weiter nach irgendwelchen Hinweisen.
„Hier! Ich glaube ich hab‘ was!“, rief Alex nach einer Weile.
Er holte ein vergilbtes Stück Papier aus einem Schrank und faltete es auseinander. Wir versammelten uns um ihn herum und betrachteten was er vorsichtig in den Händen hielt. Es sah aus wie ein Grundriss der
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