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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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zucken, werden Sie erschossen. Ist das klar?«
    Er sah mich nicht an.
    »Ist das klar?«
    Er bewegte die Hände zum Armaturenbrett. »Ist klar.«
    »Warum sind Sie mir gefolgt?«, fragte ich den Blonden, denn der andere würde vermutlich nichts verraten.
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen.« Er hatte einen leichten deutschen Akzent und ich zu viele Verwandte, die genauso sprachen, als dass es mir entgehen konnte. Klar, die waren alle über sechzig und hatten ihre alte Heimat seit Jahrzehnten nicht gesehen. Aber Blondie war bestimmt erst kürzlich ins Land gekommen.
    »Wo ist denn der schöne blaue Jeep abgeblieben?«, fragte ich.
    Sein Gesicht wurde starr.
    »Ich hab’s dir ja gesagt«, zischte Kappe.
    »Ja, wir haben Sie bemerkt«, bestätigte ich. »Das war nicht allzu schwer.«
    »Wäre nicht passiert, wenn Sie nicht quer über sämtliche Spuren geschleudert wären«, sagte Blondie.
    »Das tut mir leid. Wir hatten ein technisches Problem.«
    »Ja, zum Beispiel, dass einem unterwegs ein Fell wuchs«, sagte Kappe. Er war eindeutig Amerikaner, mittlerer Westen, kein ausländischer Akzent.
    »Sie haben sich also gewundert und sind uns aus reiner Neugier nachgefahren«, sagte ich.
    Keiner antwortete.
    »Sie steigen jetzt beide ganz langsam aus. Wenn einer von Ihnen eine Waffe zieht, gehen Sie vielleicht beide drauf. Ich brauche nur einen von Ihnen, um ihn zu befragen, der andere ist bloß eine Dreingabe. Ich werde mir Mühe geben, damit einer von Ihnen weiterlebt, bin aber nicht bereit, mir dafür ein Bein auszureißen. Ist das klar?«
    »Ja«, sagte der Blonde, »scheißklar«, der andere. Oh ja, er war Amerikaner; nur wir haben diese blumige Ausdrucksweise.
    Dann hörte ich die Polizeisirene. Sie war ganz nah, ungefähr am Vordereingang. Ich hätte mir gern eingeredet, dass die Streife nur vorbeifuhr, aber wenn man in der Öffentlichkeit gleich zu mehreren die Waffe auf jemanden richtet, sollte man nicht darauf zählen.
    »Die kommen nie, wenn man sie braucht«, sagte Bobby Lee, »nur wenn man sie nicht braucht.«
    Der Schirmmützenmann machte einen Vorschlag. »Wenn Sie die Kanonen einstecken, bevor die Bullen hier sind, werden wir einfach so tun, als wäre nichts gewesen.« Er bedachte mich mit einem Lächeln und lehnte sich herüber, damit ich auch ja mitbekam, wie selbstgefällig es war.
    Ich erwiderte sein Lächeln und sah es dahinwelken, weil ich extrem zufrieden guckte. Es gelang mir nicht, meinen Dienstausweis geschmeidig aus der Tasche zu ziehen, nicht mit links, aber egal. Ich hielt ihm den Blechstern unter die Nase. »Von wegen, Blödmann. Lassen Sie die Hände, wo ich sie sehen kann, bis die netten Polizisten hier sind.«
    »Wofür wollen Sie uns festnehmen?«, fragte der Blonde mit seinem deutschen Akzent. »Wir haben nichts getan.«
    »Tja, weiß nicht. Zum Beispiel wegen verdeckten Tragens einer Waffe ohne Waffenschein, dann wegen Verdachts auf schweren Autodiebstahl.« Ich tätschelte den Impala. »Das ist nicht Ihr Wagen, und was Ihr Freund da auf den Boden hat fallen lassen, ist bestimmt illegal.« Ich drehte mich halb um. »Bobby Lee, wir brauchen hier nicht so viele Leute.«
    Er kapierte sofort und schnauzte ein paar Befehle.
    Die Werratten verschwanden mit unmenschlicher Geschwindigkeit.
    Nur Claudia blieb auf ihrem Posten und Bobby Lee ebenfalls. So waren wir zu dritt, als uns der erste Polizist entdeckte. Fünf, wenn man die bösen Jungs mitzählte.
    Zwei Streifenbeamte kamen aus der Seitengasse, zu Fuß, weil sich der Lieferwagen nicht wegbewegt hatte. Aber der Fahrer lief vor ihnen her, die Hände verschränkt auf dem Kopf. Dabei klaffte seine Jacke auf, und man sah, dass das Schulterholster leer war. Sie hatten ihm die Waffe abgenommen.
    Ich hielt meinen Dienstausweis so hoch es ging und rief: »Bundesmarshal«.
    Die Streifenbeamten gingen hinter parkenden Wagen in Deckung und brüllten: »Waffen weg!«
    Ich schrie: »Bundesmarshal Anita Blake. Die Übrigen sind meine Deputys.«
    Bobby Lee flüsterte: »Deputys?«
    »Spiel einfach mit«, raunte ich durch den Mundwinkel.
    »Ja, Ma’am.«
    Ich trat ein Stück von dem Impala weg, damit mein Dienstausweis besser zu sehen war, und rief: »Bundesmarshal Blake, freut mich, dass Sie kommen, Officers.«
    Sie blieben in Deckung, schwiegen aber. Sie überlegten vermutlich, wie viel Ärger sie bekämen, wenn sie wirklich einen Bundesmarshal vor sich hatten und ihm eine Festnahme vermasselten. Doch dann fanden sie das weniger schlimm als die Aussicht,

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