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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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uneleganter Länge, dazu ein paar bequeme schwarze Schuhe, die genauso wenig hermachten. Ihre Bluse war messinggelb und sah aus wie Seide, war aber vermutlich pflegeleichter. Ihre Haare waren mal dunkelbraun gewesen und hatten jetzt so breite graue und weiße Strähnen, dass es wie gefärbt aussah.
    Tiefe Lachfalten umspielten ein wirklich nettes Lächeln. Sie streckte mir die Hand hin. Ihr Händedruck war energisch. Mein Blick fiel auf die schwarze Kostümjacke hinter O’Briens Schreibtisch, und ich wusste, wen ich vor mir hatte, noch ehe sie ihren Namen nannte.
    »Entschuldigen Sie, dass ich erst jetzt zu Ihnen komme. Es ist viel los heute.« Sie bedeutete mir, wieder Platz zu nehmen.
    Ich setzte mich. »Verständlich.«
    Sie lächelte, aber jetzt nur noch mit den Lippen, als glaubte sie mir die Antwort nicht. »Der Fall ist mir übertragen worden, und darum möchte ich gleich mal ein paar Dinge klären.« Sie legte die Akte, die sie mitgebracht hatte, auf ihren Schreibtisch, schlug sie auf und schien einige Vermerke zu lesen.
    »Sicher«, sagte ich.
    »Sie wissen nicht, warum Ihnen diese beiden Männer gefolgt sind, ist das richtig?«
    »Ja.«
    Sie blickte mich mit ihren dunkelgrauen Augen sehr direkt an. »Aber Sie fanden die Sache so wichtig, dass Sie«, sie warf einen Blick in die Akte, »zehn Zivilisten zu Deputys machten, um diese beiden Männer festnehmen zu können.«
    Ich zuckte die Achseln und bedachte sie mit einem freundlich leeren Blick. »Ich hab’s nicht gern, wenn mir jemand folgt, den ich nicht kenne.«
    »Sie haben den Streifenkollegen gleich als Erstes mitgeteilt, dass Sie die Männer verdächtigten, illegale Waffen zu besitzen. Und zwar bevor jemand die Verdächtigen oder den Wagen durchsucht hatte. Woher wussten Sie, dass sie illegale Waffen bei sich hatten, Marshal Blake?« Vor dem Marshal zögerte sie eine Sekunde.
    »Instinktiv, schätze ich.«
    Die freundlichen grauen Augen wurden kalt wie der Winterhimmel. »Sparen Sie sich den Quatsch und sagen Sie mir einfach, was Sie wissen.«
    Ich sah sie mit großen Augen an. »Ich habe Ihren Kollegen alles gesagt, was ich weiß, Detective O’Brien, ehrlich.«
    Ich erntete einen so vernichtenden Blick, dass ich zu einem Häufchen Elend hätte zusammensinken und alles gestehen müssen. Das Problem war nur, ich hatte nichts zu gestehen. Ich wusste rein gar nichts.
    Ich versuchte es mit Aufrichtigkeit. »Detective O’Brien, ich schwöre, ich habe erst heute auf dem Highway bemerkt, dass mir jemand folgt. Dann habe ich dieselben Männer auf dem Parkplatz entdeckt, aber in einem anderen Wagen. Bis dahin war ich geneigt gewesen, mich für paranoid zu halten. Aber als ich sie zum zweiten Mal hinter mir bemerkt habe, wollte ich sie an der weiteren Verfolgung hindern und vor allem von ihnen hören, warum sie mir gefolgt sind.« Ich zuckte die Achseln. »Das ist die absolute Wahrheit. Ich wünschte, ich wüsste etwas, das ich Ihnen vorenthalten könnte, aber ich tappe genauso im Dunkeln wie Sie.«
    Sie klappte die Akte zu und klopfte sie mit der Unterkante auf die Schreibtischplatte, wie um die Blätter gerade auszurichten. Es war entweder eine unwillkürliche Geste oder sie war wütend. »Kommen Sie mir nicht mit großen Unschuldsaugen, Ms Blake, die ziehen bei mir nicht.«
    Unschuldsaugen? Ich? »Wollen Sie mir unterstellen, dass ich Sie bezirzen will, Detective?«
    Das brachte sie fast zum Schmunzeln, aber sie rang es nieder. »Nicht direkt, aber Frauen wie Sie habe ich schon öfter erlebt. Sie sind so niedlich, so zierlich, machen dieses unschuldige Gesicht, und sofort sind die Männer bereit, ihnen alles zu glauben.«
    Eine Sekunde lang sah ich sie forschend an, ob sie das etwa scherzhaft meinte, aber es war ihr scheinbar ernst. »Ich weiß nicht, warum Sie so sauer sind, aber lassen Sie es nicht an mir aus. Ich habe zwei bewaffnete Männer geschnappt, die mit panzerbrechender Munition ausgestattet waren. Sie scheinen dafür nicht besonders dankbar zu sein.«
    Sie sah mich kalt an. »Sie können jederzeit gehen, Ms Blake.«
    Darauf stand ich auf und lächelte auf sie hinab. Mein Blick war genauso kalt und unfreundlich wie ihrer. »Vielen Dank, Ms O’Brien.« Ich betonte das Ms.
    »Detective O’Brien bitte«, korrigierte sie, wie ich vorausgesehen hatte.
    »Dann bitte auch Marshal Blake, Detective O’Brien.«
    »Ich habe mir das Recht auf die Anrede verdient, Blake, und nicht durch eine verwaltungstechnische Regelung bekommen. Sie mögen einen

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