Finsteres Licht
zweiten Stock … der Burg. Oh Götter. Ich war in einer Burg oder einem Schloss. Jedenfalls, unter der Terrasse liefen einige Wharpyr e umher. Einige von ihnen schauten ganz normal aus. Hektisch oder langweilig. Erheitert oder ernst. Und manchen wollte man g ewiss nicht alleine über den Weg laufen. Finstere, aufgebrachte Gemüter schimpften und prusteten sich gegeneinander auf. Dort unten auf dem gepflasterten Steinweg, der sich breit und weitläufig hinter das Gebäude ausdehnte, schien vermutlich der Hauptverkehrspunkt zu sein. Jeder der in oder aus dieser Burg wollte, musste vermutlich genau dort unten vorbei. Ich streckte mich ein Stück über das aus hellem Stein gemauerte Geländer und versuchte mehr zu sehen. Das Gebäude wirkte wie eine Mischung aus Bur g und Schloss. Der Baustil war b urgähnlich, aber der Verputz strahlte beinahe in hellem Weiß. N eben den Pflastersteinwegen zier te n blühende bunte Blumen die Grünflächen . Bestimmt würde n sich ein Gärtner , oder mehrere darum kümmern. Es schaute ein bisschen verspielt aus. Eine richtige alte Burg kam mir trostlos vor. Hier war es ganz anders. Keine Spur von alten, kahlen Mauern.
„Welche Neider?“, fragte ich, nachdem ich damit fertig war, alles was ich sehen konnte unter die Lupe zu nehmen.
„Wir sind … Adelige. Keine Könige, aber dem sehr nahe. Eine Enkelin stellt für manche eine Bedrohung dar. Sie sind eine potentielle Erbin.“
Das leuchtete mir ein. Aber wow. Adelige Großeltern.
„Bin ich dann so etwas wie eine Prinzessin?“ , fragte ich belustigt, weil mir die Tatsache, ich könne eine Prinzessin sein, wirklich albern vorkam.
„Ihrem Rang in der Gesellschaft nach, ja. Das standesgemäße B enehmen wird Ihnen er st noch beigebracht “ , ä ußerte Chiara hochmütig. Beinahe herablassend.
Sie wollte mich doch nicht in eine „Benimmschule“ stecken? Nie und nimmer. Auf keinen Fall.
„Aris wird sich dar um kümmern. Wie gesagt, er ist I hr Ansprechpartner in allen Belangen.“
Naja, von ihm würde ich mir wahrscheinlich Unterricht geben lassen. Ich hatte ein schlechtes Gewissen weil ich ihn vorhin so angeschrien hatte. Er wusste wahrscheinlich wer ich war und hatte es freundlich hingenommen ohne sich zu beschweren. Er war wohl so eine Art Diener. Ein sehr gut aussehender Diener.
„Ich weiß nicht was ich von alldem halten soll“, erklärte ich wahrheitsgemäß.
„Ich meine, ich habe mit vielem gerechnet, aber ganz bestimmt nicht … damit. Ich weiß nicht ob das das Richtige für mich ist. Ob ich hierbleiben will oder ob ich überhaupt hierher passe.“
„Machen Sie sich jetzt noch keine Gedanken darüber. Sie sind hier am besten aufgehoben. Nirgends sind sie sicherer. Wir werden uns um Sie kümmern. Sobald Ihre Erinnerungen zurück sind, können Sie immer noch anders entscheiden. Wir freuen uns jedenfalls unsere Enkelin kennen zu lernen.“
Chiara schwappte alles direkt aus ihrem Herzen. Es war ihr Ernst. Wie konnte diese Frau mit so einer kaltherzigen Miene, so viel Herzlichkeit in ihre Stimme legen? Sie klang beinahe so sehnsüchtig, wie sie das Bild ihrer verstorbenen Tochter betrachtete.
„Vielen Dank .“
Ich nahm einen ordentlichen Schluck Blut zu mir , was mir half, das soeben gehörte zu verdauen . Ein beruhigendes und trostspendendes Getränk, wie ich befand. Chiara warf zuerst einen Blick auf die antike Pendeluhr an der Wand und dann einen drängenden Blick zu Constantin.
Constantin räusperte sich.
„Ruhen Sie sich aus. Wenn Sie Ihr Zimmer verlassen möchten, tun Sie das nur in Begleitung von Aris. Es ist, wie schon gesagt, nur zu Ihrem Besten. Wir wollen kein Risiko eingehen.“
Trotz der Sorge um meine Sicherheit, klang es mir doch zu sehr nach einem Befehl. Er hätte mich auch bitten können, das Zimmer nich t ohne diesen Aris zu verlassen, anstatt es mir vorzuschreiben.
„In Ordnung“, bestätigte ich seine Anordnung und ich beschloss , mich auch daran zu halten.
Seine unverhohlene Offenheit über mögliche G efahren zwang mich doch zur Vor sicht. Vorerst.
„Wir haben heute noch etwas vor, die Zeit wird knapp“, drängte Constantin . „Aris !“
Aris trat sofort in das Zimmer und verbeugte sich vor den beiden.
„Bring Sarah zurück auf ihr Zimmer.“ Er warf mir einen kurzen musternden Blick zu. „Oder führ sie etwas herum. Ganz wie sie wünscht. Ich verlasse mich auf dich. Pass gut auf.“
„ Ich werde Sie wissen lassen, wann Sie morgen zum Abendmahl abgeholt werden“,
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