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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Kerle nicht entwischten. Wir wollten ihnen den Fluchtweg abschneiden und dann mit ihnen reden. Das hieß aber, mindestens vier Leute in Gefahr zu bringen. Mehr, denn Bobby Lee wollte zwischen den abgestellten Wagen auf dem Parkplatz Schützen postieren. Die sollten aus der Hintertür kommen, wenn meine Beschatter vom Parkplatz türmten.
    Es war ein guter Plan, außer die Bösen fingen eine Schießerei an. Dann würden wir zurückschießen müssen, die Kerle würden vielleicht tödlich verletzt, und ich wäre so schlau wie vorher. Ich würde nichts herausbekommen, aber vielleicht wieder welche von Rafaels Leuten verloren haben.
    »Alles in Ordnung, Anita?«, fragte Bobby Lee.
    Ich rieb mir die Schläfen und schüttelte den Kopf. »Nein. Ich habe wirklich ein Problem damit.«
    »Womit?«
    »Mit allem.« Gerade sah ich Claudia die rückwärtige Straße entlangfahren, und Fredo kam über die andere. Ich hatte extra nach seinem Namen gefragt. Den sollte man wenigstens kennen, wenn man jemanden bat, bei einer lebensgefährlichen Sache mitzumachen. Er war etwa eins achtzig groß, ein schlanker, dunkelhaariger Mann mit eleganten Händen, der enorm viele Messer am Körper trug. Bobby Lee meinte, Fredo und Claudia seien imstande, den Unfall echt aussehen zu lassen; sie könnten beide fahren, und das sagte er mit Großbuchstaben. Ich hatte vorgeschlagen, selbst auch einen Wagen zu steuern, doch er hatte erwidert, ich könne nicht FAHREN, und mir war kein Argument dagegen eingefallen. Jetzt musste ich abwarten und zusehen, wie andere für mich ihr Leben riskierten, und das fiel mir schwer. Schwerer, als mein eigenes zu gefährden.
    Ich verließ mich auf Bobby Lees Urteil. Tat ich wirklich. Aber im Grunde war nicht absehbar, wie meine Beschatter reagieren würden. Am sichersten war es, sie als unberechenbar und gefährlich einstufen.
    Ich sah zu, wie die beiden Wagen angefahren kamen, und war nahe daran, zu schreien: Nein, tut es nicht! Doch ich wollte wissen, wer mich beschatten ließ, und außerdem: Wenn ich die Aktion abbrach, wenn mir bei einer so banalen Sache die Nerven versagten, wozu war ich dann noch nütze? Das Problem war, meine Nerven hatten bereits versagt. Ich hielt den Mund, aber das Herz klopfte mir im Hals, und ich presste die Lippen zusammen, damit es drin blieb.
    Ich betete: Lieber Gott, mach, dass niemandem was passiert. Dann kam mir ein Gedanke, Sekunden vor dem Blechschaden. Wenn Bobby Lee mit seinen Leuten solch eine Nummer durchziehen konnte, hätten sie die Kerle auch bis zu ihrem Auftraggeber verfolgen können. An diese Möglichkeit hatte ich gar nicht gedacht; ich war gleich auf Konfrontationskurs gegangen. Scheiße.
    Die Fahrzeuge stießen zusammen. Es wirkte echt, wie reiner Zufall. Claudia stieg aus, beeindruckend weiblich sogar von Weitem. Fredo sprang schimpfend und gestikulierend aus dem Wagen.
    Die bösen Jungs rangierten und fuhren zur anderen Ausfahrt des Parkplatzes, weg von der soeben blockierten Straße. Wie erwartet.
    Plötzlich bremste der Impala. Also hatten sie den dritten Wagen gesehen, der die Gasse zwischen dem Zirkus und dem Nachbargebäude versperrte.
    Bobby Lee ging zur Treppe, und ich lief hinter ihm hinunter, in der Hoffnung, dass das vierte Fahrzeug, ein Lieferwagen, inzwischen in der Gasse an der Laderampe stand. Wir hatten beide darauf verzichtet, unter den Schützen zwischen den parkenden Autos zu sein, damit wir beobachten konnten, wie die Sache anlief.
    Als wir durch die Hintertür nach draußen kamen, tauchten Bewaffnete zwischen den Autos auf wie Pilze nach einem Regenguss. Fast kam es mir albern vor, die Browning zu ziehen und mich der Runde anzuschließen. Claudia, Fredo und die anderen beiden Fahrer stießen gerade von der anderen Seite zu uns.
    Der Impala stand von Bewaffneten umringt mit laufendem Motor da, und noch war keine feindliche Schusswaffe zu sehen. Der Blonde hatte beide Hände sichtbar am Lenkrad. Aber der Dunkelhaarige mit der Schirmmütze hielt seine Hände verdeckt.
    Unsere Leute schrien Dinge wie »Hände hoch« und »keine Bewegung«. Meine Beschatter bewegten sich nicht, aber der Motor lief, und die Hände des Dunkelhaarigen blieben außer Sicht. Ich hielt die Waffe mit einer Hand auf sie gerichtet und hob die andere hoch. Keine Ahnung, ob die anderen die Geste sahen oder verstanden, Bobby Lee jedenfalls tat es und folgte meinem Beispiel. Das Geschrei verstummte. Plötzlich war es still bis auf das Brummen des Motors.
    »Stellen Sie den Motor ab«,

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