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Finsteres Licht

Finsteres Licht

Titel: Finsteres Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kalea Thalanys
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wieder weg war, stieg ich aus dem Wasser und schenkte mir ein Glas voll mit dieser unwiderstehlich gut schmeckenden Versuchung ein. Blut. Es lief mir, wie immer, erlösend und befriedigend über die Lippen in meinen Hals. Ich verspürte zwar noch kein durstiges Brennen, aber ein paar Schlucke zwischendurch gönnte ich mir gerne. Sollte so mein zukünftiges Leben aussehen? Im Pool plantschen mit einem Gott von Mann. Blut, soviel ich wollte. Teure Kleider, Schuhe und Schmuck. Keine Geldsorgen. Als Enkelin des Oberhauptes der Wharpyr e . Die Vorstellung gewann durchaus an Reiz.
    „Wie sind Sie hier her gekommen?“, fragte ich Aris bei ei nem Glas Blut im Lounge -B ereich.
    Er hatte nur seine Badehose an, ich zog mir den Bademantel über. Er verdeckte das meiste an mir, aber nicht meine glatten Beine auf die sein Blick manchmal schweifte.
    „Meine Mutter war eine gute Freundin von … Ihrer Mutter ... Lilja. Ich wurde hier geboren.“
    „Werden alle Vampyr e und Wharpyr e als Mensch geboren ?“
    Ich wusste, dass ich beides war. Warum auch immer. Ich wusste, dass ich irgendwann einmal menschlich war. Aber ich hatte keine Ahnung, ob das bei anderen Vampyr en und Wharpyr e n auch so war.
    Manchmal verstrichen einige Sekunden bevor Aris mir auf meine Fragen antwortete. Ich war mir nicht sicher ob er dann überlegte, nicht s sagen w o ll te oder sich unsicher war, ob er es du r fte. Constantin wirkte wahrscheinlich nicht nur auf mich einschüchternd. Ich konnte mir gut vorstellen, dass jeder seiner Untertanen seine Gesetze penibel genau befolgte.
    „Nein. Wir kommen schon als Wharpyr e zur Welt.“
    „ Vampyr e auch?“
    Wieder verstrichen wenige Sekunden und ich hoffte eine Antwort zu bekommen.
    „ Vampyr e werden als Menschen geboren.“
    „So wie ich“, murmelte ich nachdenklich und schlussfolgerte, dass ich wohl ein Vampyr hätte werden sollen.
    Warum war ich aber beides?
    Aris zog die Augenbrauen zusammen und beobachtete mein Gesicht.
    „Können Sie sich an etwas erinnern?“
    „Nein. Leider. In meinem Kopf herrscht nur Dunkelheit. Sobald ich versuche … mich wirklich anstrenge … wird alles noch dunkler.“
    Und dazu kamen noch diese verwirrenden Gefühle, von denen ich nicht wusste, wie ich sie unter Kontrolle bringen konnte. Ich war machtlos gegen sie und konnte sie weder richtig verstehen, noch einordnen. Mein Kopf sagte mir zum Beispiel, dass ich vor Aris keine Angst zu haben brauchte, aber in meinem Bau ch brodelte Furcht.
    Ich war mir mittlerweile ziemlich sicher, dass mir hier keine unmittelbare Gefahr drohte, zwang mich aber mehrmals zur Vorsicht. Auch wenn ich alleine im Zimmer eingesperrt war. Ich hatte Kummer und konnte nicht verstehen warum. Verbitterung, Ruhelosigkeit, Wut, Trauer und Verzweiflung überfluteten mich manchmal für einen Augenblick. Es war, als ob etwas durch mich hindurch floss wie ein unsichtbarer Strom und dann wieder schwächer, kaum wahrnehmbar, wurde. Aber davon erzählte ich ihm nicht. Vielleicht hielt er mich für verrückt und dann würden sie mich womöglich wo anders einsp erren. Ganz vertraute ich hier N iemande m .
    „Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass ich einmal ein Mensch war, kann mich aber an überhaupt nichts erinnern. Ich weiß, dass ich nicht von hier bin. Wobei das nicht sehr schwer zu erraten war. Ich spreche akzentfrei, anders als Sie oder Constantin und Chiara. Ich weiß auch, dass ich nicht nur Wharpyr in oder Vampyr in, sondern beides bin. Wenn ich Ihnen glaube , bedeutet es für mich, das ich eigentlich eine Vampyr in hätte werden sollen. Irgendwie bin ich jetzt aber zum Teil vampyrisch und zum Teil wharpyrisch . Ich habe keinen blassen Schimmer warum oder wie es dazu kam. Ich kann mich auch nicht an meine Verwandlung erinnern, obwohl es eine gegeben haben muss. Wie sonst wäre ich von einem menschlichen Wesen zu dem geworden, was ich jetzt bin?“
    Das war alles furchtbar verwirrend und nervenzehrend.
    „Das muss hart sein.“
    „Das ist es. Verdammt har t .“
    „Ich würde Ihnen gerne helfen, aber Constantin und Chiara wollen selbst mit Ihnen über diese Dinge sprechen.“
    „Aber Sie können mir doch von sich erzählen. Das würde helfen. Und wenn Sie sich doch entschließen sollten mir mehr zu erzählen, zum Beispiel darüber wie Sie mich gefunden haben , würde ich es nicht weiter sagen.“
    Er überlegte einen Augenblick. Wahrscheinlich wog er gerade ab, wie vertrauenswürdig ich war.
    „Ich war noch nie außerhalb von Rumänien.

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