Finsteres Licht
Problem darstellen dürfte.
„Wann soll ich Sie abholen?“
„Wann hätten Sie Zeit?“
„Gegen zehn Uhr vormittags. Ich habe vorher noch etwas zu erledigen , dann komme ich um Sie abzuholen.“
Ich nickte.
„Gute Nacht“, verabschiedete er sich mit einer angedeuteten Verbeugung und zog die Tür zu.
„Ach, Aris!“
Er schwenkte die Tür nochmal auf. „Ja?“
„Der Badeanzug. Bitte vergessen Sie i h n nicht. Und … da wäre noch etwas. Mein Hals ist völlig ausgetrocknet. Könnten Sie mir vielleicht noch etwas Blut schicken lassen?“
„Selbstverständlich. Bis morgen.“
„Gute Nacht“, erwiderte ich ebenfalls und hinderte ihn diesmal nicht , die Tür abzusperren.
Nur wenige Minuten später erhielt ich mein Blut. Ein Stubenmädchen brachte es und stellte es auf einen Tisch ab. Sie vermied jeglichen Blickkontakt und ein höfliches „Bitte, ihre Bestellung“ und „Guten Abend“ waren alles was sie sagte. Beinahe kam es mir so vor, als ob sie Angst vor mir hätte. Höchstwahrscheinlich war es ihr nur eingetrichtert worden, sich zurückhaltend und unsichtbar zu verhalten.
Ich nahm ein langes Schaumbad, ließ den Tag nochmals an mir vorüberziehen und hing meinen Gedanken nach. Es kam nicht wirklich etwas dabei heraus. Constan t in und Chiara Dorus waren quasi meine Großeltern. Meine angebliche Mutter war tot. Ich musste zugeben, dass die Ähnlichkeit auf dem Portrait enorm war. Also glaubte ich, dass es stimmte. Jemand wollte mich nicht hier haben. Aris fand mich nach einem Kampf, indem ich mein Gedächtnis verloren hatte. Ich erholte mich und wachte hier auf. Der reinste Zufall. Wie oft passierte so etwas schon? Man sucht nach seiner Familie, scheitert fast daran und wird genau von diesen Leuten gerettet.
Frisch gebadet und sauber duftend schwang ich mich in meine m neuen Pyjama, bestehend aus einem grauen Trägertop und einer schwarzen Jogginghose, und dem Kitschroman , ins Bett. Mein Glas Blut, das ich mir eingeschenkt hatte, stellte ich auf dem Nachtkästchen ab und nippte zwischendurch dran. Es war wirklich köstlich. Ich genoss jeden Tropfen davon. Ich las bewusst langsam, damit ich mehr Zeit damit verbrachte. Sobald das Buch fertig war, schloss ich meine Lider und trieb in einen s chlafähnlichen Zustand.
Jedes Detail in meiner Umgebung nahm ich war, während ich schl ief. Es war eine Art Wachschlaf. Nur einige Stunden. U nd trotzdem so unbeschreiblich erholsam. Ich wusste, dass Vampyr e und Wharpyr e keinen Schlaf brauchten. Müdigkeit war etwas M enschliches und drückte sich bei uns eher durch Erschöpfung der Energiereserven, die sehr lange hielten, aus. Warum wusste ich das , aber nicht mehr über mich ? Es wollte mir einfach nicht einfallen, wann ich zu diesem Geschöpf wurde, warum es überhaupt passierte, obwohl ich mich an mein menschliches Leben erinnern konnte. Zwar nicht an Details, aber ich war hundertprozentig als Mensch geboren worden. Verdammt. In meinem Hirn herrschte absolute Finsternis, egal wie stark ich mich konzentrierte.
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Am nächsten Tag, ich war schon einige Stunden wach und mir immer wieder den Kopf über alles zerbrechen d , wartete ich ungeduldig, bis Aris endlich die Tür aufsperrte um mich abzuholen. Er hielt mir eine Einkaufstasche hin und gab mir zu verstehen, dass er sol ange warten würde, bis ich die Sachen probiert hatte. Ich huschte ins Bad, schloss die Tür ab und holte heraus, was sich in der Tüte befand. Es war ein schwarzer Bikini. Einfach geschnitten. Das Oberteil bestand aus zwei dreieckigen Stoffteilchen, deren Schnüre um den Hals und am Rücken zusammengebunden wurden. Das Höschen war nicht ganz so knapp, aber ein Einteiler hätte ebenfalls seinen Job getan. Außer dem Bikini fand ich noch ein nettes schwarzes, fast durchsichtiges Tuch, das man sich über das Bikinihöschen um die Hüften binden konnte und ein knapp über den Knien endender Seidenmantel. Die Sachen passten perfekt, also legte ich alles zusammen, zog mir eine leichte Hose und T-Shirt an – ich wollte nicht in Badeklamotten durch die Burg laufen – und freute mich auf einen relaxten Badetag.
„Hat alles die richtige Größe?“, erkundig te sich Aris höflich.
„Ja. Vielen Dank.“
Ich überlegte einen Moment.
„War das die Erledigung von der Sie gestern erzählten?“
Gestern dachte ich noch, er hätte irgendetwas anderes gemeint. Nicht, dass er für mich einkaufen gehen würde.
„Sie
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