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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Leopard war ihr erstes Tier gewesen, das ihr gehorchen musste. Wenn sie mich Jean-Claude wegnähme, würde auch mein Rudel ihr gehören.
    Nathaniel streckte die freie Hand nach ihr aus, als könnte er sie sehen.
    »Nein!« Ich riss mich von seiner Hand los, und sowie der Körperkontakt unterbrochen war, verlor Belle das Interesse an ihm. Sie richtete ihre honigbraunen Augen auf mich.
    »Am Ende werden sie alle mir gehören, ma petite.«
    »Nein«, widersprach ich, aber es kam kraftlos, weil ich ihr glaubte.
    »Du wirst sie mir geben, allesamt.«
    Angst überströmte mich wie eisiges Wasser bei dem Gedanken, was sie mit meinem Rudel, meinen Freunden anstellen würde. Nein, das durfte ich nicht zulassen.
    »Verpiss dich, Belle, verpiss dich endlich!« Meine Wut und meine Angst schienen Richards Kräfte zu stärken. Der Wolfsgeruch wurde dick wie ein Winterfell; ich hätte mich darin einhüllen können.
    Der Jeep schwenkte zur Seite und löste wütendes Gehupe aus, Bremsen quietschten. Jason hatte es aufgegeben, auf eine Stelle zu warten, wo er rechts ranfahren konnte, und war kurzerhand an der Leitplanke stehen geblieben. Nathaniel und Caleb wurden vom Sitz geworfen. Aber ich konnte jetzt keinen Gedanken darauf verschwenden, dass sie nicht angeschnallt waren.
    Belles Augen drängten durch Richards Machtschild, aber nicht ohne Mühe. Sie musste um jeden Zentimeter kämpfen. Die lodernden Augen, der Geistermund kamen näher, immer näher … bis ich den Atem anhielt, aus Angst, sie beim Einatmen anzuziehen.
    Aus den Augenwinkeln nahm ich eine Bewegung wahr. Jason kam zwischen den Vordersitzen durch. Er hatte angehalten und sich abgeschnallt. Er griff durch den Geist hindurch nach meiner Schulter. Im Moment des Kontakts bäumte sich Richards Tier in mir auf. Ich hatte immer geglaubt, was sich in mir bewegte, sei mein eigenes, doch es war Richards.
    Sein Wolf breitete sich in mir aus und füllte mich bis unter die Haut. Ich bog den Rücken durch, schlug um mich, riss den Mund auf zu einem stummen Schrei. Ich spürte Fell in mir und starke Krallen, die sich in mich bohrten. Der Wolf wollte aus mir raus.
    Belle fauchte mich an wie eine große Geisterkatze. Die Augen wichen zurück und schwebten unter dem Wagendach. Jason zerrte mich auf den Vordersitz und barg mich in seinen Armen. Seine Nähe schien den Wolf in mir zu beruhigen. Jason hatte Wolfsaugen bekommen, und in dem Moment schienen sie perfekt zu seinem Gesicht zu passen. Richards Macht, die Macht des Felsthronklans hüllte uns beide ein. Ich hatte Richards Tier noch nie so deutlich in mir gespürt. Mir war, als diente mein Körper nur noch als Hülle für seinen Wolf.
    »Meinetwegen kannst du den ganzen Tag in den Armen deines Wolfes bleiben«, sagte Belle mit sengender Wut. »Aber die Nacht wird kommen. Es wird ein Bankett geben. Musette wird daran teilnehmen und durch sie auch ich, ma petite.«
    »Ich bin nicht deine ma petite«, erwiderte ich leise knurrend.
    »Bald bist du es«, sagte sie. Dann verblassten ihre Augen, und nur der Rosenduft blieb zurück, um mir klarzumachen, dass wir lediglich die erste Runde gewonnen hatten. Weitere würden folgen. Belle gab niemals auf, wenn sie etwas haben wollte. Und sie hatte beschlossen, mich zu bekommen. Laut Jean-Claude hatte sie sich noch nie von etwas abbringen lassen. Das war unfair. War es nicht das Privileg einer Dame, es sich aus einer Laune heraus anders zu überlegen? Aber natürlich war Belle eigentlich keine Dame.
    Sie war ein zweitausend Jahre alter Vampir, und die waren nicht dafür bekannt, dass sie ihre Meinung, ihre Gewohnheiten oder Absichten änderten. Beim letzten Mal als ein Meistervampir in die Stadt gekommen war und mich Jean-Claude wegnehmen wollte, endete es damit, dass ich eine Woche im Koma lag, Richard von einer schweren Halswunde genesen musste und Jean-Claude beinahe endgültig gestorben wäre. Ständig tauchten Vampire hier auf, die mich entweder umbringen oder besitzen wollten. Mann, es ging mir wirklich auf die Nerven, so beliebt zu sein.

29
    N athaniel hatte eins meiner Ersatzkreuze aus dem Handschuhfach genommen. Ich hatte immer welche dabei, genau wie zusätzliche Munition. Es ist wirklich schlecht, wenn einem bei der Vampirjagd eins von beiden ausgeht. Ich hatte zwar Musettes Zimmer mit Kreuzen verrammeln lassen, aber nicht daran gedacht, mich selbst mit einem zu schützen. Das war blanke Dummheit. An manchen Tagen bin ich wirklich langsam.
    Ich saß wieder auf dem Beifahrersitz, aber

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