Finsteres Licht
nach, was ich wieder mit einem Kopfschütteln wahrheitsgemäß verneinte .
Chiara bewegte sich sehr anmutig durch den Raum auf den Kleiderschrank zu und öffnete ihn. Er war gefüllt mit Hosen, Pullover, Kleider, Schuhen, mit einfach allem was man so zum Anziehen brauchte.
„Die Sachen müssten Ihnen passen. Wir haben alles in Ihrer Größe besorgt.“
Ich setzte langsam einen Fuß vor den ander e n und näherte mich ihr mit zaghaften kleinen Schritten . Ich griff nach einem edlen Kleid, dessen kornblumenblauer samtiger Stoff sich teuer anfühlte. Und neu. Alles in dem Schrank schien neu und ungetragen zu sein. Peinlich betreten von der Tatsache, vollständig von dieser Frau eingekleidet zu werden, bedankte ich mich kleinlaut und legte das Kleid wieder zurück.
„Aber ich kann das nicht annehmen“, fügte ich hinzu.
„Warum?“, fragte sie überrascht.
„Sie hatten keine Kleidung zum Wechseln bei sich.“
Was mich etwas stutzig machte. Offensichtlich kannte diese Frau mich nicht, ansonsten hätte sie mich persönlicher angeredet. Per Du zum Beispiel. Chiara sprach einen strengen fremdartigen Akzent .
„Wo bin ich?“, wechselte ich das Thema um mehr zu Erfahren.
„Sie sind hier in Rumänien. Transsylvanien . I n der Nähe von Brasov.“
Ich sprach kein Rumänisch, stammte also eindeutig nicht von hier, sondern musste Urlaub oder so gemacht haben. Dass ich in dieser Gegend z u H ause war, schloss ich komplett aus und der nächste Gedanke schlich sich in mein Gehirn. Warum sollte ich ohne Gepäck reisen? Vielleicht w ar es noch in einem Hotelzimmer. Vielleicht aber auch nicht.
„Hatte ich sonst noch irgendetwas bei mir … außer dem was ich trage?“
Ich hoffte auf irgendetwas, das mich identifizieren konnte. Irgendetwas, das mir wieder meine Erinnerung zurückgab.
„Nein.“
Sie schloss den Kleiderschrank und visierte die Tür an. Bevor sie anmutig und entschlossen das Zimmer verließ und die Tür hinter sich verriegelte, erklärte sie mir , da s s mit dem Blut alles in Ordnung sei und ich es bedenkenlos trinken konnte.
Ich nahm die Flasche mit dem Blut, ignorierte das Glas daneben, stellte mich wieder vor das Fenster und nahm einen kräftigen Schluck . Das appetitlich duftende Blut hielt sein Versprechen und liebkoste meinen tr ockenen Hals. Während ich aus der Flasche nippte, schaute ich auf das weitläufige Wald gebiet unter mir und grübelte . Warum sperrte sie mich ein? Hatte sie womöglich Angst vor mir? Oder davor, d ass ich in ihrem Haus etwas stehlen könnte? Warum sollte ich das, wenn sie mir einen vollen Kleiderschrank mit traumhaftem Inhalt schenkte? Ich verstand rein gar nichts .
In meinem Zimmer, oder Verlies – keine Ahnung wie ich es nennen sollte – befand sich keine Uhr, kein Radio, kein Fernseher und meine Flasche Blut war leer . Komischerweise konnte ich mich an diese technischen Dinge sehr gut erinnern.
Mir war langweilig, ich hatte Angst und spürte einen stetigen Fluss von Kummer, Besorgnis und Unruhe. Das lag vermutlich daran, dass ich keinen blassen Schi mmer hatte was mit mir passiert war und was noch vor mir lag. Ich fühlte mi ch weder sicher, noch in Gefahr und weil mir nichts Besseres einfiel, blieb ich vor dem Fenster stehen un d starrte hinaus in die Wälder.
Es mussten bereits einige Stunden verstrichen sein. Zumindest kam es mir so vor, als d ie Tür auf ging . I ch drehte mich herum und sah Chiara in Begleitung von zwei Männer n reinkommen . Sie trat als Erste durch die Tür und positionierte sich seitlich des Einganges, um den Männern den Weg frei zu machen. Der eine wirkte hart, unberechenbar und furchteinflößend, was bestimmt nicht nur an seiner Frisur lag. Er trug seine längeren schwarzen Haare streng nach hinten zu einem tief sitzenden Pferdeschwanz gebunden. Seine schwarzen Augen strahlten eine warnende Drohung aus. Etwas Gefährliches schien sich hinter ihnen zu verbergen, blieb aber nicht gänzlich unsichtbar. Er war groß und schlank, seine Haut fast durchscheinend blass , wie die von allen Anwesenden und er war sehr kostspielig gekleidet. Der andere Mann war etwas breiter gebaut, nur um wenige Zentimeter größer und machte, trotz seiner mittellangen pechschwarzen Haare und Augen , bei weitem keinen so düsteren Eindruck wie der andere. Ganz im Gegenteil, er machte einen eher milden und gefassten Eindruck.
Diese Leute mussten echt Geld haben, denn sie waren wirklich extrem gut eingekleidet und ausgestattet mit glitzernden
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