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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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erschossen zu werden. Ich konnte nur beipflichten.
    Ich senkte die Stimme und sagte zu meinen Beschattern: »Tragen einer verdeckten Waffe ohne Waffenschein, Mitführen einer illegalen Waffe, Besitz eines gestohlenen Fahrzeugs, und ich wette, wenn wir Ihre Fingerabdrücke ins System eingeben, leuchten sämtliche Lämpchen auf.« Dann nickte ich den beiden Polizisten freundlich zu, die noch in ihrer Deckung hockten. Mein Blechstern hatte sie still werden lassen, doch ihre Dienstwaffen hatten sie noch nicht weggesteckt, und ich hörte eine weitere Sirene kommen. Sie hatten Verstärkung gerufen. Ich konnte es ihnen nicht verdenken. Sie hatten nicht ahnen können, dass einer von uns quasi ein Kollege war.
    Ich drehte den Kopf zu dem Blonden. »Außerdem freut sich bei der Polizei keiner darüber, wenn Kriminelle einen Bundesmarshal beschatten.«
    »Wir wussten nicht, dass Sie einer sind«, erwiderte er.
    »Dann wurden Sie wohl schlecht informiert.«
    Er nickte, die Hände brav am Steuer. »Ja.«
    Ich steckte die Pistole weg, hielt beide Hände hoch, in einer den Dienstausweis, und ging auf die Polizisten hinter den parkenden Wagen zu, während ihre Kollegen mit gezogener Waffe aus der Gasse kamen. Es gibt Tage, an denen ich von meinem Dienstausweis geradezu begeistert bin. Heute zum Beispiel.

36
    D rei Stunden später saß ich auf dem Polizeirevier, trank sehr bitteren Kaffee und wartete auf jemanden, der mich mit den beiden Verhafteten reden lassen würde. Ich war Bundesmarshal und hatte das Recht, sie zu befragen. Die Polizisten hatten Bobby Lee, Claudia und den Fahrer des Lieferwagens als Zeugen mitgenommen. Vor einer Stunde waren sie nach Hause entlassen worden. Bobby Lee hatte bei mir bleiben wollen, aber sein Anwalt hatte ihm klargemacht, dass eine Entlassung nach nur zwei Stunden ein Geschenk sei, das er annehmen sollte. Er nahm es schließlich, nachdem ich darauf bestand. Uns kam zugute, dass im Fußraum des Impala eine Heckler & Koch MP5 gelegen hatte, außerdem ein halbes Dutzend kleinere Schusswaffen, vier Messer und ein Teleskopschlagstock. Ach, und dass der Wagen keinem der beiden Insassen gehörte.
    Der Dunkelhaarige, der so mürrisch gewesen war, erwies sich als Ex-Soldat, weshalb seine Fingerabdrücke in der Datenbank waren. Seltsamerweise gab es keine Polizeiakte über ihn. Dabei hätte ich gewettet, dass er ein ganz übler Typ war. Aber vielleicht war er bloß noch nicht geschnappt worden.
    Der Blonde war ein unbeschriebenes Blatt. Wegen seines deutschen Akzents und meines guten Zuredens waren seine Fingerabdrücke und die des Komplizen an Interpol weitergeleitet worden, um zu sehen, ob die beiden im Ausland gesucht wurden. Aber bis zu einem Ergebnis würde es dauern.
    So blieb mir nichts anderes übrig, als auf einem unbequemen Schreibtischstuhl herumzusitzen, am Schreibtisch eines Ermittlers, der nie da zu sein schien. Auf dem Namensschild stand »P. O’Brien«, aber soweit ich es nach drei Stunden beurteilen konnte, war er bloß eine Legende. Es gab gar keinen Detective O’Brien; sie benutzten den Schreibtisch nur, um Leute, die was wollten, dort warten zu lassen, und versicherten ihnen, es werde gleich jemand kommen.
    Ich wurde nicht festgehalten, war nicht im Geringsten in Schwierigkeiten. Ich durfte nach Hause gehen, wann immer ich wollte, nur mit den Verhafteten durfte ich nicht allein sprechen. Sollte mir recht sein. Also befragte ich sie zusammen mit einem netten Polizisten. Wir bekamen beide nichts aus ihnen heraus, außer dass sie einen Anwalt wollten. Das war alles, was sie nach der Verlesung ihrer Rechte noch sagten.
    Es lag genug gegen sie vor, um sie zweiundsiebzig Stunden lang festzuhalten. Danach allerdings sähe es für uns düster aus, sofern sich nicht herausstellte, dass sie im Ausland gesucht wurden.
    Ich trank einen Schluck Kaffee und verzog das Gesicht, während ich die Tasse auf den Schreibtisch des unsichtbaren Ermittlers stellte. Ich hatte immer geglaubt, kein Kaffee könnte so schlimm sein, dass ich ihn nicht trinken würde. Irrtum. Dieser schmeckte wie verschwitzte Trainingssocken und war fast genauso dick. Ich richtete mich auf und spielte mit dem Gedanken, einfach zu gehen. Mein Dienstausweis hatte mir und den Werratten die Zelle erspart, aber mehr war nicht zu holen. Die örtliche Polizei hatte es nicht gern, wenn sich jemand mit »Bundes« im Titel in ihre Fälle einmischte.
    Eine Frau trat auf mich zu. Sie war gut eins siebzig groß und trug einen schwarzen Rock von

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