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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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willensstark.
    »Musette ist schwer verletzt worden. Ich bin gekommen, um Anita zu ihr zu bringen.«
    Mir stockte der Atem, und die Farbe wich aus meinem Gesicht. Musette war eine von Belle Mortes Stellvertreterinnen. Belle Morte war der Urquell von Jean-Claudes und Ashers Blutlinie. Sie gehörte außerdem dem Rat der Vampire an, der irgendwo in Europa seinen Stammsitz hatte. Immer wenn uns ein Mitglied besucht hatte, waren Leute umgekommen. Mal einige von ihnen, mal welche von uns. Aber Belle Morte selbst hatte noch nie jemanden geschickt, bis jetzt. Es hatte vorsichtige Verhandlungen wegen Musettes Besuch gegeben. Es hatte geheißen, sie käme erst in einem Monat, nach Thanksgiving. Was tat sie also eine Woche vor Halloween in der Stadt? Ich glaubte keine Sekunde lang, dass sie verletzt war. Das war Ashers dezente Art, mir vor Außenstehenden mitzuteilen, wie übel die Lage war.
    Ich brauchte keine Bestürzung vorzuspielen. Mein Gesicht drückte unverhüllt aus, dass ich gerade eine schlimme Nachricht erhalten hatte. Nicols nickte scheinbar zufrieden. »Diese Musette steht Ihnen nahe?«
    »Lieutenant, können wir bitte gehen? Ich möchte so schnell wie möglich zu ihr.« Ich drehte bereits den Kopf nach meiner Sporttasche und war froh, dass ich schon zusammengepackt hatte. Mir wurde eiskalt bei dem Gedanken, was Musette vielleicht gerade mit Leuten anstellte, die mir am Herzen lagen. Die bloße Nennung ihres Namens hatte schon immer gereicht, um Jean-Claude und Asher blass werden zu lassen.
    Nicols nickte und steckte die Waffe weg. »Ja, gehen Sie. Ich hoffe … Ihre Freundin kommt wieder auf die Beine.«
    Ich sah ihn an und versuchte nicht weiter, meine Verwirrung zu verbergen. »Das hoffe ich auch.« Ich dachte dabei nicht an Musette, sondern an alle anderen. Es gab so viele, denen sie etwas antun konnte, wenn sie den Segen des Rates hatte, oder zumindest Belle Mortes Segen. Ein Mitglied des Rates als Feind zu haben, hieß meiner Erfahrung nach nicht, dass einen auch die Übrigen hassten. Vielmehr hielten sie sich an den alten sizilianischen Grundsatz: Der Feind meines Feindes ist mein Freund.
    Der Richter murmelte ein paar Dankesworte und den Wunsch, meine Freundin möge sich rasch erholen. Die Berichterstatterin sagte gar nichts. Sie starrte Asher wie gebannt an. Ich glaube nicht, dass er sie wirklich in seinen Bann geschlagen hatte. Sie guckte mehr, als hätte sie noch nie so einen schönen Mann gesehen. Hatte sie vielleicht wirklich nicht.
    Im Licht der Scheinwerfer glänzten seine Haare wie Gold. Ein Vorhang metallischer Wellen floss wie eine glitzernde See über die rechte Hälfte seines Gesichts. Über dem dunkelbraunen Seidenhemd sah es sogar noch goldener aus. Das Hemd war langärmlig und hing über seine Jeans, die in braunen Stiefeln steckte. Er sah aus, als hätte er sich hastig angezogen, doch das war sein übliches Erscheinungsbild. Er achtete darauf, nur die linke Gesichtshälfte zu zeigen. Er verstand es meisterhaft, Licht und Schatten für sich zu nutzen, um zu zeigen und zu verbergen, was er wollte. Das sichtbare Auge war klar hellblau wie bei einem Husky. Menschen hatten solche Augen nicht. Selbst zu Lebzeiten musste er außergewöhnlich gewesen sein.
    Ab und zu sah man etwas von den vollen Lippen und einen Schimmer des anderen blauen Auges. Was er sorgfältig im Schatten ließ, waren die Narben, die dicht darunter zum Mund hin verliefen, Rinnsale von tropfenförmigen Narben, wo man ihm das Weihwasser übergegossen hatte, und sie setzten sich an der rechten Seite des Oberkörpers fort.
    Die Frau starrte ihn so reglos an, als hätte sie zu atmen aufgehört. Asher sah es und versteifte sich. Vielleicht weil er wusste, dass er mit einer schwungvollen Kopfbewegung die Narben entblößen und dann mit ansehen könnte, wie Bewunderung in Schrecken oder Mitleid umschlug.
    Ich berührte ihn am Arm. »Lass uns gehen.«
    Er ging zu meinem Jeep. Normalerweise glitt er über den Boden wie alle Vampire, die immer knapp darüber zu schweben schienen. Jetzt jedoch ging er mit den schweren Schritten eines Menschen.
    Wir sagten kein Wort, bis wir im Wagen saßen, in der Ungestörtheit des dunklen Innenraums, wo uns niemand belauschen konnte.
    Während ich fragte, was los sei, schnallte ich mich an.
    »Musette ist vor einer Stunde angekommen.«
    Ich legte den Gang ein und fuhr langsam über den Kies um die Polizeifahrzeuge herum, winkte dabei Nicols zu, und er winkte zurück, mit brennender Zigarette zwischen den

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