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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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war außerdem mein Geliebter, genau wie Jean-Claude. Den beiden schien das nichts auszumachen, mich dagegen machte es verlegen. Ich war dazu erzogen worden, dass ein Mädchen nicht mit zwei Männern gleichzeitig ausgeht, zumindest nicht ernsthaft.
    Ich erreichte nur Anrufbeantworter und hinterließ meine Nachricht so knapp und ruhig wie möglich. Wie soll man so eine Neuigkeit sonst anbringen? »Hallo Micah, hier Anita. Musette ist früher gekommen und in Jean-Claudes Territorium eingedrungen. Asher und ich fahren jetzt zum Zirkus. Wenn du bis Sonnenaufgang nichts von mir hörst, schick Hilfe. Aber komm nicht vorher, außer ich rufe persönlich an. Je weniger Leute in die Schusslinie geraten, desto besser.«
    Den Anruf bei Richard ließ ich Asher machen, weil Richard manchmal meine Nachrichten löschte, ohne sie anzuhören. Es hing davon ab, welche Laune er gerade hatte. Obwohl er mit mir Schluss gemacht hatte, nicht umgekehrt, gebärdete er sich, als wäre er der Gekränkte, und gab mir für alles die Schuld. Ich machte immer einen möglichst großen Bogen um ihn, doch es kam vor, dass wir zusammenhalten mussten, damit unsere Leute gesund und munter blieben. Überleben kam vor Rücksicht auf emotionalen Schmerz. Es ging nicht anders. Ich hoffte, dass Richard das bedachte.
    Der Zirkus der Verdammten bot eine Kombination aus Gruseldramen und traditionellen bis makabren Zirkusnummern, dazu eine Kirmes mit Karussells, Spiel- und Fressbuden und kleinen Budenshows, die selbst mir Albträume machten.
    Hinter dem Zirkus war es dunkel und still. Die Dampforgelmusik, die vorne plärrte, klang hier wie von weit her. Früher war ich hierhergekommen, um Vampire zu töten. Inzwischen durfte ich den Parkplatz fürs Personal benutzen. Oh, wie tief war ich gesunken.
    Ich war schon ein paar Schritte vom Jeep entfernt, als mir auffiel, dass Asher nicht mitgekommen war. Seufzend kehrte ich um. Er saß reglos auf seinem Sitz. Ich musste an die Scheibe klopfen, damit er mich ansah. Halb dachte ich, er würde zusammenschrecken, aber das tat er nicht. Er drehte nur langsam den Kopf wie jemand in einem Albtraum, der weiß, dass bei der ersten schnellen Bewegung die Monster zuschnappen.
    Anstatt die Tür zu öffnen, starrte er mich an. Ich holte tief Luft und zählte langsam. Ich hatte jetzt keine Zeit, seine emotionalen Wunden zu versorgen. Unter dem Zirkus musste Jean-Claude, mein Süßer, für den Schrecken der Vampirwelt den Gastgeber spielen. Laut Asher war noch keinem etwas zugestoßen. Doch das würde ich erst glauben, wenn ich Jean-Claude sah und seine Hand berührte. So sehr ich Asher mochte, ich hatte jetzt keine Zeit für so was. Keiner von uns.
    Ich machte ihm die Tür auf. Er rührte sich trotzdem nicht. »Asher, brich mir jetzt nicht zusammen. Wir brauchen dich heute Nacht.«
    Er schüttelte den Kopf. »Weißt du, Anita, Jean-Claude hat mich nicht zu dir geschickt, weil ich schneller fliege als die anderen, sondern damit ich ihrer Reichweite entkomme.«
    »Sollst du nicht wieder reingehen?«, fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. Die goldenen Wellen glitten um sein Gesicht. Unter dem Deckenlämpchen hatten seine Augen das normale Eisblau. »Ich bin sein Stellvertreter, ich muss wieder hinein.«
    »Dann musst du aussteigen«, sagte ich.
    Er betrachtete seine Hände, die schlaff im Schoß lagen. »Ich weiß.« Doch er blieb sitzen.
    Eine Hand an der Tür, die andere auf dem Dach, beugte ich mich zu ihm hinunter. »Asher … wenn du das nicht kannst, flieg zu mir nach Hause und versteck dich im Keller. Wir haben einen Sarg da stehen.«
    Er blickte auf und sah zornig aus. »Dich allein da hineingehen lassen? Auf gar keinen Fall. Wenn dir etwas zustieße …« Er senkte den Kopf und verbarg das Gesicht hinter dem Haarvorhang. »Ich könnte nicht mit dem Wissen leben, dich im Stich gelassen zu haben.«
    Ich seufzte wieder. »Prima. Danke für die aufrechte Haltung. Ich weiß, es ist dir ernst damit, aber das heißt, dass du jetzt aussteigen musst.«
    Ich spürte einen Windstoß hinter mir, der zu stark war, und zog die Waffe, während ich gleichzeitig auf ein Knie ging.
    Vor mir landete Damian. Mein Pistolenlauf zeigte auf seinen Bauch. Wäre Damian ein bisschen kleiner gewesen, wäre die Schusslinie in Brusthöhe gewesen.
    Ich atmete langsam aus und nahm den Finger vom Abzug. »Verdammt, Damian, du hast mich erschreckt, und das kann sehr ungesund sein.« Ich stand auf.
    »Entschuldigung«, sagte er, »aber Micah will, dass du

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