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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Heinrick sagen, dass seine Freunde wirklich besser auf sich aufpassen sollten. Man kann nicht erkennen, wo die Fotos gemacht wurden. Der Blonde ist in irgendeinem Zimmer.«
    O’Brien schüttelte den Kopf. »Nein. Wir wissen nicht genug, um sie zu ködern. Noch nicht.«
    »Aber vielleicht, wenn mir einfällt, wo ich sie gesehen habe«, sagte ich.
    Sie sah mich an, als hätte ich endlich etwas Interessantes getan. »Vielleicht.« Sie klang vorsichtig.
    »Und wenn es mir nicht einfällt und die zweiundsiebzig Stunden fast um sind, können wir dann einen Bluff versuchen?«
    »Warum?«
    Ich verschränkte die Arme und fühlte mich plötzlich sehr unbehaglich. »Weil ich wissen will, warum mir der Kerl gefolgt ist. Und wenn er nicht mich persönlich meinte, würde ich mir offen gesagt Sorgen um die Öffentlichkeit machen.«
    Sie runzelte die Stirn. »Wieso?«
    »Weil sie dann vielleicht einen Terroranschlag planen. Einen mit rassistischen Motiven.« Ich tippte auf die Akte. »Obwohl er ein paar Mal für Farbige, wie man so schön sagt, gearbeitet hat. Frage mich, wie er das vor seinen weißen Rassistenfreunden gerechtfertigt hat.«
    »Vielleicht ist er bloß ein Söldner«, meinte O’Brien. »Hat vielleicht nur zufällig für Rassisten gearbeitet. Sie haben ihm das Geld geboten, das er gerade brauchte.«
    Ich sah zu ihr hoch. »Glauben Sie das?«
    »Nein«, sagte sie lächelnd. »Sie denken mehr wie ein Polizist, als ich Ihnen zugetraut hätte, Blake, das muss ich zugeben.«
    »Danke.« Das war ein großes Kompliment.
    »Wenn es läuft wie eine Ente und quakt wie eine Ente, ist es eine Ente. Und seinem Dossier nach ist er ein weißer Rassist, der kein Problem damit hat, Geld von Leuten zu nehmen, die er vernichten möchte. Er ist ein Rassist, kein Fanatiker.«
    Ich nickte. »Ich glaube, Sie haben recht.«
    Ein, zwei Sekunden lang sah sie mich an, dann nickte sie, als wäre sie zu einer Entscheidung gekommen. »Ein paar Stunden vor der fälligen Entlassung können Sie herkommen, und wir versuchen den Bluff, aber ich glaube, wir brauchen einen besseren Köder als zwei körnige Kopien.«
    Ich nickte. »Stimmt. Ich werde versuchen, etwas aufzutreiben, bevor wir den Löwen beim Barte packen.«
    »Den Löwen beim Barte packen?«, wiederholte sie kopfschüttelnd. »Was lesen Sie denn zurzeit?«
    »Ich hab Freunde, die mir vorlesen. Bei einem Buch ohne Bilder bin ich ziemlich aufgeschmissen.«
    Sie schoss mir wieder einen dieser halb misstrauischen, halb amüsierten Blicke zu. »Das bezweifle ich, Blake.«
    Es war wirklich so, dass Micah, Nathaniel und ich uns abends gegenseitig vorlasen. Micah war erschüttert gewesen, weil Nathaniel und ich noch nie »Peter Pan« gelesen hatten, und so hatten wir damit angefangen. Danach stellte ich fest, dass Micah »Wilbur und Charlotte« nicht kannte. Nathaniel hatte es als Kind selbst gelesen, aber nicht vorgelesen bekommen. Mehr sagte er nicht, nur, dass ihm nie einer laut vorgelesen hatte, als er klein war. Aber diese kurze Bemerkung sprach doch Bände. Also wechselten wir uns mit Lesen ab, ein Zubettgeh-Ritual, das anheimelnd und sonderbarerweise intimer war als Sex. Man liest seine liebsten Kinderbücher nicht Leuten vor, die man fickt, man liest sie Leuten vor, die man liebt. Da war es wieder, das Wort Liebe. Allmählich kam mir der Gedanke, dass ich gar nicht wusste, was es bedeutet.
    »Blake, Blake, sind Sie noch da?«
    Ich blinzelte O’Brien an und merkte, dass sie mit mir geredet und ich nicht zugehört hatte. »Entschuldigung, tut mir leid, ich hab gerade nachgedacht.«
    »Es können keine besonders schönen Gedanken gewesen sein.«
    Was sollte ich dazu sagen? Es gab nun mal Schönes und Unschönes in meinem Privatleben. Laut sagte ich: »Verzeihung, es setzt mir ein bisschen zu, dass jemand wie Heinrick hinter mir her ist.«
    »Sie haben aber nicht ängstlich ausgesehen, Blake, sie sahen eher nachdenklich aus.«
    »Es waren schon andere Killer hinter mir her, aber noch keine Terroristen mit politischen Motiven. Ich habe überhaupt nichts mit Politik zu tun.« Sowie ich das ausgesprochen hatte, begriff ich, dass es ein Irrtum war. Ich hatte sogar gleich doppelt damit zu tun: mit Lykanthropen und mit Vampiren. Scheiße. Hatte Belle ihn angeheuert? Nein, kam mir unwahrscheinlich vor. Unser Zusammentreffen war zu intim gewesen, und sie wollte mich Jean-Claude wegnehmen. Sie würde nicht vernichten, was sie glaubte noch beherrschen und benutzen zu können.
    Richard schaufelte immer

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