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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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rief ich laut und deutlich.
    Der Schirmmützenträger sagte etwas, das ich durch die Windschutzscheibe nicht verstehen konnte. Der Blonde griff ganz langsam zum Zündschlüssel, und der Motor ging aus. Das Knacken des abkühlenden Metalls wirkte in der Stille sehr laut.
    Der Schirmmützenmann war offensichtlich nicht glücklich mit dem Verlauf der Ereignisse. Die Sonnenbrille verbarg zwar seine Augen, aber der Mund verriet es. Seine Hände blieben im Verborgenen. Der Blonde hatte die Finger wieder am Lenker.
    »Hände, wo wir sie sehen können«, sagte ich. »Sofort.«
    Die Hände des Blonden zuckten, als hätte er sofort gehorcht, wenn er sie nicht schon am Lenker gehabt hätte. Er sagte etwas zu seinem Kumpel, doch der schüttelte den Kopf.
    Ich senkte die Waffe, holte tief Luft, hielt den Atem an, zielte, atmete langsam aus und drückte ab. Der Schuss knallte in der Stille, und es dauerte einen Moment, bis ich das Zischen hörte, mit dem die Luft aus dem Reifen wich. Dann richtete ich die Pistole auf das Fahrerfenster.
    Die Augen des Blonden wurden größer. Er redete hektisch auf seinen Kumpel ein.
    »Bobby Lee«, sagte ich, »jemand soll die Mündung an die Beifahrerscheibe drücken.«
    »Soll er schießen?«
    »Noch nicht, und wenn er doch schießen muss, will ich nicht, dass der Blonde von derselben Kugel getroffen wird.« Ich sah zu ihm hoch. »Also entsprechend zielen.«
    Es war Claudia, die an die Beifahrertür trat. Sie zielte schräg nach unten, um den Fahrer nicht zu treffen. Kugeln haben die hässliche Tendenz, weiter zu fliegen, als man möchte.
    Ohne ihre Zielperson aus den Augen zu lassen, fragte sie mich: »Soll ich ihn töten?«
    »Wir brauchen nur einen, um zu erfahren, was wir wissen wollen.«
    Sie ließ ihre weißen Zähne aufblitzen. Das Lächeln war grimmig und furchterregend trotz des hübschen Gesichts zwischen der dunklen Haarflut. »Super.«
    »Ich sage es nicht noch mal. Halten Sie die Hände so, dass ich sie sehen kann«, forderte ich.
    Er tat es nicht. Er war entweder dumm oder … »Bobby Lee, hält irgendjemand von uns nach hinten die Augen offen?«
    »Du meinst, ob einer nach hinten sichert?«
    »Ja, der Kerl ist entweder schrecklich stur oder er rechnet mit Hilfe.«
    Er gab einen kurzen, energischen Befehl, der wie Deutsch klang, und auch sein Südstaatenakzent verschwand dabei. Einer seiner Schützen drehte sich nach außen und beobachtete die Umgebung. Wir standen auf freiem Gelände, wo sich keiner anschleichen konnte. Die eigentliche Gefahr käme von einem Gewehr mit Zielfernrohr. Gegen einen Heckenschützen konnten wir nichts tun, und deswegen ließen wir die Möglichkeit außer Acht, taten so, als könnte nichts passieren, und befassten uns nur mit dem, was gerade vorging. Doch mir kribbelte es zwischen den Schulterblättern bis hinauf zum Hinterkopf, als wäre das Zielfernrohr auf mich gerichtet. Höchstwahrscheinlich war das Einbildung, die kommt mir oft in die Quere, wenn ich sehr aufgeregt bin. Ich versuchte, an etwas anderes zu denken, wie zum Beispiel, warum der Kerl seine blöden Hände nicht hochnahm.
    Ich nahm die linke Hand von der Waffe, zeigte ihm einen Finger, dann zwei.
    Der Blonde redete aufgeregter. Ich hörte Wortfetzen wie tu’s endlich, Mann.
    Ich war gerade dabei, den dritten Finger zu heben, als der Schirmmützenmann langsam die Hände hob. Leere Hände. Aber ich hätte jede Summe gewettet, dass er eine ziemlich üble Kanone auf dem Schoß liegen hatte. Oh ja.
    Claudia behielt die Mündung an der Scheibe. Vermutlich, weil ihr keiner etwas anderes befohlen hatte. Offen gesagt fand ich, dass sie goldrichtig stand, und sie würde feuern, sobald der Mann nach unten langte.
    Mit einer kreisenden Handbewegung bedeutete ich ihm, die Scheibe herunterzukurbeln. Der Impala war so alt, der hatte bestimmt keinen elektrischen Fensterheber. Der Blonde tat es langsam und vorsichtig und ließ die andere Hand fest am Lenker. Er war ein vorsichtiger Typ. Das gefiel mir.
    Danach griff er wieder an den Lenker und sagte nichts. Er versuchte weder, sich als unschuldig hinzustellen noch irgendetwas zuzugeben. Er saß nur da. Prima.
    Ich brauchte mich nur wenig zu bücken, um seinem Beifahrer auf den Schoß zu sehen. Da war nichts. Was er vorher so krampfhaft festgehalten hatte, lag wohl jetzt auf dem Boden, damit wir es nicht sehen konnten. Was war es?
    Ich hob die Stimme. »Sie mit der Kappe: Legen Sie die Hände langsam aufs Armaturenbrett, flach, und wenn Sie auch nur

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