Finsteres Licht
völlig dahin und ich fragte mich wehmütig …
„Wie lange b in ich schon hier?“
Meine trostlose Miene schien Aris zu berühren, denn wenn ich mich nicht täuschte, lag etwas Mitgefühl in seinen Augen.
„Seit gestern Abend.“
Pfff … Wie? Warum war ich so lange bewusstlos? Ich setzte mich ratlos und grübelnd auf die schwarze Couch, die in der Nähe des Fensters, gegenüber dem Bett , stand.
„Ich denke es ist besser, wenn S ie ihr Gespräch mit Constantin abwarten, bevor S ie sich Gedanken machen.“
Ich fauchte ihn verständnislos an.
„Seit ich aufgewacht bin hocke ich in diesem Zimmer. Ich habe keine Ahnung wer ich bin und was passiert ist. Mein Name und belanglose Dinge sind das einzige, an das ich mich erinnern kann.“
Ein tiefes Knurren begleitete meine Worte drohend. „Ich habe kein Zuhause mehr, weiß nicht wo ich hingehöre und werde hier wie ein Sträfl ing eingesperrt. Und nur damit S ie es wissen, ich hasse es eingesperrt zu sein. Also sagen Sie mir nicht, ich solle mir keine Gedanken machen! Leider hatte ich bisher nichts Besseres zu tun, als mir Gedanken darüber zu machen, was passiert sein könnte und was vielleicht als nächstes geschieht.“
Nach diesem Wutausbruch schossen mir vor lauter Rat- und Machtlosigkeit Tränen in die Augen. Ich kniff sie zusammen und drängte sie mühsam zurück. Keinesfalls wollte ich in Aris‘ Anwesenheit heulen. Er dürfte bemerkt haben, dass es wohl besser wäre, mich allein zu lassen.
Ehe er das Zimmer verließ, legte er einen Page r auf einen der Beistelltische.
„Wenn Sie etwas bra u chen, zögern Sie bitte nicht mich zu rufen.“
Dann versperrte er die Tür hinter sich sorgsam. Das knacken des Schlosses war mein Freizeichen.
Die Anspannung ließ nach und ein unendlicher Kummer zerquetschte mir die Brust. Es tat s o schrecklich weh. Ich war h il flos und e insam. Ich fühlte mich machtlos und konnte nichts dagegen tun. Mit aller Kraft schrie ich in das Kissen auf dem Bett und versuchte meine quälenden Schreie darin zu ersticken. Nachdem meine Schreie verstummten lag ich eine schöne Weile weinend an die Decke starrend im Bett. Mein Kopf war le er, aber meine Seele brannte von schneidenden Gefühlen , die ich nicht verstand. Genauso verstand ich nicht , weshalb mir manche Dinge bekannt vorkamen und sobald ich versuchte mich zu erinnern, wurde alles verschwommen und finster. Ich konnte mir nur zusammenreimen, dass es daran lag, dass ich keinen Schimmer hatte. Weder über mich, noch über irgendetwas sonst. Ich war einfach … im Arsch, um es mit den richtigen Worten auszudrücken.
Eine halbe Stunde vor dem Treffen mit Constantin rappelte ich mich mühsam vom Bett hoch und schleppte mich unter die Dusche. Sie hatten mir sogar gut riechendes Duschgel, Haarshampoo und eine Spülung besorgt, die meine Haare seidiger machten. Im Schrank neben dem Waschbecken fand ich einen Haartrockner , Bürste und Haarspangen. Warum bemühten diese Leute sich so für mich? Und warum sperr t en s ie mich gleichzeitig weg ? Das ist doch absurd!
Die Dusche tat mir gut und beruhigte meine Nerven etwas. Aus dem Kleiderschrank wählte ich schwarze Unterwäsche, blaue Jeans, ein bequemes langärmeliges schwarzes Shirt und feste Stiefeln aus dunkelbraune m Leder. Ich mochte anscheinend gemütliche und unauffällige Kleidung, denn die schrillen Tops und bunten Blusen beachtete ich nur mit einem naserümpfenden Ausdruck.
Die letzten Minuten verbrachte ich zusammengekauert auf der Couch. Sie war gemütlich, weich und mit mehreren Polstern verziert. Einen davon zerquetschte ich zwischen meinem Bauch und meinen Knien eingepfercht.
Das knackende Schloss erschreckte mich, als Aris mich abholte.
„Komm en Sie .“
Mehr sagte er nicht. Wenigsten war er freundlich.
Ich stand auf und folgte ihm aus dem Zimmer. Ein langer, breiter Flur erstreckte sich vor uns. Ich war im le tzten Winkel eingesperrt worden. Wie Rapunzel , dachte ich . Es war zwar kein Turm, aber die Situation war die gleiche. Warum wusste ich das und wichtige Dinge nicht? Das ärgerte mich unheimlich.
Ich stapfte über den edlen Teppich hinter Aris her. Er füh rte mich durch eine weitere Tür, e in schmales Treppengelände hinunter, wieder einen Flur entlang durch die nächste Tür , die aus einem breiten, halbrunden, pompösen Treppenabgang aus marmorierten Fliesen bestand und in einer riesigen und protzigen Halle endete. Eine Art Empfangshalle oder so, schätzte ich. Dann bogen wir um eine
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