Finsteres Verlangen
fühlen.
Ich fühlte Calebs Brust unter meinen Händen, fühlte die rauen Haare rings um seine Brustwarzen und dann die Brustwarzen selbst, die sich hart aufrichteten. Die kleinen Hanteln daran störten. Ich wollte die Brustwarzen zwischen den Fingerspitzen drehen, und das Metall war mir dabei im Weg wie der Zahnstocher in einem Sandwich. Ich erlebte einen Moment, in dem Belle überlegte, sie auszureißen, und der Gedanke ging mir so gegen den Strich, dass er mir half, wieder zu mir zu kommen, zumindest ein bisschen.
Als ich wieder mit meinen Augen sah, war Calebs Blick verschwommen, seine Lippen halb geöffnet. Ich fasste ihn an, und durch meine Hände berührte ihn auch Belle, und ihre Berührung entfachte Lust, Lust jeder Art.
Ich war in meinem Kopf, in meiner Haut, hatte aber Belles Hunger in mir und konnte ihn nicht vertreiben. Sie hatte recht: Der Blutdurst kam aus der Macht der Begierde.
Ich fuhr mit den Armen durch Calebs Hemd, dass die Knöpfe aufsprangen, und entblößte seinen Oberkörper. Wenn Jean-Claude seinen Blutdurst in mich leitete, wurde ich immer zu Hälsen, Handgelenken, Arm- und Leistenbeugen hingezogen, wo schöne große Adern verliefen, doch Belle schaute dort nicht hin. Sie schaute auf Calebs Brust wie auf ein Filetsteak, das genau richtig gebraten war.
Meine eigene Denkweise sperrte sich dagegen. Es gab bessere Stellen, wo mehr Blut dichter unter der Haut floss. Dass sie keine davon wählte, verblüffte mich, und das schwächte Belles Einfluss.
»Warum hörst du auf?«, fragte Caleb mit schwer belegter Stimme.
»Ich glaube, sie will gar keinen Sex«, sagte Nathaniel leise.
Beim Klang seiner Stimme drehte ich den Kopf zu ihm. Wäre es die Ardeur gewesen, was mich antrieb, hätte mich allein der Blickkontakt zu ihm kriechen lassen. Aber Nathaniel hatte recht. Hier ging es nicht um Sex, sondern um Fressen, und Nathaniel war kein Fressen. Hieß das, Caleb war Fressen? Kein schöner Gedanke.
»Was meinst du damit?«, fragte Caleb.
Ich blickte in sein junges, unfertiges Gesicht. Er sah so verwirrt aus. »Er versteht es nicht«, sagte ich laut, jedoch zu keinem der drei im Wagen.
»Wird er bald genug«, flüsterte Belle in mir.
»Scheint, dass du dich diesmal opfern musst«, sagte Jason vom Fahrersitz.
»Was heißt das?«
»Du wirst angekaut«, sagte Jason.
Mein moralisches Dilemma und meine Verwunderung über Belles sonderbare Wahl brachten mich noch weiter zur Vernunft. Ich ließ Caleb los und kniete mich auf den Boden.
»Nein«, widersprach ich laut, und keiner der Männer reagierte darauf. Vielleicht hatten sie begriffen, dass ich gar nicht mit ihnen sprach.
»Bisher bin ich freundlich gewesen, ma petite«, sagte Belle.
»Ich bin nicht deine ma petite, also hör gefälligst auf, mich so zu nennen.«
»Wenn du meine Freundlichkeit nicht willst, werde ich sie dir nicht aufdrängen.«
»Wenn das deine Vorstellung von Freundlichkeit ist, dann will ich bestimmt nicht –« Den Satz brachte ich nicht mehr zu Ende, denn Belle zeigte mir, dass sie in der Tat noch freundlich gewesen war.
Sie ergriff nicht nur Besitz von mir, sie brauste in mich hinein, mit einer Wucht, die mir den Verstand raubte, den Atem nahm und das Herz ins Stocken brachte. Einen Moment lang oder eine Ewigkeit lang hing ich im Nichts. Der Jeep war verschwunden, Caleb war verschwunden, ich konnte nichts sehen, nichts fühlen, nicht leben. Es gab kein Licht, kein Dunkel, kein Oben oder Unten. Ich war schon einmal dem Tode nah und schon mehrmals bewusstlos gewesen, doch in diesem Augenblick, als Belles Macht in mich hineinschoss, war ich dem Nichts so nah wie nie.
In dieses Nichts, diese Leere hinein drang ihre Stimme. »Jean-Claude hat es zwischen ihm, dir und dem Wolf unvollendet gelassen. Er hat sich sein Urteilsvermögen von Gefühlen trüben lassen. Da frage ich mich, wie gut ich ihn gelehrt habe.«
Ich wollte antworten, konnte mich aber nicht erinnern, wo mein Mund war oder wie man atmete. Ich wusste nicht mehr, wie man eine Antwort gibt.
»Das habe ich bei eurem Wolf festgestellt, konnte aber nichts daran ändern, weil er nicht mein gehorsames Tier ist. Ich verstehe Hunde nicht, und ein Wolf ist im Grunde nichts anderes.« Sie flüsterte in mir, ihre Stimme wurde immer tiefer und vibrierte in meinem ganzen Körper. Als ich das spürte, fiel ich aus dem Nichts zurück und landete wie aus großer Höhe in meinem Körper. Keuchend riss ich die Augen auf und sah in Calebs erschrockenes Gesicht.
Belles
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